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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis
Autoren: Ian Rankin
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sie befördert worden war. Könnte Neid der Grund für den Text auf ihrem Bildschirm gewesen sein? Silvers und Hood hatten noch denselben Dienstrang wie zuvor - genau wie die meisten anderen beim CID.

    »Den Täterkreis prima eingegrenzt, meine Liebe«, sagte sie zu sich selbst, als sie nach ihrem Mantel griff.
     
    Als Rebus an den Tisch zurückkehrte, hob Barclay sein Handy und sagte ihm, er hätte es sich ausleihen können.
    »Danke, Tam. Aber ich hab selbst eins.«
    »Ist der Akku leer?«
    Rebus nahm sein Glas und schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Ich glaube«, sagte Francis Gray, »John hat’s gern auf die altmodische Art. Stimmt’s, John?«
    Rebus zuckte mit den Achseln und führte das Glas an die Lippen. Über den Rand hinweg sah er den glatzköpfigen Mann, der quer zur Theke stand und die Gruppe Männer aufmerksam betrachtete.

2
    »Guten Morgen, meine Herren!«, dröhnte eine Stimme von der Tür her.
    Sie saßen bereits zu sechst an einem ovalen Tisch. Ein gutes Dutzend Aktenkartons stand an dem Ende, wo der Dozent sitzen würde.
    9.15-12.45: Ermittlungsmanagement, DCI (a. D.) Tennant.
    » Ich nehme an, Sie sind alle frisch wie der junge Morgen. Von Kopfschmerzen oder Übelkeit will ich nichts hören!« Eine Akte landete knallend auf dem Tisch. Tennant zog seinen Stuhl über den Boden, wobei dessen Füße ein schleifendes Geräusch machten. Rebus starrte konzentriert auf die Maserung der Tischplatte. Als er schließlich hochschaute, blinzelte er. Es war der Kahlkopf aus dem Pub. Allerdings trug er jetzt einen makellosen dunklen Nadelstreifenanzug, ein weißes Hemd und eine marineblaue Krawatte. Seine Blicke wirkten wie Nadelstiche, als er jeden einzelnen Teilnehmer des gestrigen Trinkgelages ansah.

    »Sie werden hier einen klaren Kopf brauchen, meine Herren«, sagte er und schlug auf eine der Akten. Staub wirbelte auf und schwebte dann in einem Lichtstrahl, der durch das Fenster hinter Tennant fiel und einzig und allein den Zweck zu haben schien, in den Augen der Männer zu schmerzen, die am Abend zuvor zu tief ins Glas geschaut hatten. Allan Ward, der im Pub kaum den Mund aufgebracht hatte, aber rasch von Bier zu Tequila pur übergewechselt war, schmückte sein Gesicht mit einer blau getönten Sonnenbrille, sodass er eher auf eine Skipiste gepasst hätte als in diesen stickigen Raum. Er hatte zusammen mit Rebus nach dem Frühstück draußen eine Zigarette geraucht, ohne dabei ein Wort zu sagen. Allerdings war auch Rebus nicht gerade gesprächig gewesen.
    »Traue niemals einem Mann, dessen Augen man nicht sehen kann!«, bellte Tennant. Ward drehte langsam das Gesicht in seine Richtung. Tennant schwieg und wartete. Ward holte ein Etui aus der Tasche, nahm die Sonnenbrille ab und legte sie hinein.
    »Schon besser, DC Ward«, sagte Tennant. Die Männer rings um den Tisch schauten erstaunt. »Jawohl, ich kenne jeden von Ihnen mit Namen. Wissen Sie, wie man das nennt? Vorbereitung. Ohne Vorbereitung keine erfolgreichen Ermittlungen. Man muss wissen, mit wem und was man es zu tun hat. Stimmen Sie mir zu, DI Gray?«
    »Voll und ganz, Sir.«
    »Man sollte sich vor voreiligen Schlussfolgerungen hüten, habe ich Recht?«
    Der Blick, den Gray Tennant zuwarf, verriet Rebus, dass Tennants Bemerkung einen Nerv getroffen hatte. Er machte ihnen klar, dass er alles Nötige wusste: Er kannte nicht nur ihre Namen, sondern auch den Rest ihrer Personalakte.
    »Ja, Sir«, antwortete Gray kühl.
    Es klopfte an der Tür, und zwei Männer kamen mit einer Reihe von Gebilden herein, die wie große Collagen aussahen. Rebus brauchte nur einen Moment, um zu begreifen,
worum es sich handelte: eine Todeswand, Fotos, Tabellen, Zeitungsausschnitte - Dinge, die man normalerweise in einem Polizeibüro aufhängte. Das Material war an Korkplatten befestigt, die von den Männern an die Wände des Raums gelehnt wurden. Als sie damit fertig waren, bedankte sich Tennant bei ihnen und bat sie, die Tür hinter sich zu schließen. Dann stand er auf und ging um den Tisch herum.
    »Ermittlungsmanagement, meine Herren. Also, Sie sind ja altgediente Profis. Sie wissen, wie man die Ermittlungen in einem Mordfall führt. Ihnen brauche ich wohl keine neuen Tricks beizubringen.« Rebus erinnerte sich daran, was Tennant am Abend zuvor an der Theke gesagt hatte. Er hatte ihn ausgehorcht, wollte herausfinden, wie viel Rebus ihm verraten würde. »Darum werde ich keine Mühe auf neue Tricks verwenden. Aber wie wäre es, wenn Sie die alten etwas verfeinern
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