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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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haben wir ein Problem, Robin. Was soll ich jetzt mit dir tun?«
    »Tun?«
    »Tun«, bestätigte Jan ernst. »Mit dir, Robin. Ich meine, ich kann dich nicht einfach gehen lassen.«
    »Warum nicht?«
    Jan sah kurz zur Kapelle hin, ehe er antwortete. »Du hast vollkommen recht. Deine Helle trifft sich dort mit jemandem - mit meinem Herrn nämlich.«
    »Und wer ist dein Herr?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Aber niemand darf von diesem Treffen wissen. Euer ganzes Dorf könnte in Gefahr geraten, wenn es bekannt würde. Und mein Herr übrigens auch. Als sein Leibwächter kann ich das natürlich nicht zulassen.«
    »Leibwächter?« fragte Robin. »Was ist denn das?«
    Jan maß sie mit einem Blick, der ganz deutlich fragte: Weißt du denn eigentlich gar nichts, du Dummkopf?, antwortete aber trotzdem: »Ich habe geschworen, das Leben und das Wohlergehen meines Herrn zu schützen. Wenn es sein muß, mit meinem eigenen Leben.«
    Das klang so ehrlich und aufrichtig, daß Robin gar nicht anders konnte, als den schwarzhaarigen Jungen einen Moment lang bewundernd anzustarren. Dann blickte sie wieder das Schwert an, das Jan achtlos neben sich ins Gras gelegt hatte.
    »Dein Herr ist ein Ritter«, murmelte sie.
    »Ein Tempelritter sogar.« Robin kannte den Begriff nicht, aber so, wie Jan ihn aussprach, schien es sich dabei um etwas ganz Besonderes zu handeln. »So wie ich auch.«
    »Du bist ein… Ritter?« Es gelang Robin nicht ganz, den Zweifel aus ihrer Stimme zu vertreiben, aber Jan lachte nur.
    »Du glaubst, ich wäre zu jung dazu? Nun, du würdest dich wundern. Es gibt Könige, die jünger sind als du.«
    »Das glaube ich nicht!« sagte Robin impulsiv.
    »Aber es ist die Wahrheit.« Jan hatte ihren Blick bemerkt und nahm nun das Schwert in die Hand. Er drehte es herum und hielt ihr die Waffe mit dem Griff voran hin.
    »Möchtest du es einmal anfassen?«
    Robin war viel zu verdattert, um überhaupt antworten zu können. Sie hatte noch nie ein Schwert aus solcher Nähe gesehen, aber sie wußte natürlich, welch ungeheuren Wert eine solche Waffe darstellte - und ganz besonders diese Waffe. Soweit sie das beurteilen konnte, bestand der mit feinstem Leder umwickelte Griff aus kunstvoll besetztem Gold. Knauf, Schaft und auch die lederne Scheide waren mit grünen, blauen und roten Edelsteinen besetzt. Robin vermochte seinen Wert nicht einmal zu erahnen, aber ihr war klar, daß dieses Schwert einem sehr, sehr reichen Mann gehören mußte. Und einem entsprechend mächtigen. »Nur zu, mein Freund«, sagte Jan aufmunternd. »Zieh es ruhig heraus. Es beißt nicht.«
    Robin griff zögernd nach dem Schwertgriff, schloß die Hand darum und zog die Waffe aus ihrer Umhüllung. Es gab einen hellen, schleifenden Laut, ganz anders, als sie erwartet hatte. Fast wäre ihr das Schwert gleich wieder aus der Hand gerutscht, so schwer war es. Mit einem erschrockenen Ausrufnahm sie auch noch die zweite Hand zur Hilfe, um es Jan nicht vor die Füße knallen zu lassen. Der junge Ritter runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Ganz offensichtlich sonnte er sich in der Bewunderung, die sie dem prachtvollem Schwert - und damit auch ihm - zollte. Schließlich hielt er die Scheide in die Höhe und forderte sie mit einer Kopfbewegung auf, das Schwert hineinzuschieben.
    »Sei vorsichtig«, sagte er. »Die Klinge ist sehr scharf.«
    Das hatte Robin schon am eigenen Leib gespürt. Sie schob das Schwert behutsam in seine lederne Umhüllung zurück, und Jan legte die Waffe ins Gras.
    »Also, was mache ich jetzt mit dir?« fragte er. »Das Treffen zwischen Helle und meinem Herrn muß auf jeden Fall geheim bleiben. Ich müßte dich eigentlich töten.«
    Robin starrte ihn an. Mit einem Male war sie gar nicht mehr so sicher, daß Jan sich nur einen derben Scherz mit ihr erlaubte oder sie nur einzuschüchtern versuchte. Vielleicht waren Ritter so. Vielleicht stellten sie die Pflicht ja tatsächlich über ihr Gewissen oder das, was sie dafür hielten.
    »Ich werde niemandem etwas sagen, das schwöre ich«, sagte sie feierlich.
    »Die Frage ist nur, was der Schwur eines Bauerntölpels wert ist, der weder schreiben noch lesen kann und einen Gottesdienst vermutlich nicht von einer Schweinehatz unterscheidet«, antwortete Jan. Seine Hand strich währenddessen in einer fast zärtlichen Geste über das Schwert. »Andererseits… irgend etwas sagt mir, daß du ein ehrlicher Bursche bist. Wenn du mir also dein Wort gibst, niemandem etwas zu verraten, dann könnte ich dich
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