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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis
Autoren: Ian Rankin
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meinen aus dem Weg zu gehen«, hatte Gray gesagt.
    »Kein Scherz«, fuhr Barclay fort, und quetschte sich auf seinen Platz. »Ich hätte mich fast bepisst.« Er grinste Gray an. »›Seit elf Jahren blind.‹«

    Gray hob sein Bierglas: »Auf uns. Wer kann uns schon das Wasser reichen?«
    »Niemand«, antwortete Rebus. »Und wenn, dann würde er auch in diesem verdammten Laden die Schulbank drücken.«
    »Das müssen wir jetzt durchstehen, da beißt die Maus keinen Faden ab«, sagte Barclay. Er war Ende dreißig und etwas dicklich um die Hüften. Grau meliertes, nach hinten gekämmtes Haar. Rebus kannte ihn von einigen Ermittlungen: Falkirk und Edinburgh waren nur eine halbe Autostunde entfernt.
    »Ich frag mich, wie das Mäuschen Andrea wohl ohne einen Faden am Leib aussieht«, warf Stu Sutherland ein.
    »Bitte keine frauenfeindlichen Sprüche.« Francis Gray drohte mit dem Finger.
    »Außerdem«, fügte McCullough hinzu, »wollen wir doch Johns Fantasie nicht noch mehr anregen.«
    Gray hob eine Augenbraue. »Stimmt das, John? Bist du scharf auf deine Karriereberaterin? Pass lieber auf, sonst wird Allan noch eifersüchtig.« Allan Ward, der sich gerade eine Zigarette anzündete, schaute ihn nur finster an.
    »Ist das der Blick, mit dem du die Schafe einschüchterst, Allan?«, fragte Gray. »Da unten in Dumfries hat man sicher nicht viel zu tun, außer ab und zu einem Streithammel die Hörner langzuziehen.«
    Erneutes Gelächter. Es war nicht etwa so, dass Francis Gray sich absichtlich in den Vordergrund geschoben hatte - es schien einfach so passiert zu sein. Er hatte als Erster Platz genommen, während die anderen sich um ihn gruppierten. Rebus saß ihm direkt gegenüber. Gray war ein ziemlicher Hüne, und man sah ihm sein Alter an. Und weil er jede seiner Bemerkungen mit einem Lächeln, einem Zwinkern oder einem Funkeln in den Augen begleitete, ließen die anderen sie ihm durchgehen. Rebus hatte noch niemanden einen Witz über Gray machen hören, obwohl schon jeder
von ihnen Zielscheibe seines Spotts gewesen war. Er schien sie provozieren, testen zu wollen. Ihre Reaktionen auf seine Sprüche verrieten ihm alles, was es über sie zu wissen gab. Rebus fragte sich, wie der Hüne reagieren würde, wenn jemand einen Witz über ihn riss.
    Vielleicht würde er es herausfinden müssen.
    McCulloughs Handy klingelte, und er stand auf und ging weg.
    »Seine Frau - wetten?«, erklärte Gray. Sein Bierglas war halb leer. Er rauchte nicht, hatte, wie er Rebus erklärte, vor zehn Jahren damit aufgehört. Rebus hatte ihm, als sie in einer Pause zusammen draußen standen, die Schachtel hingehalten. Ward und Barclay rauchten ebenfalls. Drei von sechs. Das bedeutete, Rebus konnte sich bedenkenlos jederzeit eine anzünden.
    »Spioniert sie ihm nach?«, fragte Stu Sutherland.
    »Beweis einer innigen, liebevollen Beziehung«, meinte Gray und nahm einen Schluck Bier. Er gehörte zu den Leuten, die tranken, ohne dass man sie schlucken sah; er schien einfach die Kehle offenhalten und das Zeug runterschütten zu können.
    »Kennt ihr beide euch?«, wollte Sutherland wissen. Gray schaute über die Schulter zu McCullough hinüber, der mit gesenktem Kopf telefonierte.
    »Ich weiß, was das für einer ist«, war alles, was Gray zur Antwort gab.
    Rebus wusste es besser. Er erhob sich. »Noch mal dasselbe?«
    Zwei Lagerbier, drei India Pale Ale. Auf dem Weg zur Theke zeigte Rebus auf McCullough, der daraufhin den Kopf schüttelte. Er hatte kaum etwas von seinem Cola getrunken, und wollte kein weiteres. Rebus hörte die Worte: »In zehn Minuten breche ich auf...« Ja, er sprach mit seiner Frau. Auch Rebus wollte mit jemand telefonieren. Jean machte meistens um diese Zeit Feierabend. Rushhour, die
Fahrt vom Museum zu ihrem Haus in Portobello würde etwa eine halbe Stunde dauern.
    Der Barkeeper hatte keine Mühe, sich die Bestellung zu merken: es war die dritte Runde dieses Abends. An den beiden Tagen zuvor waren sie auf dem Collegegelände geblieben. Am ersten Abend hatte Gray, während sie sich im Aufenthaltsraum gegenseitig beschnupperten, eine mitgebrachte Flasche guten Whisky spendiert. Am Dienstag waren sie nach dem Abendessen zusammen in die Bar des Colleges gegangen, und McCullough hatte sich nach ein paar Softdrinks zu seinem Auto begeben.
    Doch heute Mittag hatte Tam Barclay einen Pub im Ort erwähnt. Offenbar empfehlenswert.
    »Mit den Einheimischen gibt’s keinen Ärger«, waren seine Worte gewesen. Der Barkeeper wirkte locker, woraus
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