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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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könnte deine halbe Wohnung ausräumen.»
    Gunilla sah ihn erneut im Spiegel an und lächelte verschmitzt.
    «Hast du denn vor, meine halbe Wohnung auszuräumen?»
    «Nein. Aber das würde ich wohl auch antworten, wenn es so wäre.»
    Inzwischen hatte Gunilla all ihren Schmuck angelegt, und nach einem letzten, prüfenden Blick in den Spiegel kehrte sie zu seiner Betthälfte zurück. Sie setzte sich auf die Kante und legte eine Hand auf seinen Brustkorb.
    «Erstens kenne ich dich nicht erst seit gestern. Gestern bin ich zum ersten Mal mit dir ausgegangen. Aber in der Arbeit habe ich all deine Kontaktdaten. Solltest du also den Fernseher mitnehmen, weiß ich, wo ich dich finden kann …»
    Für einen kurzen Moment schwirrte Sebastian der Gedanke an Ellinor durch den Kopf, doch er verdrängte ihn sofort wieder. Er würde gezwungenermaßen sowieso bald ziemlich viel Zeit und Energie für sie aufbringen müssen. Aber nicht jetzt. Gunilla lächelte ihn erneut an. Sie scherzte mit ihm. Sebastian erinnerte sich an das gestrige Rendezvous.
    Ja, sie lachte viel.
    War ein fröhlicher Mensch.
    Es war ein netter Abend gewesen.
    Jetzt beugte Gunilla sich kurz vor und küsste ihn so schnell auf den Mund, dass er sich nicht rechtzeitig wehren konnte. Dann stand sie auf. Auf dem Weg zur Schlafzimmertür sagte sie: «Außerdem wird Jocke dich schon im Auge behalten.»
    «Jocke?» Sebastian wühlte in seinem Gedächtnis nach irgendeinem Jocke, den er mit ihr in Verbindung bringen konnte. Fehlanzeige.
    «Joakim. Mein Sohn. Du kannst mit ihm zusammen frühstücken, wenn du willst.»
    Sebastian starrte sie an. Er brachte kein Wort heraus. War das ihr Ernst? Ein Sohn? In dieser Wohnung? Wie alt mochte er sein? Und wie lange war er schon hier? Etwa die ganze Nacht? Sebastian erinnerte sich, dass sie nicht gerade diskret gewesen waren.
    «Aber jetzt muss ich wirklich los. Danke für den schönen Abend.»
    «Danke gleichfalls», stammelte Sebastian, ehe Gunilla das Schlafzimmer verließ und die Tür hinter sich zuzog. Er sank mit dem Kopf auf das Kissen zurück und hörte, wie sie sich von jemandem verabschiedete – vermutlich dem Sohn –, woraufhin eine weitere Tür ins Schloss fiel. Dann wurde es still in der Wohnung.
    Sebastian räkelte sich, ohne dass es weh tat.
    Eigentlich hatte er schon seit einigen Wochen keine Schmerzen mehr, doch er genoss das Gefühl, sich wieder ohne Qualen bewegen zu können, noch immer.
    Vor etwas mehr als zwei Monaten war er von Edward Hinde, Psychopath und Serienmörder, mit dem Messer attackiert worden, an den Waden und am Bauch. Sebastian war sofort operiert worden, und zunächst hatten seine Heilungschancen sehr gut gestanden, doch dann gab es Komplikationen. Über eine Woche hatte er eine Drainage getragen, da seine Lunge punktiert gewesen war. Wenn man den Schlauch entfernt habe, sei es nur noch eine Frage der Zeit, ehe er wieder der Alte wäre, hatte man ihm gesagt. Doch er bekam eine Entzündung, bei der sich Flüssigkeit bildete, und sie stachen ein neues Loch in ihn hinein, saugten das Wasser in der Lunge ab und nähten ihn wieder zusammen. Er bekam allerlei Aufgaben und Verhaltensregeln mit nach Hause. Viel zu umfangreich, zu anstrengend und zu langweilig, um sie zu befolgen. Vielleicht erkrankte er deshalb anschließend an einer Lungenentzündung, vielleicht hätte er sie auch so bekommen. Aber nun war er endgültig geheilt. Seit gestern auch offiziell.
    Doch auch wenn sein Körper wieder gesund war, ging ihm der Fall Hinde nicht aus dem Kopf.
    Das lag zum einen daran, dass Hinde sich an ihm gerächt hatte, indem er mehrere Frauen ermorden ließ, mit denen Sebastian einmal eine sexuelle Beziehung gehabt hatte. Da er seit dem Jahr 1996, als Sebastian für Hindes Verhaftung gesorgt hatte, im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Lövhaga gesessen hatte, war er natürlich nicht in der Lage gewesen, die Morde selbst auszuführen, aber mit Hilfe eines dort angestellten Putzmannes war es ihm trotzdem gelungen, seinen Rachefeldzug teilweise in die Tat umzusetzen.
    Vier Frauen hatten ihr Leben gelassen.
    Frauen, die nur einen gemeinsamen Nenner hatten: Sebastian Bergman.
    Das Gefühl, dass er am Tod der vier Frauen Schuld hatte, war irrational, aber ganz abschütteln konnte er es trotzdem nicht.
    Nachdem die Reichsmordkommission den Putzmann gefasst hatte, war Hinde aus dem Gefängnis geflohen und hatte Vanja Lithner gekidnappt, und auch das keineswegs zufällig. Aber nicht deswegen, weil sie mit
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