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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Studien widmen«, wandte Wilhelm bedrückt ein. »Unsere arme Mutter hat uns nicht nach Marburg geschickt, damit wir unsere Zeit damit vertun, Märchen zu sammeln.«
    »Es wäre keine vertane Zeit. Aber ihr beide seid ja noch jung.« Brentano drückte Wilhelms Schulter kurz und trat zurück. »Denk bei Gelegenheit darüber nach.«
    Wilhelm nickte stumm und blickte wieder hinaus aus dem Fenster, wo der Schnee im Wind tanzte.
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Nachwort
    Das Schreiben eines Historischen Romans bedeutet immer eine Gratwanderung zwischen historischer Authentizität und Fiktion. Dies gilt vor allem, wenn geschichtlich verbürgte Persönlichkeiten auftreten und im Rahmen der fiktiven Geschehnisse handeln.
    Natürlich haben die Brüder Grimm während ihrer Marburger Zeit niemals einen Mordfall aufgeklärt, und die Romanze zwischen Wilhelm und Sophie ist ebenso erfunden wie der böse Wolf, die Hexe vom Frauenberg und der frauenmordende Doktor Wittgen. Auch Sophie Dierlinger und Julius Laumann haben niemals gelebt, ebenso wenig wie ihre Familien. Andere Personen, die historisch verbürgt sind, habe ich durch eigene Figuren ersetzt. Das betrifft vor allem den Wachtmeister Schmitt, der an die Stelle des überlieferten Wachtmeisters Klinzing tritt, wie auch den Stadtphysikus Hirschner, der das Amt von dem historisch verbürgten Doktor Busch übernommen hat.
    Nicht fiktiv aber ist das Umfeld der Geschehnisse, das Universitätsstädtchen Marburg, das um 1800 gerade einmal 6.000 Einwohner und kaum 200 Studenten zählte. Heute wie damals ist und war die Universität von zentraler Bedeutung für die Stadt. Zwischen 1800 und 1806 versammelte sich in Marburg ein Kreis von Gelehrten, Dichtern und Studenten, der die Marburger Frühromantik begründete. Zentrum dieses Kreises war Friedrich Carl von Savigny, der mit gerade einmal zwanzig Jahren als Professor für Rechtswissenschaften in Marburg lehrte. Neben Savigny selbst gehörte Clemens Brentano diesem Kreis ebenso an wie dessen jüngere Schwester Bettine, die später Achim von Arnim heiratete. Sophie Mereau, die Clemens Brentano Ende November 1803 in der Lutherischen Pfarrkirche zu Marburg ehelichte, gilt als die erste Schriftstellerin, die von ihrer Arbeit leben konnte. Aber auch Caroline von Günderode, der Bettine Brentano nach deren Freitod einen Roman widmete, und der dafür verantwortliche Altphilologe Friedrich Creutzer gehörten diesem Kreis an. Und last but not least: die Brüder Grimm.
    Jakob Grimm kam 1802 nach Marburg, um bei Savigny Rechtswissenschaften zu studieren. Sein Bruder Wilhelm folgte ihm Ostern 1803 gemeinsam mit seinem Schulfreund Paul Wiegand. Die Brüder Grimm waren blutjung, als sie ins Studium gingen – im November 1803 war Jakob gerade einmal achtzehn, Wilhelm siebzehn Jahre alt.
    Der Vater war früh verstorben, und die Mutter hatte die beiden angehalten, zügig und gewissenhaft zu studieren, um das ohnehin knappe Geld nicht zu verplempern und rasch einen Abschluss zu erlangen, damit sie möglichst bald die Familie unterstützen könnten. Die Begegnung mit dem nur wenig älteren Savigny prägte die Grimms nachhaltig. Savigny weckte in ihnen die Begeisterung für die deutsche Sprache und Geschichte, sodass die Marburger Jahre den Grundstein legten für die späteren Märchensammlungen und das weitere Schaffen der Grimms.
    Die Zeit um 1803 ist eine Zeit des Umbruchs. Die Aufklärung fordert die Mündigkeit des Denkens, fernab von Aberglauben und Gängelung. Die Ideen der Französischen Revolution, die Ideen von Freiheit – auch für Frauen – werden im politisch zersplitterten Deutschland von der junge Generation begeistert aufgenommen und in den bildungsbürgerlichen Schichten teilweise auch gelebt. Dazu kommt die Bewegung der Romantik, die Rückbesinnung auf die eigene Geschichte, die Sehnsucht nach der Natur und dem Mystischen, die sich in schwärmerischen Gedichten wiederfindet. Der Kreis um Savigny war durchdrungen von diesen Gedanken, und gerade Marburg bot mit seinen verwinkelten, mittelalterlichen Gassen, den engen Fachwerkhäusern und dem Blick hinab ins Tal alles, was die Sehnsüchte der Romantiker weckte.
    Obwohl es präzise Untersuchungen zum Bebauungsstand der Marburger Altstadt gibt, habe ich mich entschieden, die erwähnten Wohnorte nicht genau zu lokalisieren und damit keine Häuser festzulegen, in denen eine Familie Dierlinger, ein Doktor Wittgen oder ein Doktor Hirschner gelebt haben mögen. Das hat den Charme, dass ich
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