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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High
Autoren: Meg Cabot
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deiner Meinung nach jetzt tun?«
    »Hol sie raus«, verlangte ich.
    »Auf keinen Fall«, sagte mein Dad. »Ich werde ganz sicher keine Schlange anfassen.«
    Meine Eltern sind nicht wie andere Eltern. Zum Beispiel verlassen andere Eltern tatsächlich das Haus, um zur Arbeit zu gehen. Wie ich gehört habe, verbringen manche von ihnen dort sogar sage und schreibe fünfundvierzig Stunden jede Woche.
    Nicht meine. Meine sind immer daheim. Sie gehen niemals zur Arbeit. Die meiste Zeit vergraben sie sich in ihren Heimbüros, um dort zu lesen und zu schreiben. Sie kommen praktisch nur einmal am Tag heraus - um Jeopardy! zu sehen und sich gegenseitig die Antworten zuzubrüllen.
    Andere Eltern kennen nicht sämtliche Antworten bei Jeopardy! , oder zumindest brüllen sie sie nicht heraus, falls sie es doch tun. Ich weiß das ganz sicher. Ich war oft genug bei Nancy zu Hause und habe den Beweis dort selbst gesehen. Ihre Eltern gucken nach dem Abendessen Entertainment Tonight , wie ganz normale Leute.
    Ich weiß keine der Antworten bei Jeopardy! . Deshalb hasse ich diese Show ein bisschen.
    Mein Vater ist in der Bronx aufgewachsen, wo es keine Schlangen gibt. Er ist ein totaler Naturhasser. Er ignoriert
unsere Katze Tig vollkommen, was natürlich zur Folge hat, dass Tig verrückt nach ihm ist.
    Und wenn mein Dad eine Spinne sieht, kreischt er wie ein Mädchen. Dann kommt meine Mom, die auf einer Farm in Montana aufgewachsen ist und weder Geduld mit Spinnen noch mit meinem schreienden Vater hat, und tötet sie, obwohl ich ihr eine Million Mal erklärt habe, dass Spinnen extrem nützlich für die Umwelt sind.
    Es war also besser, sie nicht wegen der Schlange zu rufen, denn sonst wäre sie wahrscheinlich rausgekommen und hätte ihr vor meinen Augen sauber den Kopf abgebissen. Am Ende benutzte ich eine Astgabel, um sie herauszuziehen. Dann ließ ich sie in dem waldigen Gelände hinter dem Haus frei, das wir gemietet hatten. Nachdem ich meinen ganzen Mut zusammengenommen hatte, um die Schlange zu retten, fand ich sie eigentlich gar nicht mehr so gruselig, trotzdem wär’s mir lieber, wenn sie nicht zurückkommt.
    Wenn man einen eigenen Pool hat, gibt es noch mehr zu tun, als die Filterkörbe zu reinigen. Man muss den Beckenboden absaugen - was ziemlich viel Spaß macht - und ständig den Chlor- und den PH-Wert des Wassers messen. Ich liebe es, das Wasser zu testen, und mache es deshalb ein paarmal am Tag. Man füllt dafür etwas Wasser in kleine Teströhrchen, anschließend gibt man ein paar Tropfen von diesem Zeug dazu, und wenn dann das Wasser in den Röhrchen die falsche Farbe annimmt, muss man so einen Puder in die Filterkörbe schütten. Es ist fast so wie ein chemischer Versuch, nur besser, denn wenn ich fertig bin, habe ich schönes klares blaues Wasser statt einer der stinkenden Brühen, wie ich sie letztes Jahr in Chemie immer zusammengebraut habe.

    Ich widmete einen Großteil des Sommers, in dem wir nach Annapolis zogen, dem Pool. Ich sage »widmen«, doch mein Bruder Geoff - er ist in der zweiten Augustwoche abgereist, um sein erstes Jahr am College zu beginnen - hat es anders ausgedrückt. Er nannte es »sich wie eine Besessene aufführen«.
    »Ellie«, sagte er so viele Male zu mir, dass ich sie nicht mehr zählen konnte, »entspann dich. Du musst das nicht tun. Wir haben einen Vertrag mit einer Schwimmbadfirma. Die kommen jede Woche. Überlass es ihnen.«
    Aber der Kerl von der Firma interessiert sich nicht wirklich für unseren Pool. Ihm geht es nur ums Geld, deshalb hat er keinen Sinn für die Schönheit seiner Aufgabe. Da bin ich mir ganz sicher.
    Allerdings dämmert mir langsam, worauf Geoff hinauswollte. Ich meine, der Pool hat irgendwann angefangen, ganz schön viel von meiner Zeit in Anspruch zu nehmen. Wenn ich ihn gerade mal nicht sauber machte, ließ ich mich an seiner Oberfläche treiben. Ich benutzte dazu eines dieser aufblasbaren Floße, das mir meine Eltern nach viel gutem Zureden an einer Wawa gekauft hatten. Das ist der Name der Tankstellen hier in Maryland. Die Wawas. Daheim in Minnesota gibt es keine Wawas. Dort haben sie bloß Mobils, Exxons und so langweiliges Zeug.
    Wir haben es an der Wawa dann auch gleich aufgeblasen - mithilfe des Luftdruckgeräts, das für Autoreifen bestimmt ist und mit dem man keinesfalls ein Gummifloß aufpumpen sollte. So steht es jedenfalls auf dem Floß.
    Doch als Geoff unseren Dad auf diesen Umstand hinwies, meinte der nur: »Wen kümmert’s?«, und pumpte weiter.

    Und
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