Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Titel: Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
wenigen Stunden. Es schien geschwächt zu sein.
    »Was ist mit dir, Aura?« fragte er. Doch das Glühen des Orakels ließ nach, verblaßte und löste sich dann ganz auf. Der Gewebelappen rollte sich in seine vorherige Position zurück und verschloß den Zugang wieder.
    Der Boden erzitterte.
    »Komm, David.« Narda faßte nach seiner Hand und zog ihn mit sich. David nickte. Unruhig. Besorgt. Aura Damona Mar hatte sich ebenfalls verändert …
    Einmal blickte David zurück.
    Hinter ihnen verblaßte der goldgelbe Glanz der Faserstränge. Die Allebenswurzeln starben langsam ab. Silberfäden krochen aus Ritzen und Spalten.
     
    *
     
    Kohlendioxydschnee knirschte unter meinen Schritten. Sturmböen heulten und griffen mit unsichtbaren Armen nach meinem Körper. Ich kümmerte mich nicht darum. Sie konnten mir nichts anhaben. Auch nicht die extrem niedrige Temperatur. Dies war der kürzeste Weg zum Weltenbaum. Ich sprang über Spalten und Schrunde hinweg, sank im Trockeneis ein, hob mich selbst wieder empor und setzte meinen Weg fort.
    Bald darauf hatte ich die Kalte Zone hinter mir gelassen und näherte mich einer Region, die meinen ursprünglichen Körperbedürfnissen besser gerecht wurde.
    Ein Talkessel, umrahmt von aufragenden Nacktfelsen.
    Und im Talkessel – der Weltenbaum. Hoch aufragend, mit borkigem Stamm und weit ausladender Krone. Im Westen, dort, wo sich das Tal der Ebene hin öffnete, zog eine dunkle Wand heran. Eine der Wandernden Umweltzonen. Die ersten Böen des aufkeimenden Ökosturms heulten über das Tal hinweg. Die Krone des Weltenbaums bewegte sich nicht. Äste und Zweige ruhten, als sei der auflebende Ökoturm Teil einer anderen Welt. Was in gewisser Weise auch stimmte.
    Ich hob den Kopf.
    Drei jenseits des Talkessels niedergehende Atmosphärenstrudel vereinigten sich in großer Höhe zu einem Großwirbel, der von einer Ruhigen Zone umgeben war. Durch diese Zone hindurch konnte ich hinaufblicken. Der strahlende Glanz der Dichten Sonnen verdeckte fast den anderen Schimmer.
    Jenen Schimmer, der nicht Licht und Wärme und Leben bedeutete, sondern das genaue Gegenteil: Tod und Zerstörung und Auflösung.
    Entropiebeschleunigung.
    »Die Bahnabweichung wird bald die Toleranzgrenze überschreiten«, sprach ich leise zu mir selbst. »Der Sternenwanderer wird sich der Ballung aus entropiebeschleunigender Energie nähern und davon verschlungen werden. Das ist das Ende.«
    Wenn du nicht eingreifst, fügte ich in Gedanken hinzu und sah zum Weltenbaum empor. Wenn es mir nicht gelingt, deine Kraft zu konzentrieren und einzusetzen.
    Meine Hände berührten den Stamm. Er war kühl und hart. Er war tot. Oder besser: fast tot.
    Ich konzentrierte mich. Es fiel mir zunehmend schwerer.
    Ich bin ein Lenker! rief ich. Höre mich an. Du hast mir zu gehorchen .
    Aber wieder erhielt ich keine Antwort. Ich wußte, der Weltenbaum war noch nicht völlig abgestorben. Einige andere Lenker hatten ihr Leben dafür gegeben. Sie waren gestorben, um dem Weltenbaum ein Rest Leben zu erhalten.
    Ich wandte mich um und kehrte den Weg zurück, den ich gekommen war. Als ich meine Biokammer erreichte, fühlte ich mich ausgelaugt und kraftlos.
    »Du mußt mit deiner Kraft haushalten«, flüsterte die Biokammer und streichelte meinen Körper. Winzige Dorne verbanden sich mit meiner Außenschale und fütterten mich mit Nährflüssigkeit. Die Nullgravitation ließ mich schweben und machte den Geist frei für Erinnerungen und Planungen.
    »Ich weiß«, entgegnete ich leise. »Aber der Sternenwanderer darf nicht untergehen. Der Weltenbaum muß erhalten werden. Wir gehören zur Langen Reihe.«
    »Die Lange Reihe, Mhyon, ist schon seit langem unterbrochen.«
    »Auch das weiß ich. Aber die Kettenglieder müssen geschützt werden.« Ich überlegte. »Eine neue Entropiekatastrophe bahnt sich an.«
    Bilder entstanden in mir.
    Wie lange war es her? Äonen. Ewigkeiten. Ich hatte geschlafen, um meine nachlassenden Kräfte zu schützen. Aber die Erinnerung war so frisch wie eh und je. Bilder der Katastrophe, die den Sternenwanderer aus der Bahn der Einen Sonne gerissen und ihn auf die Lange Reise geschickt hatte. Die anderen Lenker, gestorben für den Weltenbaum, der seine ihm verblichene Aktivitätsbereiche für den Schutz des planetaren Lebens einsetzte, die für die Weiterexistenz dieses Lebens notwendigen, unterschiedlichen Ökozonen stabilisierte. Leben muß geschützt werden, erinnerte ich mich. Unter allen Umständen.
    Aber was war wichtiger: Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher