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Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Titel: Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Redegewandte zu ihnen sagten, dann nur deshalb, weil sie gelernt hatten, bestimmte Lautsymbole voneinander zu unterscheiden. Ihre Auffassungsgabe ähnelte der von besonders begabten Hunden. Abstraktes konnten sie nicht begreifen.
    Die Trommelwirbel wurden lauter. Eintöniger Singsang begleitete sie jetzt. David glaubte, den Rauch eines offenen Feuers riechen zu können. Der Raum, in dem sie sich zur Zeit aufhielten, gehörte zu einem Komplex von Gängen und Kabinen, den er normalerweise hier nicht erwartet hatte. Ihr Gefängnis befand sich in einem Raumschiff, das war klar. Die verwitterten Schriftzeichen an den Korridorwänden hatten eine beredte Sprache gesprochen. Das Schiff mußte sich bei seinem Absturz tief in den weichen Boden der Insel gegraben haben. Von außen wirkte es wie ein langgezogener, grasbewachsener Hügel, in den drei höhlenartige Eingänge führten. Offenbar waren die Schleusentore bei der Landung zu Bruch gegangen oder später abgesprengt worden.
    David legte sich auf die Seite und versuchte, einen Blick nach außen zu werfen. Ein leichter Windzug strich über seine rechte Wange. Im Schein der Flammen konnte er das knorrig verzweigte Geäst des Urbaumes sehen, der sich nur schwach vom Hintergrund abhob.
    Der Baum, auf den sie hier so überraschend gestoßen waren, war weitaus kleiner als der, den er aus dem Heiligen Tal auf Grönland kannte. Und er mußte tot sein. Zumindest fühlte David in seiner Nähe nicht die elektrisierende Spannung, die seinem Gegenstück auf der Erde zu eigen gewesen war. Wenn aus seinen Wurzeln dennoch die heißbegehrten Mistelblätter wuchsen, bedeutete das nichts. David konnte sich kaum vorstellen, daß ihre Blüten für eine Treiberloge verwendbar waren.
    Wie die Borstenkiefer hierhergekommen war und welchen Zwecken sie diente, war ihm unbekannt. Von den Wilden schien der Baum jedoch in irgendeiner Art kultisch verehrt zu werden. Zumindest sagten das die Berichte über die Insel und ihre Bewohner.
    Als David den Kopf wandte, sah er, daß jemand über den Boden auf ihn zugekrochen kam.
    »Pssst!« zischte eine unbekannte Stimme. »He, Sie!«
    »Wer sind Sie?« fragte David zurück.
    »Rogier«, erwiderte der andere. Er kam bis auf einen Meter an David heran und verharrte.
    David musterte die Augen des Mannes. Rogier sah ziemlich gut aus. Er hatte dunkles Haar, einen ebensolchen Bart und schwarze Augen. Im Licht der Feuer entblößte er zwei Reihen gerade gewachsener Zähne.
    »Was wollen Sie?«
    »Sie sind terGorden, nicht wahr? Sie scheinen ein gewitzter Mann zu sein«, flüsterte Rogier. Ehe David etwas entgegnen konnte, fuhr er fort: »Möglicherweise schätzen Sie mich nicht. Na schön. Man kann sich seine Freunde aussuchen, selten jedoch seine Verbündeten. Wir sind aufeinander angewiesen und sollten deswegen zusammenarbeiten.«
    David verschlug es die Sprache.
    »Und wie stellen Sie sich eine Zusammenarbeit vor?« fragte er nach einer Weile nachdenklichen Schweigens.
    »Ich weiß nicht, was diese Leute mit uns vorhaben«, sagte Rogier. »Es ist aber ganz bestimmt nichts Gutes. Dieser Singsang zerrt an meinen Nerven. Ich weiß genug über die Frühgeschichte der Menschheit, um zu wissen, daß man in jenen Tagen mit solch gespenstischen Chören in der Regel Opferrituale einleitete. Ich will in keinem Kochtopf landen, terGorden – und Sie sicher ebensowenig. Wenn wir hier herauskommen wollen, müssen wir das gemeinsam tun. Wenn nur eine Gruppe das Weite sucht, könnte die andere Alarm schlagen.«
    »Schön«, sagte David. »Aber ich habe eine Gegenfrage: Sehen Sie einen Weg, uns hier heraus zu bringen?«
    »Nein«, flüsterte Rogier. »Sie etwa auch nicht?«
    David schüttelte den Kopf. Rogier fluchte leise.
    »Wir wissen zu wenig über diese Welt und ihre Bewohner«, gab David zurück: »Wo sind wir hier? Welche Möglichkeiten haben diese Leute? Welche Möglichkeiten hat Markham? Welche Rolle spielt er hier? Und vor allen Dingen: Welche Absichten verfolgt er konkret? Aus der Ferne macht er jedenfalls nicht den Eindruck, als liege ihm lediglich daran, uns auf einem Opferaltar verrecken zu lassen.«
    Rogier lachte leise.
    »Markham ist ein Fuchs. Niemand von uns ahnte auch nur im entferntesten, daß er von dieser Insel stammt. Man kennt ihn und seine Brut als umherstreunende Banditen und Sklavenhändler. Tatsächlich bedient er sich des öfteren der Dienste von Kreaturen, die nicht von dieser Insel stammen, aber ich nehme an, er tut das nur, weil er hier nicht
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