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Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Titel: Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten
Autoren: Andreas Weiler
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zum versteinerten Weltenbaum, dann wieder zu David.
    »Ich … weiß es nicht …«
    »Nein.« Entschlossenheit. Festigkeit. »Ich habe es wirklich gespürt. Und es erklärt eine Menge.« David ergriff Narda bei den Schultern. »Auch nach der Versteinerung hat Yggdrasil mehrmals zu uns gesprochen, erinnerst du dich? Ihre Stimme war schwach und oftmals nicht zu verstehen. Narda, verstehst du? Yggdrasil ist nicht tot! In ihr ist zumindest noch ein Rest Leben. Hier, die Versteinerung. Berühre die Blätter, die Zweige. Sie sind ebenso hart wie der Stamm, aber nicht so kühl. In ihnen ist noch Wärme.«
    David wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich um und kehrte eilig zu den drei anderen Terranauten zurück. Er ignorierte ihre fragenden Blicke, stürmte zum nahen MHD-Gleiter und aktivierte den externen Kommunikator.
    Auf der Bildfläche erschien das Gesicht der Großen Grauen.
    »Ich habe eine wichtige Nachricht für Sie«, sagte David terGorden.
     
    *
     
    Kilimandscharo, Region OSTAF, 21. September 2503, 12.43h Standardzeit
    Gian Cuny blieb einen Augenblick stehen und wischte sich mit einem fleckigen Tuch den Schweiß von der Stirn. Er drehte sich um. Kilimandscharo-Raumhafen war hinter einer niedrigen Hügelkette verschwunden. Nur der schleierartige graubraune Dunst zeugte von der Existenz der Stadt, in der mehr als zwei Millionen Menschen lebten.
    Cuny sah auf die Uhr und erinnerte sich daran, daß er nicht mehr viel Zeit hatte. Das Treffen begann bereits in einer halbe Stunde, und er hatte noch eine gehörige Wegstrecke vor sich.
    Tote Erde knirschte unter seinen Stiefeln. Verdorrte Sträucher, glitzernder, kristalliner Sand. Die Hitze war beinahe unerträglich. Treibhauseffekt, wußte Gian Cuny. Die Sonne, die jetzt beinahe im Zenit stand, war hinter einer hochnebelartigen Schicht aus dichtem Kohlendioxyd und feinem Sandstaub verborgen. Seit hundert Jahren hatte sich daran nichts geändert. Seit damals, als der letzte der großen Wanderheuschreckenschwärme die Region OSTAF heimgesucht und die zur Nahrungsverwertung bestimmten Pflanzenkulturen von Original Food kahlgefressen hatte. Damals hatte das Konzil Hochaktivherbizide, Arsen-DDT und andere Insektizide eingesetzt. Offenbar hatte irgendein Beamter der Konzilsverwaltung dabei übersehen, daß sich diese Stoffe organisch nicht abbauen ließen. Der Erfolg war überwältigend. Die Wanderheuschrecken gehörten der Vergangenheit an. Ebenso jedoch die Lebensvielfalt dieses Bezirks von OSTAF. Die Savanne war Fastwüste gewichen. Hier existierte nur noch Leben, das gegen die Einwirkungen hochaktiver Gifte immun war. Niemanden kümmerte das, denn dieser Teil der Erde gehörte nicht zu den Naturschutzzonen. Die Region war unbewohnt. Eine Landschaft des Todes und der Zersetzung.
    Genau der richtige Ort für eine Tagung des Aktionskomitees Freies Afrika.
    Irgendwann hatten die Erdhöhlen vielleicht einem Eingeborenenstamm als Unterkunft gedient. Heute waren sie wie leere Augenhöhlen am Fuße des Kilimandscharos, dessen schneebedeckter Gipfel jenseits der Staub- und Kohlendioxydschicht verborgen war.
    Im Innern der Haupthöhle war es nur unwesentlich kühler. Die Sauerstoff-Anreicherungsanlage sorgte jedoch dafür, daß man hier die unbequemen Atemfilter ablegen konnte. Am langen Tisch wartete bereits mehr als ein Dutzend Männer und Frauen. Gian Cuny ließ sich schweigend nieder und verbarg dabei das Zittern seiner Hände. Es wurde schon wieder schlimmer. Unauffällig warf er einen Blick auf seine Uhr. Noch drei Stunden. Dann würde er in seiner Wohneinheit in Kilimandscharo-Stadt den Dealer treffen. Er atmete tief durch.
    Eine knappe Viertelstunde später waren alle Regionalleiter vertreten. Cuny sah sich um. Die Gesichter waren maskiert. Ebenso wie das seine. Außerdem sprachen sie sich nur mit Nummern an. Ein Umstand, der sich in den letzten Monaten, bei einigen Bezirksaktionen, als sehr nützlich erwiesen hatte. Niemand konnte einen der anderen AFA-Leiter verraten.
    Draußen nahmen jetzt die unbestechlichen Sensoraugen die Arbeit auf. Ihnen würde niemand entgehen, der sich – unbefugterweise – diesen Erdhöhlen zu nähern gedachte.
    »Wir stehen an einer entscheidenden Schwelle unseres Kampfes«, sagte eine dunkle Stimme. Cuny erkannte sie als die des Vorsitzenden. Papier knisterte. »Unsere Kontakte zum Kommando Brak Shakram, zur Menschenrechtsgruppe Allende, Tse Dong und der weiter an Einfluß gewinnenden Gewerkschaftsbewegung sind in letzter Zeit
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