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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Erleichterung empfinden zu können. Wo zum Teufel kam Hans mit einem Mal her?
    »Der Grimm wollte den Wachtmeister holen und deinen Vetter«, erklärte Hans hastig, während er die Riemen löste, mit denen Sophie gefesselt war. »Zum Glück habe ich nicht auf ihn gehört, sonst wären wir wohl zu spät gekommen.«
    In diesem Moment konnte Sophie endlich den Kopf drehen, und ihr Blick fiel auf Onkel Hugo, der auf dem Boden kniete. Unter ihm lag Doktor Wittgen, der mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte, sich aus dem Griff zu winden, aber der massige Hugo hatte Wittgen den Arm auf den Rücken gedreht und hielt ihn mühelos. Neben ihm kniete Wilhelm, der versuchte, Wittgens Hände zu fesseln.
    »Der wollte dich töten, Sophie!« Hugos einfältiges Gesicht zeigte Verblüffung und maßlosen Ärger. »Ich musste die Tür einschlagen. Er hat nicht geöffnet!«
    Tränen der Erleichterung stiegen Sophie in die Augen, und am liebsten wäre sie dem Onkel um den Hals gefallen, doch stattdessen sprang sie auf und schlang die Arme um Wilhelm, der unter ihrem Ansturm beinahe zur Seite gefallen wäre.
    »Langsam«, lachte er erleichtert und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Erst muss ich mich um den hier kümmern, damit er nicht verschwindet. Was ist mit dem da?« Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Schreibtischs, wo Fuchs lag.
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich hat er dem feinen Doktor das Gift besorgt und wurde dafür von ihm umgebracht. Das wird uns Wittgen hoffentlich noch erzählen.« Sophie holte tief Luft. Der Teil ihres Verstands, der noch denken konnte, ermahnte sie, dass noch nicht alles vorbei war. Sie fasste Hans am Hemd. »Wo ist Julius?«
    »Beim Gefängnis vermutlich.« Hans hatte sich ebenfalls erhoben und warf die Riemen beiseite. »Die wollen ja die Hexe aufhängen.«
    »Wir müssen ihm helfen!« Sophie sprang auf. »Ehe die Hexe für etwas verurteilt wird, was dieses Monster hier getan hat!«
    »Dann sollten wir uns beeilen«, bemerkte Wilhelm lakonisch. »Ansonsten kann es sein, dass wir nur noch ihre Einzelteile zusammensuchen können.«
    *
    »Sie müssen etwas unternehmen!« Julius hielt in seinem Auf- und Abgehen inne und wandte sich wieder dem Justiziar zu. »Wir können doch nicht warten, bis aus den dreißig Leuten dreihundert geworden sind! Oder noch mehr!«
    Der Angesprochene, ein hagerer Mann mit tiefen Tränensäcken und einer trockenen Mundpartie, kaute angespannt am Griff seines Federhalters. Wie gelähmt blickte er hinaus durch das schmale Fenster. Man konnte die Menge, die sich unterhalb des Tors versammelt hatte, vom Hexenturm aus nicht sehen, aber die aufgebrachten Rufe waren weithin hörbar.
    Sie waren bereits hier gewesen, als Julius dazugekommen war. Zum Glück schienen sie ihn als einen Verbündeten anzusehen, als jemanden, der bei der Verhaftung der Hexe dabei gewesen war und daher auf ihrer Seite stand, wenn sie den Tod der Hexe forderten. Julius war erleichtert, dass die kurfürstlichen Wachleute genug Beherrschung zeigten, die Menge nicht unüberlegt auseinander zu treiben. Die Leute, die dort unten standen und die Fäuste schüttelten, waren allesamt ehrbare Bürger, einfache Leute, Handwerker und Krämer, aber keine Aufrührer oder geistloser Pöbel. Dennoch war es faszinierend und gleichzeitig erschreckend, was Furcht aus Menschen machen konnte, sei es auf dem Weg zur Bastille oder hier vor dem Marburger Schloss. Zum Glück hatten die Wachen ihn durchgelassen. Doch das war inzwischen eine ganze Weile her, und dem Lärm nach hatte sich die Menge in der Zwischenzeit verdoppelt. Wenn sie tatsächlich begannen, gegen das Tor anzustürmen, mochte er sich nicht ausdenken, wie die kurfürstlichen Gardisten reagierten. Im schlimmsten Fall gäbe es ein Blutbad.
    »Sagen Sie mir dann doch bitte, was ich tun soll, Doktor Laumann!«, hob der Justiziar mit kläglicher Stimme an. »Die bringen mich um, wenn ich da rausgehe.«
    »Nicht, wenn Sie die Hexe mitnehmen«, brummte einer der Wachleute, ein rotgesichtiger Mittvierziger, dessen Nase verriet, dass er dem Wein nicht abgeneigt war. »Dann sind wir das Problem gleich los.«
    »Sie werden die Frau nicht ausliefern!«, fuhr Julius herum. »Sie ist unschuldig.«
    »Dann gehen Sie doch hinaus und erklären das den Leuten!« Der Justiziar hob gereizt die Hände. »Vielleicht hören sie auf Sie eher als auf mich! Mir wollen sie ja nicht einmal zugestehen, Frau Dörr zum Gericht zu bringen!«
    »Nee, der Pöbel will die Hexe ja lieber baumeln
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