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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers
Autoren: Nora Roberts
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Usher aus einem Tresor in London geklaut wurde.«
    »Dein Gehör war schon immer gut, Callahan.«
    Während er sie lächelnd musterte, wurde ihm erneut ihre
atemberaubende Ausstrahlung bewußt. Er erinnerte sich an das
aufgeweckte Kind, den übermütigen Teenager, die aufgeblühte junge Frau.
Doch nun wirkte sie geradezu sündhaft verführerisch. Und er spürte
wieder einmal deutlich die Anziehung, die es seit jeher zwischen ihnen
gegeben hatte. Und genau diese wollte er sich, wenn auch mit Bedauern,
zunutze machen.
    Der Zweck heiligt das Mittel – ebenfalls eine von
Maximilian Nouvelles Lebensweisheiten.
    »Ich habe dir einen Vorschlag zu machen, Rox.«
    »Ach ja?« Sie nahm einen letzten Schluck, ehe sie das Glas zur
Seite stellte. Der Champagner schmeckte bitter.
    »Geschäftlich«, erklärte er leichthin und drückte seine
Zigarre aus. Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Und
privat. Ich habe dich vermißt, Roxanne.« Nach all den Jahren voller
Tricks, Illusionen und Täuschungen waren diese Worte das Ehrlichste,
was er seit langem gesagt hatte. Da er Mühe hatte, seine Gefühle im
Zaum zu halten entging ihm das warnende Aufblitzen in ihren Augen.
    »Hast du das, Luke? Tatsächlich?«
    »Mehr als ich dir sagen kann.« Überwältigt von Erinnerungen
und Sehnsüchten zog er sie näher an sich heran und spürte, wie sein
Blut in Wallung geriet. Roxanne war immer die einzige für ihn gewesen.
Aus den Fängen dieser Frau hatte er sich nie befreien können. »Komm mit
in mein Hotel«, flüsterte er, und sein Atem streichelte ihr Gesicht.
»Wir können zusammen essen – und reden.«
    »Reden?« Ihre Ringe blitzten, als sie die Arme um seinen
Nacken schlang und die Finger in seinem Haar vergrub. Der
Schminkspiegel über der Frisierkommode gab ihr Bild dreifach wieder,
als zeigte er ihnen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ihre Stimme
klang rauchig wie der Bühnennebel, dunkel und geheimnisvoll. »Ist das
alles, was du willst, Luke?« Er vergaß, wie wichtig es war, die
Kontrolle zu behalten, sah nur noch ihren Mund, kaum einen Hauch von
seinen Lippen entfernt. »Nein.«
    Er senkte den Kopf. Und im nächsten Moment blieb ihm die Luft
weg, als sie ihm ein Knie zwischen die Beine rammte. Während er sich
vor Schmerz krümmte, traf ihre Faust sein Kinn.
    Sein überraschtes Grunzen und das Krachen des umstürzenden
Tisches, den er mit sich zu Boden riß, bereiteten Roxanne eine enorme
Befriedigung. Wasser durchweichte den Teppich, Rosen flogen durch die
Luft, und ein Paar Knospen landeten auf ihm.
    »Du …« Mit finsterer Miene zerrte er eine Rose aus
seinem Haar. Sie war schon immer ein hinterhältiges Biest gewesen. »Du
bist noch schneller als früher, Rox.«
    Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und stand wie eine
rachedurstige Kriegerin vor ihm. »Ich bin sehr vieles, was ich früher
nicht war.« Ihre Knöchel brannten wie Feuer, doch dieser Schmerz half
ihr, den anderen, der viel tiefer saß, zu vergessen. »Und jetzt, du
verlogener irischer Dreckskerl, kriech zurück in das Loch, in das du
dich vor fünf Jahren vergraben hast, wo auch immer das sein mag. Ich
schwöre dir, wenn du noch einmal in meine Nähe kommst, lasse ich dich
endgültig verschwinden.«
    Zufrieden drehte sie sich auf dem Absatz um, doch noch ehe sie
einen Schritt machen konnte, hatte Luke ihre Wade gepackt. Mit einem
Schrei stürzte sie zu Boden. Sie kam gar nicht dazu, sich zu wehren. Er
war bereits über ihr und hielt sie fest. Sie hatte vergessen, wie stark
und reaktionsschnell er war.
    Eine Fehleinschätzung, hätte Max gesagt. Und
Fehleinschätzungen waren die Wurzel allen Übels.
    »Okay, Rox, wir können auch hier reden.« Obwohl ihm das Atmen
schwerfiel und er immer noch Schmerzen hatte, grinste er. »Ganz wie du
willst.«
    »Scher dich zum Teufel …«
    »Nur zu gerne!« Sein Grinsen verschwand. »Verdammt, Roxy, ich
konnte dir noch nie widerstehen.« Als er seinen Mund auf ihre Lippen
preßte, versank die Gegenwart, und beide fühlten sich wieder in die
Vergangenheit zurückversetzt.

ERSTES
KAPITEL
    1973, in der Nähe von Portland,
Maine
    N ur zu, nur herbei, treten Sie näher,
meine Herrschaften! Sehen und staunen Sie! Der Große Nouvelle besiegt
die Naturgesetze. Für einen kleinen Dollar erleben Sie, wie er Karten
in der Luft tanzen läßt und vor Ihren Augen eine wunderschöne Frau
zersägt.«
    Während der Ausrufer seine Nummer abzog, glitt Luke Callahan
durch die Menge der Jahrmarktbesucher und
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