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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler
Autoren: Harald Münzer
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diesen Gedanken wieder und ließ ihre Blicke über die kleine Lichtung schweifen, die die sechsköpfige Expedition als Lagerplatz auserwählt hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, daß sie mit Damon Credock allein auf der Lichtung war. Die anderen vier – Suzanne Oh, Ennerk Prime, Onnegart Vangralen und der Mittler Aschan Herib – mußten den Lagerplatz schon vor längerer Zeit verlassen haben, denn die schwammige Pflanzenmasse, die wie ein grüner Teppich den Boden bedeckte, zeigte an den Stellen, wo die Schläfer gelegen hatten, keinerlei Vertiefungen mehr.
    »Du warst einfach nicht wachzukriegen«, beantwortete Damon Credock Lydas unausgesprochene Frage. »Was ja eigentlich auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, was für Belastungen dein Körper in den letzten Tagen hat aushalten müssen. Erst der Tiefkühlschlaf in dem Raumschiff der Grauen Garden, dann die Odyssee bis zu unserem Dorf, deine Krankheit … Und jetzt schon wieder so ein langer Marsch. Darum haben wir dich weiterschlafen lassen. Unsere Freunde sind lösgezogen, um nach Booten für die große Überfahrt zu suchen. Ich bin hier bei dir zurückgeblieben, damit ich dich schützen kann, falls sich eine Panzerechse hierher verirren sollte?«
    Lyda nickte dankbar, während sie sich erhob. Auch Damon Credock stand wieder auf und reckte sich, daß seine Gelenke knackten. »Hunger?« erkundigte er sich beiläufig.
    »Wie eine Panzerechse.«
    Credock lachte lauthals los. »Na, immerhin scheint dir trotz aller Anstrengungen der Humor nicht abhanden gekommen zu sein.«
    »Galgenhumor«, versicherte Lyda ihm grimmig.
    Der Mittler wurde übergangslos wieder ernst. Er nickte langsam, sagte aber nichts.
    Die Lage der vier auf der Gefängniswelt Sarym gestrandeten Terranauten war in der Tat so deprimierend, daß man sie eigentlich nur mit einem gerüttelten Maß an Galgenhumor einigermaßen ertragen konnte!
    Inzwischen kam es Lyda Mar sogar schon manchmal wie ein Traum vor, daß sie es fertiggebracht hatte, den Ebberdyk-Computer des Gardenschiffes auf die Seite der Terranauten zu ziehen und ihn darauf zu programmieren, die vier Terranauten nach Erfüllung ihrer Mission von dem Strafplaneten wieder abzuholen.
    Vielleicht, dachte Lyda Mar müde, kommt es gar nicht mehr darauf an, ob ich das alles wirklich erlebt oder nur geträumt habe. Wenn das Computerschiff zurückkehrt und der Ebberdyk-Effekt vergeblich auf den vereinbarten psionischen Ruf wartet, dann sitzen wir endgültig auf Sarym fest und können nie mehr nach Rorqual zu David terGorden und unseren anderen Gefährten zurückkehren. Und eines Tages wird auch einer von uns plötzlich verschwinden und …
    »Lyda! Damon!«
    Lyda Mar schreckte aus ihren düsteren Gedanken hoch. Neben ihr begann Damon Credock heftig zu winken.
    »Aschan!« rief er begeistert aus. »Alles in Ordnung?«
    »Wunderbar!« Aschan Herib, der zweite Mittler, der sich den vier Terranauten auf ihrer verzweifelten Expedition zum Südkontinent des Planeten Sarym angeschlossen hatte, betrat mit seltsam federnden Schritten die kleine Lichtung. Offenbar hatte er sich durch dichten Wald vorangearbeitet, denn seine Kleidung und sein Gesicht waren klatschnaß. Die Vegetation Saryms speicherte ständig große Wassermengen, die sie bei jeder noch so schwachen Berührung bereitwillig wieder abgab. In gewisser Weise, dachte Lyda, macht das Sarym zu einer Höllenwelt. Bedrückt erinnerte sie sich an die vielen schwer rheumakranken Surinen, denen sie in, dem Dorf, in dem Credock und Herib lebten, und anläßlich der großen Vollversammlung aller Gefangenen begegnet war.
    »Wir haben eine ganze Kolonie gefunden, und das nicht einmal sehr weit von hier entfernt«, berichtete Aschan Herib mit strahlendem Gesicht. Normalerweise machte der ruhige, freundliche Mittler eher einen in sich gekehrten Eindruck, aber jetzt wirkte er wie verwandelt. Ein großes Kind, dachte Lyda Mar. Unwillkürlich lächelte auch sie.
    »Müssen seltsame Boote sein, die in Kolonien auftreten«, meinte sie mit freundlichem Spott. »Glaubt ihr nicht auch, daß es langsam Zeit wäre, diese Geheimnistuerei aufzugeben und endlich damit herauszurücken, mit welchen Transportmitteln wir zum Südkontinent reisen werden?«
    Damon Credock grinste und schüttelte energisch den Kopf. »Die paar Minuten wirst du wohl noch warten können«, entgegnete er sanft. »Ich freue mich schon seit dem Aufbruch von der Vollversammlung auf das Gesicht, das du machen wirst, wenn du unsere Boote siehst
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