Die Terranauten 083 - Chaos über Sarym
plötzlich wieder. »Wir haben es geschafft. Das PSI-Netz schaltete sich wieder um. Die Abschottung wird aufgeschoben. Zwei Jahre allgemeiner Zeit. Sämtliche Modifikationen werden, soweit es möglich ist, rückgängig gemacht.«
Narda und David lagen sich in den Armen, lachten und weinten gleichzeitig. Dann legte sich ein dunkler Schatten über die Freude. Ein naher Impulsstrom wurde immer stärker.
»Der Sammler erwacht vollends«, sagte Aura Damona. »Das quasiintelligente Steuerzentrum wird aktiv. Es … Es gehorcht einem alten Befehl … David, du hast irgend etwas Fremdes aktiviert.«
Narda riß die Augen auf.
»Soll das heißen …?«
»Kontrollierst du ihn noch?« Davids Stimme klang drängend. Auch er begann zu begreifen. »Aura Damona?«
Doch das Orakel war schon wieder in Trance. Wie gebannt starrten Narda und David in die Betrachtungskugel. Arioch wurde zu einer Kugel, einer Scheibe, einem kleinen, lichtschwachen Punkt. Der Sammler raste erneut den Grenzen des Norvo-Systems entgegen.
Aura Damonas Körper erzitterte. »Der Befehl lautet: Sucht die Knospen des Baumes. Bittet sie, ihr freiwilliges Exil aufzugeben und heimzukehren. Teilt ihnen mit, daß erneut in diesem Teil der Galaxis ein sternenfahrendes Volk, das auch bis in unser System vorgestoßen ist, jene lebensfeindliche Energie freisetzt, die damals das Verderben über die Knospen und ihre treuen Diener, die Auren, brachte.«
»Ich kann ihn nicht kontrollieren«, fuhr das Orakel fort. »Dieser Grundbefehl ist stärker als meine Macht …«
»Laß ihn«, schrie David. »Er tut genau das, was ich selbst will.«
»David, sieh nur!«
In der Betrachtungskugel war nur noch das graue Wallen des zweiten Weltraums.
*
Voller Trauer trippelte Oinji auf seinen Klammerwurzeln zu seinen toten Stammesgenossen. Die Veränderungssamen hatten sich aus dem Himmel herabgestürzt, und selbst das Solidarität -Ding hatte den Seinen nicht helfen können.
Manche Orkansegler hatten überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit den Wesen, die er zu kennen glaubte. Ihre Außenschale war geborsten, das gallertartige Körperinnere herausgesickert, der Körper selbst deformiert.
Nur ich, dachte Oinji voller Trübsal, habe überlebt. Ich allein.
Denn sein Freund, das Fremd-Fremde, hatte sich für ihn geopfert. Das Wesen, das die Aufrechten Kuschelmutz genannt hatten, existierte nicht mehr. Es hatte sich aufgelöst, als es mit dem Veränderungssamen zusammengeprallt war, der sich auf Oinji hatte stürzen wollen.
Der Wind nahm zu.
Tote Klammerwurzeln wurden von seinen unsichtbaren Händen gepackt und hin und her geworfen.
Im psionischen Äther herrschte Schweigen.
Werde ich jemals wieder Stimmen von anderen Orkanseglern vernehmen? dachte Oinji . Werden meine Sensorstengel jemals wieder unter den fröhlichen Signalen von Stammesgenossen erzittern?
Oder werde ich einsam bleiben? Bis ich zum Großen Orkan aufsteige, zerberste und meine Samenkapseln freisetze?
Müde trippelte Oinji auf seinen Klammerwurzeln den Weg zurück. Irgendwann verließ er die Windlose Wüste und fuhr seine Steuerhäute aus. Er glitt in eine Aufwindströmung hinein und ließ sich hinauftragen.
Unter ihm glitt eine tote Welt dahin.
Voller Melancholie setzte Oinji die Suche nach überlebenden Artgenossen fort.
Er hatte nicht viel Hoffnung.
ENDE
In der nächsten Woche erscheint als Band 84:
»Die Gen-Parasiten«
von Andreas Weiler
Überraschend und etwas anders als geplant hat für David terGorden nun doch die Suche nach den Knospen des Baumes begonnen. An Bord des aktivierten Sammlers wird er mit Narda und Aura Damona Mar einem unbekannten Ziel entgegengeflogen. Doch der Sammler ist krank. Das organische Raumschiff steht unter dem Einfluß der Gen-Parasiten.
Es kommt zu einer unfreiwilligen Zwischenstation auf einer seltsamen Welt ohne Sonne, auf der David die Spur eines Lenkers findet. Alles hängt davon ab, ob es gelingt, den Sammler zu retten. Der verzweifelte Kampf gegen DIE GEN-PARASITEN beginnt.
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