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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Sebastian Fitzek
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Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken, während beide in den Flur hinaustraten und Viktor die Tür zur Veranda öffnete.
    »Im ›Ankerhof‹.«
    Er nickte. Wo sonst. Außerhalb der Saison gab es lediglich in diesem Wirtshaus noch Gästezimmer. Die Inhaberin Trudi, deren Mann vor drei Jahren mit seinem Fischerboot tödlich verunglückt war, galt als die gute Seele der Insel.
    »Ist bei Ihnen wirklich alles okay?«, hakte sie nach.
    »Doch, doch. Das habe ich manchmal, wenn ich zu schnell aufstehe«, log er und hoffte, dass dies nicht der Vorbote einer schleichenden Erkältung war.
    »Gut«, gab sie sich zufrieden. »Dann gehe ich jetzt schnell zurück in den Ort. Ich muss noch packen, wenn ich gleich morgen Früh die Fähre zum Festland nehmen will.«
    Viktor freute sich, das zu hören. Je schneller sie von der Insel verschwand, desto früher wäre er wieder ungestört. In Ruhe gelassen.
    Er gab ihr nochmals die Hand und sie verabschiedeten sich kurz und formlos.

    Hinterher ist man immer klüger. Hätte Viktor bereits im ersten Gespräch nur etwas genauer hingehört, wären ihm die zwischen den Zeilen versteckten Warnsignale aufgefallen. Doch arglos, wie er war, ließ er Anna gehen und sah ihr noch nicht mal hinterher. Sie musste damit gerechnet haben. Denn sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, machte sie sich gar nicht erst die Mühe, ihre wahren Absichten zu verbergen. Stattdessen wanderte sie zielstrebig nach Norden.
    In die entgegengesetzte Richtung vom »Ankerhof«.

6. Kapitel
    A nna war gerade erst gegangen, als er schon wieder durch Klopfen an der Haustür gestört wurde. Halberstaedt, der Bürgermeister der Insel.
    »Danke, dass Sie sich um den Generator gekümmert haben«, begrüßte ihn Viktor und schüttelte die Hand des alten Mannes. »Es war schön warm, als ich ankam.«
    »Freut mich, Herr Doktor«, entgegnete Halberstaedt knapp und zog seine Hand merkwürdig schnell zurück.
    »Und? Was treibt Sie bei dem unruhigen Wetter zu mir heraus? Ich dachte, die Post kommt erst übermorgen.«
    »Ja, da haben Sie Recht.« Halberstaedt hatte ein Stück Treibholz in der linken Hand, mit dem er sich den Sand aus den Profilsohlen seiner schwarzen Gummistiefel klopfte. »Deswegen bin ich nicht gekommen.«
    »Okay.« Larenz deutete auf die Tür. »Wollen Sie nicht eintreten? Es sieht so aus, als ob es bald Regen gibt.«
    »Nein. Danke. Will Sie nicht lange stören. Hab nur eine Frage.«
    »Ja?«
    »Diese Frau, die eben bei Ihnen war. Wer ist sie?«
    Viktor war erstaunt über seine Direktheit. Halberstaedt war sonst eher höflich und zurückhaltend und respektierte die Privatsphäre der Inselbewohner.
    »Nicht, dass mich das was angeht. Aber ich an Ihrer Stelle wäre vorsichtig.« Halberstaedt machte eine kleine Pause, um etwas Kautabak über die Verandabrüstung auf den sandigen Weg zu spucken. »Verdammt vorsichtig!«
    Viktor kniff die Augen zusammen, als ob die Sonne ihm direkt ins Gesicht scheinen würde, und musterte den Bürgermeister. Weder der Ton noch der Inhalt seiner Worte gefielen ihm.
    »Darf ich fragen, was Sie mir damit andeuten wollen?«
    »Gar nichts will ich andeuten. Ich sag’s ganz offen. Die Frau ist nicht sauber. Mit der stimmt was nicht.«
    Viktor kannte den Argwohn, den gesunde Menschen psychisch Kranken entgegenbrachten. Er wunderte sich nur, wie schnell Halberstaedt gemerkt hatte, dass Anna nicht gesund war.
    Aber das bin ich auch nicht. Nicht mehr.
    »Machen Sie sich mal keine Sorgen um die Dame …«, setzte er an.
    »Um die mache ich mir gewiss keine Gedanken. Ich habe Angst, dass Ihnen etwas zustößt.«
    Mit einem Schlag war sie vorbei. Die Gedankenpause, die Annas Einbruch und ihre haarsträubende Geschichte ihm verschafft hatten. Josy. Es gab Millionen unterschiedlicher Impulse, die in Viktors Gehirn reflexartig die Erinnerung an seine Tochter auslösen konnten. Eine bedrohliche Stimme wie die des Bürgermeisters gehörte auch dazu.
    »Wie meinen Sie das denn nun wieder?«
    »So wie ich es sage. Ich glaube, Sie sind in Gefahr. Ich lebe jetzt zweiundvierzig Jahre auf der Insel, und im Laufe der Zeit habe ich viele Menschen kommen und gehen sehen. Einige waren willkommene Gäste. Gute Menschen, bei denen man sich wünschte, sie würden länger bleiben. So wie Sie, Doktor. Und bei anderen wusste ich vom ersten Moment an, dass es Ärger geben wird. Ich kann das nicht erklären. Muss so was wie ein sechster Sinn sein. Jedenfalls sprang er an, als ich das
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