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Die Terranauten 083 - Chaos über Sarym

Die Terranauten 083 - Chaos über Sarym

Titel: Die Terranauten 083 - Chaos über Sarym
Autoren: Andreas Weiler
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sich. Kälte kam hinzu. Sie stach wie mit tausend Nadeln in seinen Körper, bohrte sich immer tiefer. Der Schlaf des künstlichen Todes umhüllte sein Denken.
    Eine grüne, faserige Liane tastete über den transparenten Deckel seines Behälters. Dann schlossen sich seine Augen, und um ihn herum war nur noch Dunkelheit.
     
    *
     
    Im Westen, über den Feuerbergen, türmte sich eine dunkle Wolkenwand empor. Die Glut der Gaskerne wurde von den Wirbeln des aufkeimenden Kristallzyklons herumgerissen. Der Himmel selbst schien in Flammen zu stehen. Die Aufwinde verstärkten sich in einem kaum gekannten Ausmaß. Sie schleuderten die Orkansegler in die Höhe, immer weiter hinauf.
    Hurra! Hurra! Wir sind die Herren der Welt! Wir Orkansegler vom Stamme Oinjis, des Wahren, Gerechten Herrn!
    Hurra! Hurra! Immer höher hinauf. Wir trotzen allen Gefahren. Die Glut der Feuerberge kann uns nichts mehr anhaben. Der Kristallzyklon ist nur noch ein lauer Wind.
    Gutmütig betrachtete Oinji mit seinen ausgefahrenen Sensorstengeln das Treiben seiner Stammesbrüder. Sie tollten umher wie junge Sandläufer, mitten in den entfesselten Naturgewalten. Ja, es war eigentlich recht angenehm, nicht mehr der einzige Halbgott dieser Welt zu sein.
    Siehst du? sagte das Fremd-Fremde, das sich auf seiner Außenschale festgeklammert hatte. Habe ich es dir nicht gesagt? Was ist das Leben, wenn man allein ist? Was das Schweben an der Grenze zum Großen Orkan, wenn man nicht Stammesbrüder hat, die den Ruhm und die Freude teilen?
    Oinji zog seine Steuerhäute ein und jagte wie ein Geschoß in die Tiefe. Ein anderer Orkansegler kreuzte spielerisch seinen Weg. Ein kurzer Schlag mit den Steuerhäuten, und Oinji wich dem plötzlich aufgetauchten Hindernis aus. Der feine, daherwirbelnde Kristallstaub des Zyklons schabte über seine Außenschale, konnte ihn jedoch nicht verletzen. Ebensowenig wie seine Stammesbrüder, die die Freuden der Quelle mit ihm geteilt hatten. Es war herrlich, sich diesen Freuden unbegrenzt hingeben zu können, ohne befürchten zu müssen, kurz darauf jene schrecklichen Schmerzen zu verspüren. Schmerzen, die Entzug bedeuteten.
    Aber das Fremd-Fremde auf seiner Außenschale, jenes Wesen, jener Freund, den die Aufrechten Kuschelmutz genannt hatten, hatte recht behalten. Er war nicht mehr PSI-süchtig. Er war geheilt.
    Werden deine Freunde irgendwann zurückkehren? erkundigte sich Oinji, trieb in eine Aufwindströmung hinein und wurde davon wieder emporgetragen zu den anderen, die nun ihre Samenkapseln ausstießen und sie gegenseitig aufnahmen. Sie ritten auf den Böen dahin, und ihre Impulse, die deutlich an die Sensorstengel Oinjis drangen, waren voller Freude und Ekstase.
    Meinst du die Freunde, die in der Quelle verschwanden? erkundigte sich Kuschelmutz. Die Aufrechten, die von der Quelle zu einem unbekannten Ort transferiert wurden?
    Transferiert?
    Das Fremd-Bewußtsein erklärte dem Orkansegler das seltsame Wort.
    Ja, die Aufrechten – und auch andere. Du sagtest mir einmal, es gäbe noch viele andere von ihnen, jenseits des Großen Orkans, im Fleck-am-Himmel.
    Oh ja, sie werden zurückkehren. Bestimmt. Irgendwann. Aber bis dahin, Oinji, hast du eine Aufgabe zu erfüllen. Du mußt den Orkanseglern der anderen Stämme ebenfalls die Erkenntnis bringen, sie so stark machen, wie du es bist. Führe sie in die Quelle hinein. Bringe sie an den Ort der Wahrheit und der Einsicht.
    Ja, das will ich tun, Freund.
    Aber das Fremd-Fremde hatte sicher nichts dagegen, wenn er sich zunächst, vor der Aufklärung der Welt, noch ein wenig vergnügte.
    Oinji warf sich empor, leerte seine Luftsäcke und schoß hinauf, über den Kristallzyklon hinweg, immer höher. Bald schon blieben die Signale der anderen Orkansegler unter ihm und wurden immer schwächer.
    Es ist gefährlich in dieser Höhe, warnte sein Freund. Hier herrschen Strahlungen, denen auch dein PSI-geladener Körper nicht so ohne weiteres widerstehen kann.
    Hoho! Ich bin immer noch Oinji, der Halbgott, auch wenn es jetzt noch andere Halbgötter neben mir gibt.
    Und es ging noch weiter hinauf, in Regionen, in denen selbst die Böen des unter ihm tobenden Kristallzyklons schwach waren. Oinji fuhr seine Steuerhäute ganz aus, um den immer geringer werdenden Aufwind besser ausnutzen zu können. Seine Sensorstengel erzitterten, als sie andere Stürme schmeckten. So weit oben war er noch nie gewesen. Und fast verspürte er so etwas wie Angst.
    Angst? Ein Halbgott. Nur gut, daß seine Gott-Kameraden
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