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Die Terranauten 085 - Valdecs Rückkehr

Die Terranauten 085 - Valdecs Rückkehr

Titel: Die Terranauten 085 - Valdecs Rückkehr
Autoren: Robert Quint
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vor«, sagte sie schleppend. »Fühlt sich jeder kräftig genug?«
    Zustimmendes Gemurmel antwortete ihr.
    Junk legte den Kopf in den Nacken und blickte hinauf zur Mistel, die in der Schale mit der Konservierungsflüssigkeit schwamm und mattgolden glühte.
    Er konzentrierte sich und spürte, wie er langsam in die psionische Trance versank. Zuerst leise, dann immer deutlicher werdend vernahm er die telepathischen Stimmen der anderen Logenmitglieder und Ynes’ koordinierende, fürsorgliche Impulse.
    Junk verlor seine Identität, als er sein PSI-Potential mit den Kräften der anderen vereinigte und mit der Mistel zu kommunizieren begann.
    Merkwürdigerweise galt sein letzter Gedanke vor dem Eintauchen in das Chaos des Weltraum II dem hageren Mann mit dem zerfressenen Gesicht und den kalten grauen Augen, der unter ihm auf dem Boden des Computerrings ruhte und auf die Rettung wartete – oder auf den Tod.
    Die MARTIN LUTHER KING verschwand im Weltraum II.
     
    *
     
    »Geschwindigkeit?«
    »Stabil.«
    »Absorber und Prallfeld?«
    »Neunundachtzig Prozent mit abfallender Tendenz.«
    Baumeister Zarkophin stieß eine Verwünschung aus und drehte sich in seinem Sitz den komplizierten Meßgeräten zu, die in der Zentrale des Ringos provisorisch installiert worden waren.
    Die Queen Myra, die die REGENT-Vier kommandierte, blieb kühl und ruhig wie immer. Das große, fluoreszierende ›K‹ auf der rechten Brustseite ihrer mausgrauen Montur stach in Zarkophins Augen, als er wieder den Kopf wandte und die Kaiser-Graue ansah.
    »Diese Sonden taugen nichts«, erklärte der Baumeister mürrisch. »Die Abschirmkristalle sind nicht rein genug. Verdammt, warum ist damals die Aktion auf Krisan auch fehlgeschlagen? Ich kann nicht mit minderwertigen Materialien vernünftige Ergebnisse erzielen.«
    Die Queen Myra musterte ihn mit ihren blassen, ausdruckslosen Augen.
    »Ihnen bleibt keine andere Wahl, Herr«, erinnerte die Graue nüchtern. »Sie kennen die Anweisungen des Lordoberst.«
    Zarkophin schnitt ein düsteres Gesicht.
    Natürlich kenne ich die Anweisungen, dachte er wütend. Es ist unnötig, daß mich ein gehirnamputiertes Weibsbild daran erinnert.
    Aber er sagte nichts.
    Schließlich hatte Myra recht.
    Rasch überprüfte der Baumeister noch einmal die Werte der Meßgeräte und entschied sich, das Risiko einzugehen.
    »Verringern wir die Distanz auf vier AE«, befahl er rauh. »Und sorgen Sie dafür, Queen, daß unser Schutzschirm mit ausreichend Energie beschickt wird.«
    »Natürlich«, nickte die Kommandeuse.
    Kurz darauf flammten die Photonenbrenner des Spezialringos auf. Das kugelförmige Raumschiff, dessen Magnetringe desaktiviert waren, gewann an Geschwindigkeit und näherte sich rasch der fernen, bläulichen Sonne, die sich auf den Bildschirmen der Direktbeobachtung als winziger Lichtpunkt abzeichnete.
    Die Echos auf den Radarmonitoren veränderten scheinbar ihre Position, als die REGENT-Vier über die horizontale Ebene des Systems der sechzehn Planeten hinausschoß und nun von »oben« auf die Sonne und ihre Trabanten hinunterstürzte.
    Zarkophin lächelte plötzlich.
    Also stimmte seine Vermutung.
    Die superphysikalischen Phänomene – künstlich erzeugt durch die per Zarkophin-Schild gebündelten und über Transitkanal abgestrahlten Restenergien eines Kaiserkrafttriebwerkes – konzentrierten sich im Bereich der planetaren Umlaufbahnen.
    »Absorber und Prallfeld der Sonden Ce und De jetzt auf einundsiebzig Prozent«, sagte die Queen Myra in die Stille hinein, die nach dem Abschalten der Photonenbrenner in der Zentrale des Ringos herrschte.
    Zarkophin zuckte die Achseln.
    Ce und De befanden sich in unmittelbarer Nähe des neunten Planeten der blauen Sonne, die im Reichslog unter der Nummer CC-9134 registriert war. Und der neunte Trabant lag im Bereich der heftigsten superphysikalischen Phänomene.
    »Verbindung?« fragte er knapp.
    »Kurzfristig gestört, nun wieder stabil.«
    Die übrigen Grauen in der Zentrale arbeiteten lautlos mit den Computersystemen des Spezialraumschiffes, das in den Orbitalen Werften von Lancia umgebaut worden war.
    Lancia …
    Flüchtig dachte Zarkophin an die Humo-Experten, die Valdec vor ihrem Rückzug aus dem Calina-System hatte eliminieren lassen. Etwas wie Ärger wallte in ihm auf.
    Einige der wissenschaftlich-technisch ausgebildeten Humos hätten ihm jetzt gute Dienste leisten können.
    Aber, sagte sich der Baumeister nüchtern, das Große Projekt durfte keinen Risiken ausgesetzt werden.
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