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Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Titel: Die Terranauten 037 - Sternenlegende
Autoren: Andreas Weiler
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einen Blick zurück. Sie sah in schwitzende Gesichter, die sich bemühten, den Schmerz nicht zu zeigen, den die Manöver Rollos hervorgerufen hatten.
    Es geht schon, hörte sie eine Stimme in ihren Gedanken, und sie lächelte.
    Ihr Fahrzeug schlingerte noch immer, und es gelang Rollo nicht, ihn sauber auf dem Landefeld des Raumhafens niedergehen zu lassen. Es knallte hart, und die Erschütterungen riefen stöhnende Schreie bei seiner »Fracht« hervor.
    Der Gleiter rutschte einige Meter über den rauhen Belag des Landefeldes, dann kam er endlich zum Stillstand. Narda riß die Luke auf und sprang hinaus. Etwa hundert Meter voraus erkannte sie die dunklen Umrisse eines Ringos. Wachmannschaften waren nirgendwo zu erkennen.
    Die anderen Passagiere krochen ebenfalls aus der Luke und massierten sich ihre verkrampften Glieder.
    »Das ist der Ringo, mit dem wir gekommen sind«, sagte ein junger Mann, dessen Gedanken ihn als Kar Dougster auswiesen.
    Aus den Fenstern der Verwaltungsgebäude, die etwa vierhundert Meter rechts von ihnen lagen, drang nur wenig Licht. Das Bild dieses nächtlichen Raumhafens machte sehr deutlich, daß Taschkanur noch viel weniger als ein unwichtiger Kolonialplanet war. Diese Welt war bestenfalls ein Außenposten.
    Sie nahmen ihre Beine in die Hand und liefen auf den Ringo zu, dessen Masse vor ihnen in die Höhe zu wachsen schien.
    Plötzlich erwachte ein halbes Dutzend Sirenen zu wimmerndem Leben. Narda hielt nur einen Sekundenbruchteil erschrocken inne, dann hetzte sie weiter. Sie schafften es; sie mußten es einfach schaffen.
    Über ihnen riß die Wolkendecke auf. Sterne erschienen und blinzelten ihnen flackernd entgegen.
    Während sich Rollo und der Mann mit den buschigen Haaren an der Verriegelung des Schotts zu schaffen machten, legte Narda den Kopf in den Nacken. Die Sterne. Wie lange hatte sie sie nicht gesehen? Es war wie ein Zeichen.
    Bald, dachte sie, bin ich wieder bei euch, in der Leere, die kalt und gleichzeitig warm, fremd und doch so vertraut ist.
    Und irgendwo dort oben ist David. Rorqual. Ein Planet aus einer Legende – und doch real. Sie wußte, daß David schon einmal auf Rorqual gewesen war und dort den Samen von Yggdrasil deponiert hatte.
    Eine Welt, leicht erreichbar für jeden Treiber.
    Wenn ich auch nicht weiß, wo der Weg ist, dachte sie, so werde ich ihn doch finden. Ganz sicher. Ich weiß es!
    »Die Brüder sind aufgewacht!« rief jemand und deutete auf die schlanken Fahrzeuge, die sich von den Verwaltungsgebäuden lösten und mit singenden Triebwerken auf sie zurasten. Es rumpelte, dann schob sich das Schott vor ihnen in die Wandung.
    »Aber zu spät!«
    Sie warteten nicht, bis die Rampe hinabfuhr, zogen sich hinauf in die Schleuse. Helles Licht überflutete sie, als sich die Beleuchtung selbständig aktivierte. Hinter ihnen schloß sich das schwere Doppelschott wieder. Einige Augenblicke später waren sie in der Zentrale und ließen sich in die Sessel fallen. Leise liefen die Triebwerke an.
    »Wir haben es tatsächlich geschafft«, gab Greeny von sich, dann jedoch verdüsterte sich ihr Gesicht wieder. Narda wußte, daß sie an ihre Schwester Whity dachte, die hier auf Taschkanur einen sinnlosen Tod gestorben war.
    Der Funkempfänger schaltete sich ein.
    »Raumhafenkontrolle an SONNENWIND I«, tönte es an ihre Ohren. »Deaktivieren Sie sofort alle Systeme. Wir …«
    Rollo schaltete das Gerät einfach ab und beobachtete dann, wie die Treiber ungerührt die Startvorbereitungen fortsetzten. Das Summen unter ihren Füßen nahm jetzt ständig an Intensität zu.
    Auf den Außenbildschirmen, war zu sehen, wie Gardisten die Gleiter verließen und mit ihren Handwaffen das Feuer auf den Ringo eröffneten. Rollo lachte.
    »Damit werden sie nicht viel ausrichten. Nur ein paar Kratzer, weiter nichts.«
    Als die Systeme den nötigen Aktivitätsgrad erreicht hatten, fuhren die Treiber der SONNENWIND die Triebwerke hoch. Der Ringo löste sich mit einem kaum merklichen Ruck von dem Landefeld und gewann dann rasch an Höhe.
    Ja, dachte Narda glücklich. Wir haben es geschafft.
    Wirklich.
     
    *
     
    … kann eigentlich kein Zweifel daran bestehen, daß zwischen den beiden Legenden »Narda und Josslin« und »Narda und David« eine mehr als zufällige Übereinstimmung besteht. Nach gesicherten Berichten allerdings ist verbürgt, daß die zuerst angegebene Legende viele Jahre vor der zweiten entstand, in der Blütezeit der Ersten Treiberraumfahrt. Beiden liegt die Erwähnung von Rorqual,
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