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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Martin Beck.
    »Ja, nicht wahr. Ich bin selbst oft genug wie ein Märzkater vor den Häusern netter Mädchen hin und her gelaufen.«
    Ahlberg zuckte mit den Schultern.
    »Aber damals war ich natürlich jünger. Erheblich viel jünger.«
    Martin Beck schwieg. Die anderen unternahmen einen halbherzigen Versuch, die Schachpartie zu beenden. Nach einer Weile bot Kollberg Remis an, obwohl er im Vorteil war.
    »Verdammt«, brummte er. »Durch diesen Kerl habe ich den Faden verloren. Mit wieviel führst du eigentlich?«
    »Mit vier Punkten«, antwortete Ahlberg. »Zwölfeinhalb zu achteinhalb. «
    Kollberg stand auf und lief im Zimmer auf und ab.
    »Wir schnappen ihn uns wieder, machen eine gründliche Haussuchung und drehen ihn nach allen Regeln der Kunst durch die Mangel«, schlug er vor.
    Niemand antwortete.
    »Wir könnten ihn auch wieder beschatten, mit neuen Leuten.«
    »Nein«, widersprach Ahlberg.
    Martin Beck biß sich auf den Zeigefingerknöchel.
    Nach einer Weile sagte er: »Hoffentlich hat sie es jetzt nicht mit der Angst bekommen. «
    Ahlberg schüttelte den Kopf. »Das glaub ich nicht, sie ist kein Typ, dem man so schnell Angst einjagen kann.«
    Das war Roseanna McGraw auch nicht, dachte Martin Beck.
    Sie redeten nicht mehr viel, aber jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, als der Verkehrslärm auf Regeringsgatan wieder zunahm und ihnen signalisierte, daß ihr Arbeitstag jetzt zu Ende war, während er für andere Leute gerade begann. Irgend etwas war geschehen, aber was genau, konnte Martin Beck nicht sagen.
    Ein Tag verging nach dem anderen. Ahlberg verstärkte seine Führung beim Schach um einen weiteren Punkt. Das war alles.
    Der nächste Tag war Freitag, der 29. Januar. Das Wetter war immer noch verhältnismäßig milde, regnerisch und dämmerig, und jeden Abend senkte sich dicker Nebel über die Stadt.
    Zehn Minuten nach neun schrillte das Telefon.
    Martin Beck nahm den Hörer ab.
    »Er steht wieder unten an der Bushaltestelle.«
    Sie brauchten diesmal fünfzehn Sekunden weniger als das letzte Mal, obwohl Kollberg auf Birger Jarlsgatan parkte. Eine halbe Minute später kam das Zeichen, daß Ahlberg in Stellung gegangen war.
    Die Wiederholung war beinahe erschreckend. Der Mann, der Folke Bengtsson hieß, lungerte vier Stunden lang um Eriksbergsplan herum. Vier- oder fünfmal blieb er unschlüssig vor der Telefonzelle stehen. Einmal aß er eine Wurst. Dann ging er nach Hause. Kollberg folgte ihm diesmal.
    Martin Beck war total durchgefroren. Die Hände in den Manteltaschen und den Blick auf den Boden geheftet, ging er schnell Regeringsgatan hinunter.
    Kollberg traf nach einer halben Stunde ein.
    »Alles ruhig auf Rörstrandsgatan.«
    »Hat er dich gesehen?«
    »Keine Spur. Er lief wie ein Schlafwandler umher.
    Der hätte nicht mal ein Nilpferd auf zwei Meter Entfernung wahrgenommen.«
    Martin Beck wählte die Nummer der Ersten Polizeikonstablerin Sonja Hansson. Er spürte, daß er an sie nur denken konnte, wenn er automatisch ihren Dienstgrad hinzufügte. Andernfalls würde er es nicht durchstehen.
    »Morgen – oder richtiger gesagt, heute – ist Sonnabend. Bis zwölf hat er Dienst. Paß ihn ab, wenn er rauskommt. Lauf ihm zufällig über den Weg, als machtest du irgendwelche Besorgungen.
    Dann sag so was wie: Hallo, ich hab gedacht, Sie würden mal vorbeikommen. Warum haben Sie nichts von sich hören lassen – oder so. Nur das; dann geh schnell weiter. Zieh dich nicht zu dick an.«
    Er überlegte einen Augenblick. »Diesmal muß er anbeißen.« Dann legte er den Hörer auf.
    Die beiden anderen starrten ihn verständnislos an.
    »Ich möchte Bengtsson morgen, von dem Augenblick an, wo er das Haus verläßt, unter Bewachung gestellt haben. Wer kann das übernehmen? Wer ist unser zuverlässigster Mann?«
    »Stenström.«
    »Gut. Dann soll er es machen. Ich will über jeden Schritt informiert werden. Hierher. Auf das andere Telefon. Zwei von uns müssen die ganze Zeit hier sein, der Apparat darf nicht eine Sekunde ohne Bedienung sein.«
    Ahlberg und Kollberg starrten ihn immer noch fragend an, aber er merkte es nicht.
     
    Um 8 Uhr 22 öffnete sich die Tür in Rörstrandsgatan, und Stenströms Arbeit hatte begonnen.
    Bis 11 Uhr 15 hielt er sich auf Smälandsgatan auf und ließ das Tor der Spedition nicht aus den Augen.
    Dann ging er in das Cafe, setzte sich ans Fenster und wartete.
    Um 11 Uhr 55 tauchte Sonja Hansson an der Ecke Norrlandsgatan auf.
    Sie trug einen leichten kornblumenblauen Wollmantel mit
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