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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung
Autoren: Helene Tursten
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eine läufige Hündin einfach nicht im Garten seines Reihenhauses frei heru m l aufen. Jedenfalls nicht bei so niedr i gen Zäunen wie hier bei uns. Sie hat übrigens noch zu m i r gesagt, dass ihre Hündin auf irgendwelchen international e n Hu n deausstellu n gen Prei s e gewonnen hat«, erzählte Irene.
    »S a m m i e, Sam m ie! Hast dich also auch noch m it einer Schönheitskönigin vergnügt!«, s a gte Krister barsch, aber m it einem Lächeln auf den Lippen.
    Hätte n si e s i c h i n ein e m Z e ichentrickfi l m b e fund e n , d a nn wär e jetz t mi t eine m Plin g ei n Fragezeiche n übe r Sammies Kop f aufge t aucht . S o ratlo s sa h e r all e Mitgliede r seines Rude l s an . Schließlic h konnt e Jenn y nich t länge r a n si c h halte n un d brac h i n prus t ende s Gelä c hte r aus . Di e ander e n st i mmte n e i n , un d bal d lachte n all e , das s ihn e n di e Tr ä nen nu r s o übe r di e Wange n lie f e n . W a s Sammi e nu n wirklich übe l n a hm . Mi t gesenk te m Sch w an z verlie ß e r di e Küche un d trottet e di e Trepp e zu m Ob e rgescho s s hoch . Dort verkroc h e r s ic h unte r Jenny s Bett.
    Irene und K rister begannen wieder zu kichern, wurden aber von Jenny unterbrochen: »Es sind drei. Wahnsinnig süß! Zwei W eibchen und ein Männchen. Sie sehen ungefähr so aus wie S am m ie als Welpe. Natürlich viel kleiner, weil sie erst drei W ochen alt sind, und außerdem sind sie viel dunkler und …«
    »Natürlich! Die Frau Ma m a ist s chlie ß lich s chwarz«, m i schte sich Katarina ein.
    »Das blicke ich schon auch noch, dass das deswegen ist!
    Aber die A lte hat gedroht, die Welpen einschläfern zu lassen, wenn wir ihr nicht dabei helfen, sie loszuwerden.«
    »Mischling aus Pudel und Terr i er k lingt auch n i cht so wahnsinnig geglückt. Was d a s Aussehen angeht, könnten sie ganz e ntzückend w erden. A ber Te m pera m ent und Psyche … ich weiß nicht«, m einte Irene nachdenklich.
    » W as hast du m it deinen H aaren angeste l lt ? «, platzte Katarina plötzlich heraus.
    B i s l a n g w ar i hr d i e n e u e F r i s u r i hr er Mu t t er g ar n i c h t aufgefallen.
    »Das ist da s Neueste v o m Neuen. Der letzte Schrei«, antwort e te I rene s e lbst b ewusst.
    »Und wie ihr euch angestellt habt, als ich m i r die Haare abgeschnitten habe«, m e inte Jenny.
    »Von wegen abschneiden! Du hast sie dir da m als abrasiert!«, erinnerte sie Katari n a.
    Jenny vertiefte das The m a nicht weiter. Vor zwei Jahren hatte sie da s Haar su p erkurz getragen. Beide Mädchen schwiegen und begutachteten den neuen Look ihrer Mutter. Irene starrte in G e danken versunken zurück. Da hatte sie n u n Zwillin g e, und die waren so unterschie d lich, dass die m eisten sie nicht ein m al für Schwestern hielten.
    Katari n a sah so aus wie sie s e l b st in die s em Alt e r. Sie war bereits ein Meter achtzig groß, außerdem s c hlank und durchtrainiert. Auch die Farben waren die von Irene: dunkelbraunes Haar, tie f blaue Augen und eine Haut, die in der Sonne leicht braun wurde.
    Jenny war das Ebenbild ihres Vaters oder vielleicht vor allem das seiner Schw e stern. Zu ihrem großen Kum m er war sie die Kleinste der F a m ilie und m aß nur ei nen Meter dreiundsiebzig. Jennys Haar war leuchtend blond, die Augen waren hellblau, ihre Haut war rötlich und sehr e m pfindlich gegen die Sonne. Sie m urrte häufig, wie ungerecht das Schicksal sie im Vergleich m it ihr e r Schwester behandelt habe, was ihr Aussehen angehe. Die Wahrheit war, dass Jenny bildhübsch war, aber sie selbst sah das anders.
    Um dem kriti s chen St a rren i h rer T öchter e i n Ende zu bereiten, fragte Irene: »Was gibt’s zu essen ? «
    »Es ist Mittwoch. W as Veget a risches. Ich koche eine thailändische Ge m üsepfanne m it Kokos m ilch«, antwortete Krist e r.
    Irene seufzte innerlich. Obwohl sie jet z t b e reits seit f ast zwei Ja h ren drei Tage in d e r W oche vegetarisch aß, hatte sie im m er noch Mühe, sich an d i e s es andersartige Essen zu gewöhnen. Als sich Jenny dazu entschlossen hatte, Veganerin zu werden, und Krister der Meinung gewesen war, m i nde st ens zwanzig Kilo abspecken zu m ü s sen, hatte die Fa m ilie ihre Essge w ohnheiten radikal u m gestellt. An den Tagen, an denen die anderen Geflügel, Fisch oder Fleisch schlem m t en, m a chte sich Jenny über die Reste der vegetarischen Mahlzeiten her. Kri s ter hatte z w ar kei n e zwanzig Kilo abgen o mmen, wog m ittl e rweile ab e r im m erhin etwas
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