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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
Autoren: Andreas Weiler
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zu räuspern. Der Regent blätterte in einem Dokumentenstapel, tippte einige Daten in ein Computerterminal und runzelte die Stirn. Nach einigen Minuten schließlich hob er den Kopf.
    »Nun?« fragte er nur, und es klang wie eine Drohung.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen etwas zu zeigen«, antwortete Dyke-Clonner und dachte: Himmel, es ist alles umsonst! Der ganze weite Weg von Eschna hierher nach Tamboro, meine Hoffnungen … Welcher Narr interessiert sich schon für irgendein Metallstück?
    Er holte das Objekt aus der Tasche hervor und legte es auf den Schreibtisch.
    Der Regent beobachtete Piter noch eine ganze Zeitlang, bevor er seinen Blick schließlich auf das Artefakt richtete. Der ehemalige Geningenieur musterte ihn verstohlen.
    Edmond Hannibal Corboran, Regent des Staates Mel, Jefe-Maximo des Konziliats von Omikron, war zweifellos der mächtigste und einflußreichste Mann auf diesem Planeten. Er mochte etwa fünfzig Jahre alt sein und war sehr kräftig und muskulös gebaut. Damals, auf Aurora, waren Piter Gerüchte über den Regenten zu Ohren gekommen; es hieß, er sei in seinen eigenen Körper verliebt, nehme sich viel Zeit fürs Krafttraining und ernähre sich von einer besonderen Diät. Aber wenn er auch in gewisser Weise ein Narziß sein mochte, so genügte doch kein attraktives Äußeres, um zum Vorsitzenden des Konziliats von Omikron zu werden. Dazu waren sowohl ein eiserner Wille erforderlich als auch die feste Entschlossenheit, alle Hindernisse auf dem Weg zur Macht beiseite zu räumen.
    Corboran war ein sehr gefährlicher Mann – und nur er konnte darüber befinden, ob Dyke-Clonner nach Aurora zurückkehren durfte oder nicht.
    »Was ist das?« fragte der Regent leise und fixierte das Artefakt mit einem aufmerksamen Blick seiner fast schwarzen, tiefliegenden Augen.
    »Wir haben das Objekt bei einer Versuchsbohrung in der Nähe von Jymlath in Eschna gefunden«, erklärte Piter rasch. »An der nördlichen Peripherie der Mulde, unweit der Großen Dünung, gibt es eine Ruinenstadt der Sassah.« Und wenn schon, dachte Dyke-Clonner. Eine Ruinenstadt – na und? Wer interessiert sich denn für irgendwelche allen Mauern? »Es ist dreizehntausend Jahre alt«, fügte er hinzu. »Hm«, machte Corboran und drehte den Zylinder hin und her. »Dreizehntausend Jahre? Sieht wie neu aus. Man sollte es nicht glauben.« Er hob den Blick und sah Piter an.
    »Ich, äh … wir gehen davon aus, daß wir auf eine subterrane Sassah-Installation gestoßen sind. Die Forschungsarbeiten werden fortgesetzt, und ich bin sicher, wir können innerhalb der nächsten Wochen einen Erfolg melden.«
    »Das ist schön«, sagte Corboran ungerührt und warf einen bedeutungsvollen Blick auf das Wandchronometer.
    »Sie verstehen sicher«, begann Dyke-Clonner vorsichtig, »daß kein Geningenieur gebraucht wird, um die entsprechenden Unternehmungen zu überwachen. Die Techniker wissen, worum es geht. Ich dachte, äh …«
    »Sie dachten was?« Der Regent beugte sich ein wenig vor.
    »Nun, ich glaube, ich habe mich rehabilitiert. Und die derzeitigen Projekte auf Aurora …«
    »Kommen bestens ohne Sie aus.« Corboran stand auf und trat an eins der Fenster heran, durch die man weit nach Norden blicken konnte. »Dreizehntausend Jahre«, murmelte er. »Das ist interessant, sehr interessant.« Ruckartig drehte er sich um. »Sie machen weiter wie bisher, mein lieber Clonner. Sie haben sich bis jetzt als ein recht guter Archäologe erwiesen, und ich hoffe, das bleibt auch so. Ja, wir brauchen Informationen über die Vergangenheit dieses Planeten. Omikron ist schließlich unsere Heimat, nicht wahr?« Er lächelte süffisant. »Sie bekommen alle Gerätschaften, die Sie brauchen. Stellen Sie eine Liste zusammen und geben Sie sie einem meiner Sekretäre.«
    In Piters Innern kam es zu einem mentalen Erdbeben, als das Gebäude der Hoffnung einstürzte. Er starrte auf den Metallzylinder und verfluchte ihn.
    »Gibt es sonst noch etwas?« fragte der Regent kühl.
    Dyke-Clonner schüttelte wortlos und verzweifelt den Kopf.
    »Dann können Sie jetzt gehen.«
    Der ehemalige Geningenieur stand auf, verneigte sich und trat auf die Tür zu. Als er sie fast erreicht hatte, fügte Corboran nicht ohne einen gewissen Sarkasmus hinzu: »Wie ich hörte, ist es zu dieser Jahreszeit recht ungemütlich im Norden, Clonner. Ziehen Sie sich warm an.«
     
    Als der Regent wieder allein war, kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und nahm den Metallzylinder ein zweites Mal zur Hand.
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