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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
Autoren: Andreas Weiler
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Müdigkeit wieder, die sich in seine Züge gegraben hatte. Die Statue – David zweifelte nicht daran, daß fremde Hände sie geschaffen hatten, vor Jahrmillionen vielleicht – besaß entfernt humanoide Formen. Die Gliedmaßen, wenn es sich wirklich um Gliedmaßen handelte – waren an den Hüften festgewachsen. Vielleicht waren es Abbilder der einstigen Bewohner von Tausendfeuerwelt. Und wenn das stimmte, so mußten es zierliche und anmutige Geschöpfe gewesen sein, die so gar nicht zu dieser Umwelt zu passen schienen.
    Weit über ihm rumorten die Grate und Massive. Hier und dort regneten granitene Splitter zu Boden.
    »Ja«, sagte David.
    »Du solltest dich beeilen«, riet die Steinerne Dame. »Der Zyklus beginnt neu. Du mußt die Große Mutter erreichen, bevor die Mimikrinten erwachen. Die Zeit des Feuers ist die Zeit der Kopierer.«
    David wandte sich um und betrachtete die Marmorblumen. Es waren hauchdünne Dorne, die aus einem Boden hart wie Fels wuchsen. Wenn sie eine Höhe von gut drei Metern erreicht hatten, neigten sie sich, bildeten knospenähnliche Auswüchse, die dann halbtransparente Schoten formten. Kein Kurzbeben konnte ihnen etwas anhaben, nicht einmal die stärksten und zornigsten und wütendsten Böen der Fallwinde.
    »Halte dich hier nicht zu lange auf, David. Du mußt weiter.«
    »Wer hat die Fallen gebaut. Steinerne Dame?« fragte David. Er keuchte. Die unter der Oberfläche dieses Planeten schwelenden Tausend Feuer schienen den Sauerstoff aus der Luft zu tilgen.
    Sauerstoff, dachte David. Wie kann dieser Planet eine Atmosphäre besitzen, die Sauerstoff aufweist? Es gibt hier keine Pflanzen. Nur den Weltenbaum.
    Komm, David, komm. Zögere nicht länger. Deine Verantwortung ist groß, David, Erbe der Macht. Komm in meinen Schoß, David. Ich trage dich fort. Ich bringe dich an einen Ort, an dem du findest, was du suchst. Komm, David, komm …
    Er blickte die Steinerne Dame an, und er vermeinte, in dem formlosen Gesicht ein liebevolles Lächeln zu erkennen.
    »Geh nur, David«, vernahm er die lautlose Stimme. »Geh nur. Laß dich leiten von der Intuition.«
    David ging weiter. Er folgte den Triadischen Monochorden, die er zuvor gelegt hatte. Dies war der sichere Weg, Zeichen vergeblicher Versuche, den Weltenbaum zu erreichen. Nach einer guten Viertelstunde schließlich erreichte er das letzte Monochord. Jetzt trennten ihn nur noch einige hundert Meter von dem Raum-Zeit-Stroboskop. Der Ruf des Weltenbaums warf ein hallendes Echo in seinem Innern. Es haftete ihm eine Anziehungskraft an, der sich David kaum widersetzen konnte. Er mußte vorsichtig sein. Die Beben wurden immer stärker, die Mimikrinten wuchsen höher … und wenn er erneut durch eine der Fallen zurückgeworfen oder in den Schlaf versetzt wurde, verlor er kostbare Zeit.
    Er kam an weiteren Steinernen Damen vorbei, an marmornen Blöcken, die unverständliche Schriftzeichen aufwiesen – das Erbe eines Volkes, das längst gestorben war, fortgespült von den Gezeiten des Universums, bedeckt mit einer Vergangenheit, die nach Jahrmillionen zählte.
    Die das Tal umfassenden Wände der Massive strebten hier aufeinander zu. Das Licht verdüsterte sich.
    Zwei Schritte nach rechts, David, meldete sich Indigo. Ja, so ist es richtig. Zögern. Ich bin nicht sicher, ob … Schweigen.
    Davids Blick klebte an dem Boden vor seinen Füßen. Risse und Sprünge, die Male einer äonenlangen Leblosigkeit. Und, tiefer – brodelndes Magma, eine Glut, die noch aus der Vorzeit stammte, Finger aus Feuer, die den Winden entgegentasteten.
    Was meinst du? fragte David.
    Vielleicht … vielleicht solltest du nicht weitergehen. Ich spüre etwas, aber ich kann es nicht verifizieren. Da ist etwas, das …
    Und:
    Komm, David, komm. Ich warte auf dich. Ich habe bereits so lange gewartet. Komm, David, komm …
    Die Mimikrinten wuchsen. Und sie neigten sich, als sie groß genug waren. Und sie formten halbtransparente Schoten. Und es bewegte sich im Innern dieser Schoten. Manchmal bildeten sich Gesichter, Schatten nur, konturlos. David ging weiter. Ein Schritt. Noch einer. Ganz vorsichtig, ganz vorsichtig. Intuition lenkte ihn, doch Indigos Zweifel verstärkten sich.
    Der Boden grollte. Die Winde heulten noch zorniger und wütender, und die Asche, die sie in ihren ausgebreiteten Armen heranwehten, schmeckte nach Schwefel, nach Feuer und Hitze und Tod.
    Bleib stehen, David, meldete sich der Konnexkristall. Geh nicht weiter.
    Unwillkürlich tastete David an seinen Hals. Das
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