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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder
Autoren: Juliet Marillier
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langes, langes Spiel, das sie spielen, und unsere Geschichten sind nur kleine Teile eines gewaltigen Musters. Du solltest darüber nachdenken, ihr seid beide geprüft worden, ihr habt euch beide als stark erwiesen, stark genug für ihren Zweck. Tatsächlich so stark, dass ihr dicht davor wart, ihre Pläne zu vereiteln, denn ihr habt euch beide entschlossen, das aufzugeben, was ihr am meisten liebtet, in der Hoffnung, dass der andere sein Glück findet. Das Feenvolk erwartet solche Selbstlosigkeit nicht.«
    »Aber – aber es war so grausam! Für uns ist es gut ausgegangen, aber was ist mit Vater? Was ist mit Finbar? Und es gab einen Mann von … vom Volk meines Mannes, einen guten Mann, der starb, als er versucht hat, mich zu schützen. Was ist mit dem Kind, das Oonagh mitgenommen hat? Diarmid und Cormack sind weg, und du sagst, auch du wirst gehen; bald wird es keine Familie mehr in Sevenwaters geben. Ich könnte beinahe glauben, was Lady Oonagh an jenem Tag sagte – dass sie und die Herrin des Waldes ein und dasselbe sind, denn die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit scheint tatsächlich dünn zu sein. Welches Ziel könnte das alles wert gewesen sein?«
    »Es kümmert sie wenig, wen sie beiseite werfen«, sagte Conor. »Aber in diesem Spiel gibt es, wie ich schon sagte, ein viel größeres Ziel, als wir begreifen können. Vielleicht irre ich mich. Die Zeit wird es erweisen. Es wird hier eine Familie geben, und gute Jahre. Aber es gibt eines, was du nicht vergessen darfst. Es gibt kein Gut oder Böse außer in der Art, wie du die Welt siehst. Es gibt kein Dunkel oder Licht, außer in deinem eigenen Blick. Alles verändert sich mit einem Blinzeln, und dennoch bleibt alles dasselbe. Wenn du wissen willst, was die Zukunft bringt, solltest du Finbar fragen. Und nun genug von solch ernsten Themen. Du solltest Lord Hugh lieber aus Liams Fängen retten, bevor er noch mehr leidet. Los, mach dich auf den Weg.«
    Der Rote hatte ihnen anscheinend genügend Antworten gegeben. Er hatte erklärt, er werde bleiben und mich beschützen und sich nützlich machen. Er kannte sich bestens mit Ackerbau und Viehzucht aus. Er konnte kämpfen, wenn das notwendig war, aber er erklärte auch, er werde nie die Waffen gegen sein eigenes Volk erheben. Vater nickte und war zufrieden. Donal knurrte, das sei alles ganz gut und schön, aber nur Gerede; ein guter Kampf im Übungshof, und sie würden sehen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Der Rote nahm diese Herausforderung sofort an. Er schlug vor, dass der Nachmittag die beste Zeit sei. Donals Augen blitzten. Liam sagte nicht viel. Dann betrat ich die Halle, in der sie standen; der Rote lächelte, als er mich sah, und ein warmes Licht erwachte in seinen Augen, das eine Spiegelung meines eigenen sein musste.
    »Nun gut«, sagte Liam. »Dann zeig uns heute Nachmittag, was du kannst. Bist du sicher?«
    »Ja«, erwiderte der Rote ernst.
    Es war vielleicht nicht zu seinem Besten, sich vorher mit mir zurückzuziehen, aber es war einfach nicht zu verhindern, denn unsere Körper sprachen auf eine Weise miteinander, die man nicht leugnen konnte. Wir hatten, nehme ich an, viel nachzuholen. Später lag ich auf dem Bett, nur in ein Laken gewickelt, und sah ihm zu, während er sich ein wenig zögernd ankleidete.
    »Bist du nicht müde?« fragte ich lächelnd. »Meine Brüder sind gute Kämpfer, und sie haben etwas zu beweisen. Bist du sicher, dass du damit zurechtkommst?«
    Er zog sich das Hemd über den Kopf. »Heute könnte ich es mit drei Riesen aufnehmen, jeder größer als der vorherige, und es würde mir nichts ausmachen«, sagte er. Er begann bereits, wie einer von uns zu reden. »Bleib, wo du bist, ich werde zurück sein, bevor du es auch nur weißt.«
    Ich blieb nicht im Bett, sondern ging zu einem Fenster, von dem aus ich ihnen zusehen konnte. Es war ein interessanter Kampf. Liam und der Rote waren, wie ich dachte, etwa gleich stark; was Liam an Erfahrung voraus hatte, wurde durch den schwereren Körperbau des Roten und durch seine überraschende Geschmeidigkeit ausgeglichen. Was als wilder Zweikampf begann, entwickelte sich zu einer Demonstration und schließlich zum Unterricht in den Techniken, bewaffneten und unbewaffneten Zweikampfs. Donal mischte sich ein, dann eine Gruppe anderer. Ich sah, wie der Rote ihnen beibrachte, wie man diese Tritte ausführte, die den Gegner entwaffnen; dann wurden die Pferde geholt, und Liam zeigte ihm, wie man sich tief im Sattel zur Seite sinken lässt, um
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