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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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dir nützlich sein, für dein …«
    Das junge Mädchen hinderte ihn am Weitersprechen, weil sie seinen Mund für andere Dinge brauchte. Das Paar wurde von den hin- und hertreibenden Gruppen redender und essender Menschen mitgerissen, und Growan blieb mit Myriam allein zurück.
    »Was Mar-Estos sagen wollte«, erklärte Myriam, »ist, daß Ihr mich vielleicht für die Arbeit an den Misteln gebrauchen könntet.«
    »Hat er darüber gesprochen?« fragte Growan scharf.
    Myriam schüttelte den Kopf. »Nur in Andeutungen«, beruhigte sie ihn.
    Growan betrachtete seine Gesprächspartnerin nachdenklich. Sie war eine Kleinigkeit größer als er, ansprechend proportioniert und hatte kastanienbraunes, offenbar echtes Haar. Sie war nicht schön, strahlte dafür aber eine unbezähmbare Lebendigkeit aus. Growan fand, daß sie die einzige Frau auf dem Fest war, die Beachtung verdiente. Natürlich gab es Konzernrepräsentantinnen und Filialleiterinnen, aber die waren für seinen Geschmack zu selbstherrlich, und die Queens der Grauen Garden – nun, wer flirtete schon mit einer Grauen, ganz gleich, wie gut sie aussah. Myriam war genau die richtige Mischung zwischen selbstbewußter Wissenschaftlerin und attraktiver Frau.
    »Es stimmt schon, daß ich einen Koordinator für das Forschungsprojekt ›Yggdrasil‹ gebrauchen könnte«, meinte er. »Seid Ihr denn wirklich daran interessiert?«
    »Warum so förmlich?« fragte Myriam lachend. »Ich komme mir so alt vor, wenn man mich mit ›Sie‹ oder ›Ihr‹ anredet. Was das Projekt betrifft – es wäre die Erfüllung meiner kühnsten Träume, wenn ich daran mitarbeiten könnte. Die Misteln sind immerhin eines unserer letzten ungelösten Rätsel.«
    Growan blickte in ihre funkelnden Augen. Das Projekt »Yggdrasil« interessierte ihn herzlich wenig. Es war ihm vollkommen gleichgültig, warum die Misteln für die Treiberraumfahrt so wichtig waren, und er konnte sich nicht vorstellen, was die Forscher für Entdeckungen erhofften, aber seine Familie hatte die Verpflichtung übernommen, die Misteln zu erforschen, und daran mußte er sich halten. An diesem Abend war er zum ersten Mal dankbar dafür. Immerhin bot ihm die Arbeit an den Misteln die Chance, diese bezaubernde junge Frau in seiner Nähe zu behalten.
    »Ich bin einverstanden«, sagte er herzlich. »Die neue Mitarbeiterin des Projektes ›Yggdrasil‹ wird Myriam heißen. Willkommen in Ultima Thule!«
    Myriam starrte ihn ungläubig an. Es dauerte eine Weile, bis sie begriffen hatte, was Growan terGorden gesagt hatte. Impulsiv fiel sie ihm um den Hals.
    »Ihr ahnt nicht, was das für mich bedeutet!« rief sie.
    Growan unternahm einen nicht ernstgemeinten Versuch, sie von sich zu schieben, und war enttäuscht, daß sie sofort darauf reagierte und ihn losließ. Er hielt ihre Hand fest.
    »Wie war das mit der Förmlichkeit?« erkundigte er sich lächelnd. »Ich bin zwar nicht mehr jung, aber ich möchte mich ungern noch älter fühlen.«
    »Also gut, Growan!« lächelte Myriam. »Auf gute Zusammenarbeit!«
     
    *
     
    Myriams Gegenwart hatte Growan terGorden dazu verleitet, mehr zu trinken als sonst. Er glaubte, auf Wolken zu schweben, und fand es höchst ungewöhnlich, daß er trotzdem über seine eigenen Füße stolperte. Seine charmante Begleiterin stützte ihn fürsorglich, rief jedesmal »Oh!« wenn er das Gleichgewicht verlor, und führte ihn langsam, aber sicher vom Zentrum des Festes in die Randgebiete, die weniger bevölkert waren.
    Growan ging widerstandslos in die Richtung, in die Myriam ihn führte. Erst als es um ihn herum immer stiller und dunkler wurde, begehrte er auf.
    »Wo sind wir denn hier?« fragte er störrisch. »Wir feiern doch ein Fest, und du führst mich in die Einsamkeit. Was sollen die Leute denken, wenn der Gastgeber einfach so verschwindet?«
    »Ich suche nur nach einem ruhigen Ort, um mich zu verabschieden und noch einmal zu bedanken«, sagte Myriam leise.
    Growan starrte sie betrübt an. »So fest entschlossen?« fragte er.
    Myriam nickte. »Immerhin bin ich Wissenschaftlerin«, sagte sie. »Gute Nacht, Growan.«
    Der Manag kicherte. »Falsch! Guten Morgen. Viel Zeit zum Schlafen bleibt dir nicht mehr. Ich gehe jetzt zurück zu meinen Gästen. Wir sehen uns dann morgen.«
    »Heute!« sagte Myriam hinter der leicht schwankenden Gestalt Growans her. Sie wartete, bis er weit genug entfernt war, drehte sich um und ging, so schnell es möglich war, ohne Verdacht zu erregen, auf den Palast zu, dessen linker
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