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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
Autoren: Paul Cleave
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dass man nichts dafür kann und sich immer wieder damit auseinandersetzen, bis es einem so alltäglich erscheint wie eine zu spät abgegebene Steuererklärung oder auf dem Teppich verschütteter Rotwein.
    Doch Davids Wut trieb ihn weiter, über Rachel Tyler hinaus, zu anderen Mädchen, die er überhaupt nicht kannte, sie brachte ihn dazu, Vater Julian zu ermorden und die Tatwaffe in meinem Haus zu deponieren. Er hat mich ausgesucht, weil er mich in den Nachrichten gesehen hat. Andererseits war David in seiner Studentenwelt gefangen – einer Welt, in der er jeden Tag ausschlief und den Bericht am Morgen nach meinem Autounfall verpasst hat. Darum wusste er nicht, dass er die Mordwaffe wieder aus meiner Garage entfernen musste.
    Ich starte den Wagen und rolle langsam die Straße hinunter, während mir weitere Möglichkeiten durch den Kopf gehen.
    »Ich habe ihm nie erzählt, wer sein Vater ist«, sagt Fiona Chandler, der ich auf ihrer Türschwelle gegenüberstehe.
    »Ihr Mädchenname ist …«
    »Harding«, sagt sie. »Dann wurde daraus Martins, und jetzt ist es Chandler. Ein paar klangvolle Namen und schlechte Erinnerungen.«
    Sie bittet mich aus dem Regen herein, und wir stehen bei geöffneter Tür in ihrem Flur. Sie nimmt einen tiefen Zug von ihrer Zigarette, dann bläst sie den Rauch nach draußen. Als er auf die kalte Luft trifft, bildet sich eine kleine Wolke, die langsam in meine Richtung schwebt.
    »Wie hat David reagiert, als sie ihm von seinem Vater erzählt haben?«
    »Ich hab es ihm nie gesagt, jedenfalls nicht die ganze Wahrheit. Er hält Henry Martins für seinen Vater. Er weiß nichts von Vater Julian.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das doch tut.«
    »Ausgeschlossen. David hatte bereits genügend Gründe, wütend zu sein. Sein Leben war nicht gerade einfach. Er wurde von zwei Männern, die er nicht kannte, verlassen. Ich musste ihm wirklich nicht alles erzählen, also habe ich nur von Henry gesprochen. Davon, dass er mich verlassen hat, als ich schwanger war. Aber ich habe ihm nicht gesagt, dass Henry nicht sein Vater ist. Er wollte wissen, ob Henry Unterhalt für ihn zahlt. Das hat er nicht getan. Vater Julian hat es mir zwar angeboten, aber sein Geld wollte ich nicht. Er hatte mein Leben zerstört, ich wollte ihn nie wiedersehen. David hat also lediglich erfahren, dass sein Vater nichts mit ihm zu tun haben wollte und keinen Unterhalt für ihn zahlt.«
    »Warum sind Sie weiter in die Kirche gegangen, wenn Sie nichts mehr mit Vater Julian zu tun haben wollten?«
    Sie zuckt mit den Achseln. »Ich weiß, das passt nicht zusammen. Es ist nur … ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass er der Kirche den Rücken kehrt, um mit mir zusammenzuleben. Doch das hat er nicht.«
    »Und Sie haben Patricia nie von Ihrer Affäre mit Vater Julian erzählt?«
    »Das ist nicht gerade was, das man überall rumerzählt. Heute vielleicht schon, aber damals nicht.«
    »Hat David Henry ausfindig gemacht? Mit ihm gesprochen?«
    »Das wollte er. Aber das hat ihn nur noch wütender gemacht.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es passierte in der Woche, als ich David von Henry erzählt habe. So was nennt man wohl Schicksal. Er wollte seinen vermeintlichen Vater aufsuchen und mit ihm sprechen. Ich vermute, er wollte ihn zur Rede stellen, doch er bekam nie die Gelegenheit dazu. Es war die Woche, in der Henry gestorben ist. Es war ein grausamer Zufall, und ich schätze, dass David sich abermals verlassen gefühlt hat.«
    »Und wann sind Sie ihm das letzte Mal begegnet?«
    »Das war auf der Beerdigung von Patricias Mutter. David war natürlich auch da. David und Rachel haben sich durch Patricia und mich kennengelernt, als sie noch Kinder waren. Bevor da überhaupt was war, konnte man sehen, dass aus den beiden mal ein Paar wird. Wie auch immer, ein paar Tage nach der Beerdigung ist Rachel dann verschwunden. Ungefähr zur selben Zeit, als Henry gestorben ist – an die Einzelheiten kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich habe David mehrmals angerufen, doch er wollte nicht mit mir sprechen. Nach einer Weile ist er dann gar nicht mehr drangegangen. Und ab da … Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, was passiert ist. Der Schock und der Verlust vermutlich, aber dann sollte eine Familie doch eigentlich zusammenrücken, oder?«
    Sie starrt mich an und wartet auf irgendeine Bestätigung. Ich nicke langsam.
    »Ich habe wirklich alles versucht, glauben Sie mir. Aber irgendwann war ich mit meinem Latein am Ende. David hat sein
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