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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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vermutete, dass Lady Solay das tat. Nichts an ihr schien echt zu sein, nicht einmal dieser so passende Geburtstag. Als er zusammen mit Gloucester in die Halle zurückkehrte, fragte er sich, ob einer der alten Dienstboten des Königs sich noch an Genaueres über sie erinnerte.
    Wenn sie glaubte, sie könnte die sich zusehends leerende Schatztruhe des Königs mit ihren süßen Worten endgültig plündern, dann würde sie eine Enttäuschung erleben.
    Dafür würde er sorgen.

2. KAPITEL
    In der Stunde nach Sonnenuntergang begab sich Justin zu den Gemächern des Königs. Er ging nicht gern zu diesem Treffen. Der König erwartete eine Entscheidung zu seiner Liste mit Gunstbeweisen, und die Antwort, die er hören musste, würde ihm nicht gefallen.
    Aber Justin würde sie überbringen, und das schnell. Denn ehe das Weihnachtsscheit angezündet wurde, musste er noch etwas anderes erledigen.
    Er betrat das Gemach und sah Richard mit gefalteten Händen am Boden knien. Der König schien zu beten, daher blieb Justin stehen, doch als Richard ihn zu sich winkte, entdeckte er einen Maler, der vor seinem Pergament stand und eine Skizze entwarf.
    Justin zwang sich zu einer knappen Verbeugung, während der Künstler den Raum verließ, nachdem er dem König seine Werke übergeben hatte.
    „Sind die nicht herrlich, Lamont?“ Der Mann hatte Richard auf den Knien vor einer Gruppe von Engeln gezeichnet. „Die himmlischen Strahlen werden mich umgeben, und mein heiliger Urgroßvater wird direkt hinter mir stehen.“
    Nur der junge Richard kam auf die Idee, diesen Mann einen Heiligen zu nennen. „Euer Urgroßvater starb auf einen Schürhaken gespießt wegen seiner Unfähigkeit, das Land zu regieren.“ Vor beinahe sechzig Jahren hatten die meisten seinen Tod bejubelt.
    Der König kniff die Augen zusammen. „Er wurde von Schurken entthront, die ihrem König keinen Respekt zollten. Was ist mit Euch?“
    Justin presste die Hände zusammen, und der Ring, der ihn als Sergeant-at-law, einen Advokaten höchsten Ranges, auszeichnete, drückte sich schmerzhaft in seine Haut. „Ich respektiere den König, der das Reich respektiert und den Rat seiner Barone.“
    Vor Jahren hatte Justin diesem König Respekt entgegengebracht. Damals war der Junge tapfer aufständischen Bauern entgegengetreten und hatte ihnen Gerechtigkeit versprochen. Seither war dieses Versprechen genau wie zahlreiche andere viele Male gebrochen worden.
    Stirnrunzelnd legte der König die Zeichnungen weg. „Es ist entwürdigend, jedes Mal vor den Rat treten zu müssen, wenn ich das Große Siegel benötige. Gebt mir die Liste.“
    „Der Rat hat abgelehnt.“
    Der König war so verblüfft, dass er ihn nur anstarrte. Lediglich das Knistern des Feuers durchbrach die Stille.
    „Selbst das, was Hibernia betrifft?“, fragte er schließlich.
    „Vor allem das, was Hibernia betrifft. Der Mann treibt sich bei Hofe mit seiner Mätresse herum, während seine Gemahlin der Peinlichkeit ausgesetzt ist, zu Hause warten zu müssen.“
    „Ihr geht zu weit!“ Drohend hob der König die Faust. Seine Stimme klang jetzt schrill. „Das geht den Rat nichts an. Dies sind persönliche Geschenke, keine Regierungsgeschäfte.“
    Offensichtlich verstand der König den neuen Erlass nicht. „Sie betreffen die Staatskasse, daher unterstehen sie der Aufsicht des Rates.“ Ein oder zwei legitime Gaben mochten auf der Liste stehen, aber insgesamt würde einiges eingespart werden. „Ehe wir nicht eine vollständige Aufstellung über die Staatsfinanzen gemacht haben, wird es keine neuen Geschenke geben.“
    „Ist dies die rechtliche Empfehlung, die Ihr dem Rat gabt?“ Der König stieß das Wort Rat aus, als hasste er es.
    „Das Parlament macht die Gesetze, Majestät.“
    „Und das Gesetz erlaubt, dass der Rat den König regiert?“
    „Für das kommende Jahr durchaus.“
    Der König kniff die Augen zusammen. „Sagt Eurem Rat, dass ich bis zum Dreikönigstag das Siegel auf der Liste sehen möchte. Auf der vollständigen Liste.“ Ein boshaftes Lächeln umspielte seine Lippen. „Und fügt fünf Pfund für diese Weston hinzu.“
    Justin biss die Zähne zusammen. Von dem Geld würde ein Squire fast ein Jahr leben können, aber diese Frau hatte nichts getan, um es zu verdienen. Der König versuchte nur, seine Macht auszuspielen. „Ich werde Eure Botschaft überbringen“, sagte er. „Ich erwarte aber nicht, dass sie ihre Meinung ändern, schon gar nicht für diese Frau.“
    Dem König gelang es kaum,
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