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Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Titel: Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Transportmöglichkeit für das Rind, und so wurde die Ladung auf die Rücken der einzelnen Personen umgeladen.
    Arlene zog den Schlitten, David ging voraus. Zum Glück hatte der Schneefall aufgehört und die Spur des Rindes war einwandfrei auszumachen. Sie schlugen sich nach Nordosten zwischen einigen weißen Hügeln hindurch und sahen das Rind knapp eine Stunde später. Es hatte ein Loch in die Schneedecke gewühlt und fraß offenbar an dem darunterliegenden Gras.
    »Vorsicht …« David blieb stehen und gab Arlene ein Zeichen. Er fühlte sich an seine Kindheit auf Grönland erinnert, als er mit Merlin III auf Rentierjagd gegangen war. Vorsichtig prüfte er den Wind und schlich sich dann von Süden an das grasende Rind heran. Es war so groß wie ein ausgewachsenes Pony, völlig von weißem Fell bedeckt und mit zwei langen, gebogenen Hörnern versehen. In der weißen Umgebung ging es fast völlig unter.
    Als David sich dem Tier bis auf dreißig Meter genähert hatte, hob es den Kopf, stieß einen brummenden Laut aus und machte einen Sprung zur Seite.
    Ssssirrr.
    Danebengeschossen! David fluchte, legte einen neuen Bolzen ein und rannte auf das Tier zu, daß jetzt einen Ausfall nach links machte und genau in die Richtung lief, in der sich Arlene mit dem Schlitten befand. Das Tier bemerkte auch sie. Es drehte sich drei Sekunden lang verwirrt im Kreis und gab David so die Chance für einen zweiten Schuß.
    Er hatte den Bolzen kaum abgefeuert, als sich aus einer kaum fünf Meter von ihm entfernten Schneewächte lautes Gebrüll erhob, ein vermummter Mann auftauchte und ihn mit einem Schwall obszöner Flüche bedachte. Das Rind brummte erneut, ergriff die Flucht und verschwand kurz darauf spurlos zwischen den schneebedeckten Hügeln.
    »Du elender Narr!« schrie der Fremde und schwenkte einen großen Bogen. »Wer hat dir erlaubt, in unserem Revier zu jagen?« Er kam, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, auf David zugelaufen und machte eine drohende Gebärde. »Antworte, du Idiot!«
    David, der keine Ahnung hatte, ob der Fremde allein war und wie er auf eine Entschuldigung reagieren würde, beschloß, gleich den richtigen Eindruck auf ihn zu machen. Der Norden war hart; das hatte er nicht nur von Ragnarssohn und Kai Hellinger erfahren. Wer sich in diesem Land eine Schwäche erlaubte, konnte möglicherweise damit rechnen, daß man ihm gegenüber keine Gnade zeigte.
    »Halt die Schnauze«, bellte David zurück. »Wer bist du überhaupt, he? Paß auf, daß ich dir nicht einen Bolzen in den Schädel jage, du Zwerg!«
    Der kleine Jäger schnappte nach Luft. Er kam bis auf drei Meter an David heran und senkte den ungeladenen Bogen.
    »Da soll doch der …« brummte er. Seine listigen Äuglein blitzten David an. »Hättest besser aufpassen sollen«, sagte er dann etwas friedfertiger. »Bist wohl ’n Minenarbeiter, was? Na ja, kann ja nicht jeder wissen, wie flink diese Biester sind.«
    »Das hört sich schon besser an«, sagte David und grinste. Er sah, daß Arlene mit dem Schlitten näherkam. »Ich bin Seemann«, log er. »Wollte mir ’ne goldene Nase verdienen hier im Norden. Ich heiße David.«
    »Angenehm«, sagte der kleine Mann. »Ich bin …« Er zögerte. »Man nennt mich Narbe.«
    »Und warum?« fragte David. »Soweit ich deine Augen und deine Nasenspitze sehen kann, scheinst du ziemlich unversehrt zu sein.«
    Der Jäger kicherte. »Solltest mich mal sehen, wenn ich nichts anhabe.« Er deutete auf Arlene. »Deine Frau?«
    Arlene nickte schnell. In einem Land wie diesem war es besser, wenn Fremde wußten, daß Frauen einen männlichen Beschützer hatten.
    »Ich arbeite für Raghan«, sagte Narbe und deutete über die Schulter in die Richtung, in die das Weißfellrind verschwunden war. »Es wird ihm gar nicht gefallen, wenn er erfährt, daß du das Vieh verscheucht hast, dem ich seit zehn Stunden auf den Fersen war.«
    »Ich wußte nicht, daß es so schlecht um euch steht«, meinte David überrascht.
    Narbe winkte ab. »Raghan geht es gut, wie immer«, sagte er zähneknirschend. »Aber wir – seine Arbeiter … Wir frieren, weil er uns nur ’ne ganz bestimmte Menge Holz abgibt für unsere Hütten. Seine feine Sippschaft hat’s gut, aber um uns schert er sich einen Dreck. Als der Winter anfing, waren wir siebenundzwanzig. Jetzt sind wir noch neunzehn. Die Jungs sind alle ’n bißchen schwach auf der Brust.« Er hustete trocken. »Sucht ihr Arbeit?«
    David schüttelte den Kopf. »Wir suchen ein paar Freunde. Sie
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