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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall
Autoren: Andreas J. Schulte
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seit Juni 1474 die kurkölnische Stadt Neuss ...“ [Dr. Huiskes, Manfred: Zeitzeugenberichte über die Andernacher Katastrophe vor Linz am Julianentag des Jahres 1475, in Die Andernacher Bäckerjungen, S. 56]
    Kaiser Friedrich III. musste den Reichskrieg ausrufen und begann Truppen zusammenzuziehen, um Neuss zu helfen.
    Hier wird es nun spannend. Der Kaiser wohnte nämlich zu diesem Zeitpunkt nicht in Trier oder in Mainz, er lebte drei Monate lang, vom 29. Dezember 1474 bis zum 10. März 1475, in Andernach. [Dr. Huiskes, Manfred: ebd, S. 58]
    Ein riesiges Feldheer von rund 40.000 Mann sammelte sich in den Monaten November 1474 bis März 1475 im Mittelrheintal. Das kurkölnische Andernach belagerte in der Zeit, in der Friedrich in der Stadt weilte, Linz, das auf der Seite Ruprechts stand. Dabei kam es zur Katastrophe: bur gundische Truppen griffen die Andernacher an und besiegten sie. Doch dazu später mehr.
    Nach drei Monaten verließ der Kaiser die Stadt. Zu wirklich großen Kämpfen zwischen dem Reichsheer und Burgund soll es gar nicht mehr gekommen sein: Bereits Ende Mai stimmte Karl einem W affenstillstand zu und Anfang Juni zogen sich die burgundischen Truppen endgültig zurück.
    Im Januar 1477 starb Karl bei der Schlacht von Nancy, wenige Monate später heirateten Maximilian und Maria von Bu rgund.

    Die Chronologie der Ereignisse war wahrscheinlich recht typisch für die damalige Zeit, in der Intrigen, Bündnisse und Kriege zwi schen den europäischen Herrschaftsfamilien sozusagen zur „Tagesordnung“ gehörten.
    Die Verbindung Habsburg und Bur gund aber darf man nicht unterschätzen: Nicht zuletzt durch die Reichtümer Burgunds wurden die Habsburger zu einer der mächtigsten Adelsfamilien Europas.
    Zwischen 1469 und 1473 plante man also die Hochzeit, 1475 musste Habsbur g gegen Burgund in den Krieg ziehen, 1477 heirateten Maria und Maximilian.
    Irgendwann im Jahr 1476 gab es wohl Verhandlungen zwischen Vertrauten Habsburgs und Burgunds, um die Ehe zu vermitteln. Die ersten Verhandlungen, die im großen Rahmen in Trier stattgefunden hatten, waren ja gescheitert. Danach wurde wohl im Stillen verhandelt. Wo? In Andernach? Nein, denn hier beginnt die Fiktion des Romans. Aber es hätte gut in Andernach stattfinden können. Vielleicht hatte ja Friedrich III., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die kleine, eher unscheinbare Stadt am Rhein schätzen gelernt.
    Das Linzer Massaker
    Die Belagerung der Stadt Linz und der katastrophale Ausgang für die Andernacher Bü rger werden sehr ausführlich in einem Beitrag von Dr. Manfred Huiskes geschildert, der dabei zahlreiche Briefe und Quellen aufführt. [Dr. Huiskes, Manfred: ebd. S. 51 f.]
    Nach dem Lesen dieses Beitrages hatte ich endlich mein lang gesuchtes Mordmotiv gefunden, denn dass die Untätigkeit des Kaisers für Unmut in der Truppe gesorgt hatte, passte hervorragend in die Handlung.
    Doch der Reihe nach:
    In dem bereits beschriebenen Kampf um das Kölner Erzstift bezogen auch die einzelnen Städte Position: Neuss, Bonn, Ahrweiler und Andernach schlossen sich Hermann von Hessen an. Linz, Remagen, Sinzig, Breisig, Unkel und Erpel waren auf der Seite Ruprechts von der Pfalz. Karl der Kühne stationierte bis zu 800 Mann in den Städten, die auf Ruprechts Seite waren.
    Kaiser Friedrich III. musste daher, bevor er mit dem Reichsheer rheinaufwärts nach Neuss ziehen konnte, die Städte mit burgundischer Besatzung einnehmen.
    So kam es, dass auch Linz vom Reichsheer belagert wurde. Neben einem Ring um die Stadt selber wurde auf der anderen Rheinseite, beim heutigen Kripp, ein Bollwerk errichtet, von dem aus die Stadt beschossen wurde.
    Dieses Bollwerk wurde u. a. mit Andernacher Bürgern besetzt. Am 16. Februar 1475 kam es zu der Katastrophe, di e im Roman auch von Johanna beschrieben wird. Bu rgundische Truppen griffen das Bollwerk an , wurden zuerst zurückgeschlagen, dann aber explodierte ein Pulvermagazin im Bollwerk. Die Burgunder nutzten das Chaos und die Verwirrung, die die Explosion ausgelöst haben muss, griffen erneut an und überrannten das Bollwerk.
    Wie viele Männer dabei ums Leben kamen, ist unklar. Dr. Huiskes geht von 60–80 gefallenen Andernachern aus, „eine Zahl, die [...] immerhin knapp einem Sechstel der wehrfähigen Bevölkerung der Stadt entsprochen haben mag.“ [Dr. Huiskes, Manfred: ebd. S. 93]

    Kaiser Friedrich III. soll bereits im Januar gewarnt worden sein, dass Karl der Kühne von Neuss aus Soldaten ins Rheintal
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