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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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sich gierig mit dem Blut voll, das seiner Wunde entströmte.
    Goswin erstarrte. Lunetta riss ungläubig den Mund auf. Fadrique schlug ein Kreuz.
    »Verdammt, wollt ihr jetzt beten? Helft mir lieber, Gabriel von den Fesseln zu befreien!«
    Eine Frau in weißem Gewand stieg über die tote Gestalt am Fuße des Kreuzes und riss an den Stricken, die Zimenes’ Arme an den Balken hielten. Goswin sprang ihr zur Seite und zerhieb die Stricke mit dem Schwert.
    »Sidonia!« Lunetta flog durch den Raum. »Du lebst!«
    »Ja, verflucht, aber wir müssen uns um Gabriel kümmern.«

7
    Sie saßen im Patio des Palacio Löwenstein. Ein Mann in eleganter spanischer Tracht und eine schlanke Frau in hochgeschlossenem Gewand. Herbstwind strich durch die Mauerpflanzen und löste letzte Blüten. Der Klang einer Laute schlängelte sich von der Galerie herab.
    »Warum hat Estrella das getan?«, fragte Sidonia leise. »Warum hat sie ihn getötet?«
    »Weil er sie betrogen hat«, sagte Gabriel.
    »Ich werde nie verstehen, dass man eine Bestie wie Aleander lieben kann!«
    »Es war Besessenheit, nicht Liebe. Vergiss nicht, er hat sie erzogen, sie war sein Geschöpf, er ihr Gott, Schmerzen ihre Religion. Sie gönnte dir nicht, mit dem Löwen des Glaubens zu sterben.«
    Sidonia lachte trocken. »Was für eine Gunst!«
    »Seine Rache an mir wäre vollkommen gewesen, wenn du das Gift getrunken hättest. Mir wurde schwarz vor Augen, als du den Becher zum Mund geführt hast.«
    »Glaubst du, dass ich daraus getrunken hätte?«
    »Es sah verdammt danach aus.«
    Sidonias Augen funkelten munter. »Ich bin eine gute Schauspielerin, aber keine Besessene wie Estrella!«
    »Viel fehlt nicht dazu. Du hast mehr als einmal den Tod zum Tanz aufgefordert.«
    »Sprich nicht vom Tod. Ich mag nicht mehr daran denken!« Fröstelnd zog sie die Schultern hoch.
    »Estrella starb sanft, wenn dich das beruhigt. Die Daturapflanze schenkt einen tiefen Schlaf, bevor das Herz aussetzt.«
    »Mag sein, doch Aleanders Schrei, als sie zuvor den Pfeil in sein Herz stieß, war Furcht erregender als das Gebrüll eines verendenden Tieres.«
    Gabriel nickte. »Ja. Doch er verdankte sich weniger dem körperlichen Schmerz als dem Bewusstsein seiner endgültigen Niederlage. Er wollte seinen und unseren Tod als biblisches Spektakel inszenieren. Mit ihm in der Rolle Gottvaters selbst. Größer als jedes Autodafé.«
    »Nie, nie wieder im Leben will ich einer Hinrichtung beiwohnen!«
    »Dann wirst du deine Augen in dieser Welt fest verschließen müssen.«
    »Ich muss zurück, zurück nach Köln.«
    »Auch dort richtet man Menschen hin.«
    »Aber nicht Lambert!«
    »Nicht, wenn wir es verhindern können.«
    »Das werden wir, oder zweifelst du daran?«
    Gabriel lächelte. »Ich zweifle nicht an deiner Entschlossenheit, Condesa Löwenstein!«
    Sidonia runzelte die Stirn. »Nenn mich nicht so, nie wieder! Der Bischof selbst wird unsere Ehe für nicht vollzogen und somit ungültig erklären. Der Ritter hat mich freigegeben, als ich ihn darum bat.«
    »Und mir zuvor einen hohen Lohn geboten, damit ich dich künftig beschütze. Der Vorgeschmack auf diese Aufgabe hat ihn wohl verschreckt!«
    »Treib keine Scherze über ihn. Er trauert noch immer um deine Schwester, das erleichterte seine Entscheidung.«
    Gabriels Augen wurden dunkel. Der Spott verlosch. Sidonia biss sich auf die Lippen. Es war noch immer schwer, mit ihm von Mariflores zu sprechen.
    »Du wirst mich also nur wegen des angebotenen Geldes nach Köln begleiten? Und das, obwohl Geld dir so gar nichts bedeutet.« In Sidonias Augen blitzte der Schalk.
    Gabriel lächelte. »Auch du wirst deinen Stolz opfern müssen. Ich fürchte, du musst mich zum Mann nehmen, wenn du nicht als Bettlerin enden willst. Reich bin ich allerdings nicht.«
    Sidonia runzelte die Stirn. »Das ist eine schwierige Entscheidung, Gabriel. Was rät dir die Vernunft? Ich, wie du weißt, besitze keine.«
    »Die Liebe bedarf nicht notgedrungen der Vernunft, aber Vernunft ist nichts ohne die Liebe.«
    »Zumindest ohne den Glauben daran.«
    »Eine kluge Bemerkung.«
    »Sie stammt von Fadrique.«
    »Manchmal ist er mir beinahe unheimlich.«
    »Ja, der Mann ist erstaunlich. Wie konnte er dich überzeugen, der Kirche den Rücken zu kehren?«
    Gabriel verzog den Mund. »Er ließ mich eine Karte ziehen!«
    »Was?«
    »Der Padre ist nicht immer weise.«
    »Und du, der größte aller Zweifler, vertraust dein Schicksal dem Tarot an?«
    »Nur wenn es mir verlockende Bilder
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