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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High
Autoren: Meg Cabot
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herandringt.
    Wir sahen sie manchmal. Die Middies meine ich, besser gesagt die Midshipmen oder Seeoffiziersanwärter, wie sie lieber genannt werden möchten. In ihren strahlend wei ßen Uniformen und meist in Zweiergruppen waren sie oft gerade Richtung Innenstadt unterwegs, wenn meine Eltern
und ich uns zu Hard Bean Coffee and Booksellers aufmachten, um dort ein neues Buch für mich und Kaffee für sie zu kaufen. Mein Dad wies mich dann immer auf sie hin und sagte: »Guck mal, Ellie. Matrosen.«
    Was gar nicht so seltsam war, wie es scheint. Ich schätze, er versuchte einfach eine Art Mädchengespräch mit mir zu führen. Weil nämlich meine Mutter, die Spinnenmörderin, von solchen Dingen keine Ahnung hat.
    Wahrscheinlich wurde von mir erwartet, die Middies süß zu finden, oder so etwas. Aber ich würde auf keinen Fall mit meinem Vater über süße Jungs reden. Natürlich wusste ich seine guten Absichten zu schätzen, aber irgendwie war das Ganze genauso schlimm wie Moms »Lass uns doch zusammen ins Einkaufszentrum fahren«-Tick.
    Und es ist ja nicht gerade so, als würde mein Dad seine Tage mit irgendwelchen besonders aufregenden Tätigkeiten ausfüllen. Das Buch, das er schreibt, schneidet auf dem Langweiligkeitsbarometer sogar noch schlechter ab als Moms, denn es geht darin um ein Schwert. Ein Schwert! Es ist noch nicht mal ein hübsches Schwert, mit Juwelen oder Gold oder so was. Es ist total alt und überall mit diesen Rostflecken übersät und außerdem keinen Cent wert. Ich weiß das, weil die National Gallery drüben in Washington D. C. meinem Vater erlaubt hat, es mit nach Hause zu nehmen, damit er es genauer studieren kann. Das ist überhaupt der Grund, warum wir hierhergezogen sind... damit er dieses Schwert unter die Lupe nehmen kann. Es liegt jetzt in seinem Büro - besser gesagt im Büro des Professors, dessen Haus wir gemietet haben, während er in England sein eigenes Forschungsjahr verbringt, um dort vermutlich etwas noch Wertloseres zu untersuchen als Dads Schwert.

    Professoren können sich von Museen Sachen leihen und mit nach Hause nehmen, falls sie von akademischem Interesse (mit anderen Worten: völlig wertlos) sind.
    Ich verstehe nicht, wieso meine Eltern sich ausgerechnet das Mittelalter als ihr Fachgebiet ausgesucht haben. Es ist die langweiligste Ära überhaupt, vielleicht abgesehen vom prähistorischen Zeitalter. Mir ist klar, dass ich mit dieser Meinung zu einer Minderheit gehöre, aber das liegt daran, dass die meisten Menschen eine völlig verkorkste Vorstellung davon haben, wie die Dinge im Mittelalter wirklich aussahen. Die meisten Menschen glauben nämlich, dass es so war, wie es in Film und Fernsehen dargestellt wird. Ich rede von Frauen, die in spitzen Hüten und hübschen Kleidern umherwandern, dabei »Ihr« und »Euch« sagen, während tapfere Ritter auf ihren Pferden davondonnern, um sich einer gefährlichen Situation zu stellen.
    Aber wenn man Mediävisten als Eltern hat, lernt man in ziemlich jungen Jahren, dass die Sache ganz anders aussah. In Wahrheit hatten die Leute im Mittelalter einen echt üblen Körpergeruch, schlechte Zähne und die Angewohnheit, mit etwa zwanzig Jahren an Altersschwäche zu sterben. Die Frauen wurden alle unterdrückt und gezwungen, Typen zu heiraten, die sie nicht ausstehen konnten, und außerdem für jede Kleinigkeit, die schiefging, verantwortlich gemacht.
    Man muss sich doch nur Guinevere anschauen. Jeder denkt, dass es allein ihre Schuld ist, dass Camelot nicht mehr existiert. Da bin ich mir ganz sicher.
    Allerdings habe ich schon früh entdeckt, dass das Weitergeben solcher Informationen nicht gerade den eigenen Beliebtheitsgrad steigert, wenn es um Besuche im Mittelalter-Restaurant,
Einladungen zu Geburtstagspartys mit Dornröschen-Motto oder Dungeons & Dragons-Rollenspiele geht.
    Aber was soll ich machen, mein Wissen einfach verschweigen? Ganz ehrlich, das kann ich nicht. Als könnte ich einfach dort sitzen und begeistert verkünden: »O ja, das Leben damals war echt super. Ich wünschte, ich könnte ein Zeitportal finden und ins Jahr 900 zurückreisen, mir dort Läuse holen und verfilztes Haar, weil die Haarspülung noch nicht erfunden ist. Ach ja, und falls ich mir eine Bronchitis oder Mandelentzündung einfange, sterbe ich übrigens, da es auch noch keine Antibiotika gibt.«
    Das geht nicht. Als Folge stehe ich bei niemandem ganz oben auf der Liste, wenn es um Einladungen zu Renaissance-Festen geht.
    Aber egal. Jedenfalls gab ich meiner
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