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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Autoren: Rolf Dieckmann
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Bevor es dazu kam, war das Paar jedoch bereits geflohen.
    Allerdings verschlug es die beiden nicht nach Baltimore, denn Bill hatte im Trubel der Ereignisse völlig vergessen, dass er dort vor drei Jahren der zwar nicht besonders attraktiven, aber schwerreichen Harriet – Tochter eines Geschäftsfreundes seines Vaters – das Jawort gegeben hatte. Stattdessen fanden sie in der Schweiz Asyl.
    Als Roberto auf die Welt kam, war das Glück von Donatella und Bill perfekt. Schnell bemerkten die Eltern, dass ihr Sohn zu einem ganz außergewöhnlichen Kind heranwuchs. Bereits in der ersten Klasse erstaunte Roberto seine Lehrer mit seinem ungewöhnlichen Zahlenverständniss und seiner Rechenfähigkeit: Zwei vierstellige Zahlen im Kopf miteinander zu multiplizieren und zeitgleich die Gesamtquersumme der acht Ziffern herzusagen gehörte für den Sechsjährigen zu den leichteren Aufgaben. Auch die Sprachfähigkeit des Jungen war ungewöhnlich. Selbst auf dem ehrwürdigen Gymnasium an der Viale Carlo Cattaneo war es nicht alltäglich, dass ein Schüler bereits beim Schuleintritt Englisch, Italienisch, Französisch und Deutsch sprach. Daher war es nicht verwunderlich, dass Roberto eine Klasse übersprang und schon mit siebzehn sein Abitur machte.
    Auf dem Gymnasium entdeckte er außerdem das Schachspiel für sich. Nachdem er nach dem Einführungskurs in der ersten Partie seinen Lehrer bereits geschlagen hatte und anschließend auch alle anderen, begann es ihn sehr bald zu langweilen. Schließlich verlor er aber doch noch ein Spiel – gegen die drei Jahre ältere Tochter des Direktors, die sehr wohl wusste, wie man einen sechzehnjährigen Schachspieler aus der Fassung bringen konnte. Mit gewissen Einblicken über dem Tisch und ihm bisher nicht bekannten Fußspielen darunter verlor Roberto die Aufmerksamkeit, zwei Türme, einen Läufer, die Dame und zum Schluss das ganze Spiel. Und kurz darauf auch noch seine Unschuld.
*
    Casini hob beschwichtigend die Hand und hielt den Telefonhörer ein Stück von seinem linken Ohr weg. »Ich weiß, ich weiß. Wir haben acht Stunden Zeitunterschied. Und ich weiß auch, dass Sie gern bis zehn Uhr schlafen. Aber das, was ich Ihnen zu sagen habe, wird Sie für diese Störung entschädigen.«
    Der Gesprächspartner auf der anderen Seite des Atlantiks hatte sich wegen des unmöglichen Zeitpunkts seines Anrufs noch nicht ganz beruhigt. »Da bin ich aber mal sehr gespannt!«
    »Stellen Sie sich vor: Wir haben eine Spur. Nach so langer Zeit.«
    Die Stimme am anderen Ende antwortete mit kurzer Verzögerung: »Und die wäre?«
    Casini lächelte. »Das kann ich Ihnen in ein paar Tagen sagen. Aber die Spur ist da. Und sie ist ausgerechnet über den Atlantik gekommen!«

2. KAPITEL
    D er Tee war kalt geworden, und die Sonne hatte jetzt auch Roberts Platz im Schatten erreicht.
    Zeit, ins Atelier zu gehen , die Arbeit wartet, Roberto.
    Er hätte aufgrund seiner finanziellen Verhältnisse nicht arbeiten müssen, aber das Nichtstun war ihm ein Gräuel. Deshalb hatte er sich vorgenommen, aus einem Zeitvertreib ein einträgliches Geschäft zu machen. Dieses Geschäft hatte allerdings eine ungewöhnliche Vorgeschichte.
*
    William Darling war nach einer kostspieligen Scheidung und einer Blitzhochzeit mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, und Robert studierte – was niemanden verwunderte – zunächst Mathematik an der University of Maryland in Baltimore. Dort stieß er auf zwei Fachrichtungen, die ihm vorher unbekannt waren, ihn aber sehr faszinierten: Kombinatorik sowie Codierungs- und Zahlentheorie. Hier konnte der Student endlich ungestört all seine Fähigkeiten zum Einsatz bringen und bei aufregenden Denkspielereien seine grauen Zellen zu Höchstleistungen anspornen. Was Robert allerdings nicht ahnte: Er wurde beobachtet.
    Ganz in der Nähe von Baltimore, genau genommen in Fort George G. Meade, befindet sich ein Gebäudekomplex, zu dem gewöhnliche Sterbliche keinen Zugang haben. Jeder unerlaubte Annäherungsversuch wird augenblicklich mit Waffengewalt gestoppt. So schirmt sich die NSA, die National Security Agency, von der Außenwelt ab. Crypto City, wie die Heimat der NSA auch genannt wird, ist eine Welt für sich. Auf gut vier Quadratkilometern verteilen sich rund fünfzig Gebäude für knapp vierzigtausend Mitarbeiter. Die Zentrale sieht aus, als stamme sie aus einem Science-Fiction-Film: ein riesiger, rechteckiger Klotz mit einer schwarzen Glasfassade, die von einer kupfernen
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