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Die Terranauten 096 - Planet der Illusionen

Die Terranauten 096 - Planet der Illusionen

Titel: Die Terranauten 096 - Planet der Illusionen
Autoren: Andreas Weiler
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den zweiten Weltraum hinein. Sie waren Oasen der Stabilität inmitten eines Chaos aus durcheinanderwirbelnden Energien. Sie waren Pfade inmitten eines tödlichen Dschungels. Dies war die Heimat der Entitäten. Aber sie besaßen noch ein zweites Zuhause, das ihnen in diesem energetischen Labyrinth Sicherheit verlieh und für eine Stabilität der Seelenkomplexe sorgte, einen gemeinsamen Realitätsanker, der für Erinnerung sorgte.
    Es war die Zentralwelt.
    Einige Denkkomplexe lösten sich aus den Traumfesten im zweiten Weltraum, glitten davon und sickerten über die Verbindungsbrücken. Sie ließen das Chaos hinter sich, um sich der Erinnerung zuzuwenden. Und einer Hoffnung.
    Retransfer.
    Wind, der über eine karge Landschaft strich. Böen, die semitote Erde streichelten. Die flüsternde Stimme, die über Felsen und Grate hinwegraunte. Dies war die Zweite Heimat. Ein Zuhause, das nötig war. Noch.
    »Der Transfer ist erfolgt«, sagte Renan Mer mit der Stillen Stimme. »Kurz vor Abschluß des Transfers ist es zu einer Aktivitätsphase des Konnexkristalls gekommen.«
    »Ich weiß«, entgegnete die Ky-Entität. Es waren Stimmen, die das Flüstern des Windes nicht störten. Stimmen, die nur für die Entitäten wirklich waren.
    »Die Aktivität war überraschend intensiv. Sie hat eine Verbindung zwischen erstem und zweitem Weltraum unterbrochen und somit die Entropiegefahr für die Sternenstadt und das Archiv beseitigt. Es war eine überaus positive Aktivität.«
    Ein wenig Überraschung, auch wenn die Information an sich nicht neu war. Von verschiedenen Beobachtern lagen bereits bestimmte Hinweise und Anhaltspunkte vor.
    »Die transferierten Individuen wurden mental untersucht«, fügte Ky hinzu. Es war interessant, nach langer Zeit einmal wieder als Quasiinkarnation zu existieren. Es war merkwürdig, an das erste und so unvollkommene Leben erinnert zu werden. »Es steht inzwischen zweifelsfrei fest, daß es sich bei den betreffenden Individuen nicht um Entropieverbrecher handelt. Es sind sogenannte Treiber und Terranauten. Und die Beobachter berichteten uns bereits mehrfach, daß es diese Treiber und Terranauten sind, die in der Hauptsache gegen die weitere Freisetzung der entropiebeschleunigenden Kraft ankämpfen.«
    Kurzes Schweigen.
    Nachdenklichkeit.
    »Ich stimme dir zu, Ky«, entgegnete Renan Mer dann. »Deine Feststellung ist jedoch nicht vollständig. Ein Individuum hat sich der Mentalanalyse erfolgreich entzogen. Es ist die Wirkliche Kontaktperson des Konnexkristalls. Ich vermute, es war dieser Kristall, der die Analyse unmöglich machte.«
    »Es ist kein negativer Faktor«, gab Ky zu bedenken. »Es scheint mir eher eine unbewußte Abwehrmaßnahme gewesen zu sein.«
    Zustimmung.
    »Das mag sein, Ky. Die Modifikation des Transfers ist offenbar auch aus diesem Grund nicht ganz erfolgreich gewesen. Wir stellen zwei verschiedene Retransfers fest. Die räumliche Entfernung zwischen beiden Rematerialisationspunkten ist nicht groß, doch im Augenblick groß genug. Wir müssen beschleunigt handeln. Der Konnexkristall ist wichtig. Wir müssen ihn untersuchen.«
    »Selbst ein Dunkler hat versagt«, erinnerte Ky milde.
    »Im Archiv«, wandte Renan Mer ruhig ein. »Zu einer Zeit, als das strukturelle Gefüge der Sternenstadt wie auch des Archivs selbst von der Entropiebeschleunigung arg bedroht wurde. Hier aber, auf unserer Zentralwelt, ist unsere Macht ungleich größer. Hier können wir nicht versagen.«
    Wieder herrschte einen Augenblick gedankliche Stille. Zwei semiorganische Inkarnationen genossen die Quasiexistenz des Ersten Lebens. Über die Brücke hatten sie jederzeit Zugang zu ihrer Wahren Heimat: dem zweiten Weltraum. Ky und Renan Mer spürten die Nähe der anderen Erinnerungsfaktoren. Die Nähe anderer Entitäten, manche ebenso stabil wie sie, andere nicht ganz so strukturell gefestigt. Es gab verschiedene Entwicklungswege, aber sie alle führten zum gleichen Ergebnis.
    »Der Transfer«, sagte die Stille Stimme Kys nachdenklich, »hat sich einen Moment lang ausgeweitet. Wir stellen fest, es sind einige Realdatenaufzeichnungen in unmittelbarer Nähe gewesen. Wir müssen also damit rechnen, daß Quasireale den Transfer begleiteten.«
    »Fürchtest du Gefahr?« erkundigte sich Renan Mer.
    Zögern. »Nein, nicht wirklich. Aber jeder einzelne Quasireale stellt einen Instabilitätsfaktor dar. Wir sollten umgehend für einen Rücktransfer sorgen.«
    »Das werden wir«, versprach Renan Mer. »Wenn es uns gelungen ist,
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