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Die Terranauten 094 - Der Alte Wald

Die Terranauten 094 - Der Alte Wald

Titel: Die Terranauten 094 - Der Alte Wald
Autoren: Henry Roland
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sich dort die Lösung für das mit seiner Existenz verbundene Rätsel.
    Diese Erwartung war es, die ihm Veranlassung zu solcher Versonnenheit gab. Das Geheimnis seines Daseins hatte ihn auf gewisse Weise immer von allen anderen Menschen abgesondert. Da nun die Auflösung des Rätsels bevorstand, bereitete die Last der Ungewißheit ihm stärker als je zuvor Beklommenheit. Und er ahnte, daß die Aufklärung all des Mysteriösen, das seine Person umrankte, ihn noch mehr von den Menschen trennen mußte.
    Der Sammler durchquerte das Medium Weltraum II mit der unbekümmerten, selbstverständlichen Zielsicherheit, die er dem biopsionischen Orientierungsvermögen seines quasi-intelligenten Steuerzentrums verdankte. Rings um seine PSI-stabilisierte Außenschale, borkig und zernarbt wie ein zerklüftetes Gebirge, wallten die nebulösen Phänomene, die allein sich im zweiten Weltraum beobachten ließen. Nur das organische Pflanzenraumschiff, das von den PSI-Auren auf Sarym speziell für David terGorden gezüchtet worden war, haftete auf dem Sammler; es ähnelte ihm, war jedoch erheblich kleiner. Es konnte für später geschont werden, solange der Sammler – ein weltraumgeeigneter Abkömmling der Orkansegler Ariochs – zur gleichen Verwendung zur Verfügung stand.
    In der Schwebkugel inmitten der Zentralkammer verfolgte David nachdenklich das Navigationsgespinst der Feldlinien, das die Flugbewegung des Pflanzenriesen durch den Weltraum II anzeigte. Gedämpftes gelbes Licht aus den phosphoreszenten Gewebewänden gewährleistete im Innern der Zentralkammer augenfreundliche Helligkeit. Die Luft war würzig und duftete ein wenig nach Heu. David gestand sich ein, daß ein Flug in einem Sammler die angenehmste Methode der Raumfahrt war, die er bisher kennengelernt hatte. Möglicherweise lag darin die Zukunft der menschlichen Raumfahrt. Doch soweit war es noch lange nicht.
    Trotz allem, gestand sich David ein, empfand er keine Verbitterung. Er sah der nahen Lösung seines Rätsels mit einem bestimmten Maß an Erleichterung entgegen. Die mutterleibhafte, sanfte Umgebung, in der er sich aufhielt, tat ein übriges, um zu verhindern, daß er an Nervosität litt. Anders als bei dem eigens für ihn gezüchteten Pflanzenraumschiff war der psionische Impulsstrom, der vom Halbbewußtsein des Sammlers ausging, nicht auf ihn adjustiert, aber wenn er in die PSI-Frequenzen hinauslauschte, konnte David aus den Gewebekuben des quasi-intelligenten Steuerzentrums gemütvolle Pulsationen wahrnehmen, die auf ihn, wenngleich keine regelrechte telepathische Verständigung zustandekam, eine beruhigende Wirkung ausübten.
    Die Sammler waren einst von den Knospen des Baumes durch Umformung aus den Orkanseglern von Arioch geschaffen worden und hatten als Tiefraumsonden gedient. Sie glichen riesenhaft vergrößerten Orkanseglern, und ihre ganzen Körper waren von einem dichten Netzwerk aus biopsionischen Signalfasern durchzogen, deren Aufgabe darin bestand, durch die umliegenden Gewebe und Kapillargefäße Informationen zu sammeln und an das Steuerzentrum weiterzuleiten. Dieses System zur Übermittlung einer speziellen Modifikation von PSI-Impulsen machte die Sammler zu optimal funktionierenden Raumflugkörpern. Helle Leuchterscheinungen durchglühten bisweilen die Pflanzenstränge der Gewebewände, während das Halbbewußtsein des raumtüchtigen Riesen-Orkanseglers seine Steuertätigkeit vornahm.
    Und wenn David terGorden sich auch unter der Bürde seines geheimnisumwitterten Erbes einsam fühlen mochte – er war nicht ganz allein. Die zeitweilige Übernahme des Lordoberst-Amtes hatte ihn den meisten Treibern und vor allem Terranauten nicht bloß entfremdet, sondern ihm vielfach sogar offene Feindschaft und bitterlichen Haß eingetragen. Selbst die Terranautenführung hatte sich an seiner Person gespalten. Während Llewellyn 709 – auch unter dem Spitznamen Riemenmann auf allen von Menschen bewohnten Welten bekannt – ihm Verrat vorwarf, hielt der frühere Mentor der Terranauten, Asen-Ger, in unerschütterlicher Treue zu ihm.
    Letzteres galt auch für die beiden Menschen, die sich mit David »an Bord« des Pflanzenriesen befanden. Narda, die seit ihrer Einweihung in die Geheimnisse der Drachenhexen von Adzharis den Zunamen del Drago tragen durfte, war kaum der Pubertät entwachsen, und alle verschlungenen Wege, die David in den Wirren der gespannten politischen Situation hatte beschreiben müssen, waren nicht dazu in der Lage gewesen, ihre seit sehr
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