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Die Tote von Harvard

Die Tote von Harvard

Titel: Die Tote von Harvard
Autoren: Amanda Cross
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musikalische Einlagen, oder, wie im Programm recht ungeschminkt angekündigt: »Um etwas Abwechslung in die gewissermaßen monotone Verleihung der akademischen Gra-161

    de zu bringen, werden Sie der Chor der Doktoranden und das Universitätsorchester in gebührenden Abständen unterhalten.« Kate konnte Leighton nirgends entdecken, aber sie würde sie ja später bei der kleineren Feier im Südhaus sehen. Während Kate unter den Bäumen saß, dachte sie mit gütigen und ein wenig sentimentalen Gefühlen an ihre Nichte Leighton; daß sie beide Gefühle als unecht entlarvte, hinderte sie nicht daran, sie voll auszukosten. Kates Bruder und seine unmögliche Frau, Leightons Eltern, würden natürlich auch bei der Feier im Südhaus sein. Aber Kate hatte ihre Einladung sorgfältig studiert, und dort hieß es, Cocktails würden serviert. Auf die freute sie sich.
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Epilog
    Das Radcliffe Institut hat sich zum Ziel gesetzt, aktiv an der Ausarbeitung von Strategien mitzuwirken, die die Lage von Frauen in Harvard verbessern. Das Radcliffe wird sich zum Fürsprecher aller Frauen in dieser universitären Gemeinschaft machen, deren Geschichte sich dadurch auszeichnet, daß sie die Bildungsbelange von Frauen sträflich vernachlässigt hat. (…) Wer sich in Harvard der Sache der Frauen annimmt, hat einen gewaltigen Berg Arbeit vor sich (…) denn nur ii Frauen bekleiden einen Lehrstuhl, d. h. weniger als 3% der Vollprofessuren sind mit Frauen besetzt.

    ›Harvard Crimson‹ Ausgabe zur Abschlußfeier Sylvia Farnum, Washington, D.C. an Kate Fansler, New York City:

    … außerdem habe ich eine große Neuigkeit für Dich, meine Liebe: Harvard hat ein neues Berufungskomitee gebildet, das nach einer Professorin für englische Literatur Ausschau halten soll. Und diesem Komitee gehöre ich an. Ich glaube, ich werde sogar eine Ge-schlechtsgenossin zur Seite haben. Harvard scheint es leid zu werden, immer nur eine einzige Frau auf den Sitzungen zu sehen. Ich brauche Dir wohl kaum zu erzählen, daß wir diesmal eine Frau auswählen werden, die ihnen die Meinung sagt, statt in Tränen auszu-brechen, und die vielleicht sogar bereit ist, sich der Probleme von Frauen in Harvard anzunehmen. Wahrscheinlich werden wir eine berufen, die sich auf moderne englische Literatur spezialisiert hat.
    Denn die, die sich mit den früheren Epochen befassen, scheinen sich eine Vorliebe für einfache Lebensformen bewahrt zu haben, die heute nicht mehr funktionieren und die, wie ich fürchte, nie realistisch waren. George vermißt übrigens unser Absteigequartier in Cambridge und läßt fragen, ob Ihr, Du und Reed, vielleicht Lust habt, einen Urlaub mit Staken auf dem Charles zu verbringen. Ich habe zwar keine Stakkähne gesehen, aber George meint, wir hätten nur nicht zum richtigen Zeitpunkt hingeguckt. Wie ich höre, hat Janets alte Universität ein Stipendium in ihrem Namen gestiftet. Und wie laufen die Dinge bei Dir in…

    Leighton Fansler an Kate Fansler:

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    Liebe Tante Kate,
    Vater hat mich mehr oder weniger rausgeschmissen. Ich wohne in einem hübschen Appartement in der First Street, Ecke First Avenue, auch Lower East Side genannt. Außerdem habe ich mich einer hervorragenden Theatertruppe angeschlossen. Wir bereiten die Aufführung des ›Wintermärchens‹ vor, und ich werde die Paulina spielen. Du kommst doch zur Premiere, die am…

    Reed Amhearst an Kate Fansler:

    …Alles ist erledigt, und ich fliege spätestens in einer Woche zu-rück. Hoffentlich hast Du Dich von Harvard erholt. Abgesehen von der Tatsache, daß Du dort warst, ziehe ich die Dritte Welt Harvard zweifellos vor. Ich weiß jetzt, daß es die Dritte Welt heißt, weil Du in den beiden anderen immer bei mir warst.

    Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an Frau Professor Kate Fansler, Baldwin Hall:

    Liebe Frau Professor Fansler, herzlich willkommen nach Ihrem Harvard-Ausflug. Wir alle sind hocherfreut, Sie wieder in unserer Mitte zu wissen. Auf Empfehlung des Komitees zur Untersuchung der Zukunft der Ausbildung an der geisteswissenschaftlichen Fakultät darf ich Sie hiermit einladen, diesem Komitee mit sofortigem Beginn für die Dauer eines Semesters beizutreten…
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