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Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub
Autoren: Halo Summer
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oberes Bett sie belegte. Unten schlief keiner, weil niemand mit ihr in einem Bett schlafen wollte. Als sie die Hand unter ihr Kopfkissen schob, fand sie eine Blechdose. Sie kannte die Blechdose. Eleiza Plumm hatte darin immer selbst gebackene Kekse aufbewahrt, Kekse in Fischform. Und manchmal, wenn Scarlett besonders brav gewesen war, hatte sie so einen Keks bekommen.
    Diesmal waren aber keine Kekse in der Dose. Scarlett fand es heraus, als sie sich mit der Dose in die Küche geschlichen hatte, wo niemand mehr war, aber noch ein kleines Feuer im Kamin brannte. In der Dose von Eleiza Plumm steckte ein Bündel mit Geld, sehr viel Geld für Scarlett, die in ihrem ganzen Leben nie mehr als ein paar Pfennige besessen hatte. Außerdem lag ein Brief darin, den Scarlett ins Mondlicht hielt, um Zeile für Zeile zu entziffern. Den Inhalt hatte Scarlett nie vergessen. Er lautete so:
     
    Liebe Scarlett,
    nimm dieses Geld und lauf noch heute Nacht davon. Lauf in den Süden, weit weg von Finsterpfahl. Pass gut auf dich auf. Die Leute könnten dich für eine gefährliche Person halten. Gib dir Mühe, einen braven Eindruck zu machen. So wie Hanns. Versprich mir das!
    Deine treue Plummi
     
    Scarlett fing an zu weinen. Plummi – so hatte sie Eleiza Plumm genannt, als sie noch ganz klein gewesen war. So richtig verstand Scarlett nicht, was passiert war, sie war ja auch erst acht oder neun Jahre alt (so genau konnte das keiner sagen). Aber sie wusste: Dieser Brief war ernst. Scarlett verbrannte den Brief im Feuer und klaute sich aus den Küchenschränken lauter Essensvorräte zusammen, die man gut mitnehmen konnte. Dann schlich sie zu ihrem Schrank, zog alles übereinander, was sie besaß, und lief zum Schuppen im Garten, wo sie sich versteckte. Dort verfütterte sie die Hälfte ihres Proviants an den alten Hund, zum Abschied. Später, als alle Lichter im Haus erloschen waren, sagte sie dem Hund Lebewohl und brach auf in den Süden. Sie ahnte nicht, wie schwierig und abenteuerlich die nächsten vier Jahre für sie werden sollten.

Kapitel 2: Verzauberung und Widerstand
     
    Scarlett saß in der Bibliothek von Sumpfloch und schaute aus dem Fenster. Der Garten war tief verschneit. Der zugefrorene Teich mit den fluoreszierenden Seerosenblättern ließ sich genauso wenig unter dem Schnee erahnen wie die Gefräßigen Rosen oder die Ungenießbaren Äpfel. Der halbe Zaun war im Schnee verschwunden und der böse, schwarze Wald, der dahinter begann, verwischte im Schneegestöber zu einem harmlosen, grauen Streifen. Scarlett mochte das. Die unwirtliche Winterwelt da draußen kam ihr vor wie ein Schutzwall gegen alles, was ihren zerbrechlichen Frieden bedrohte. Hier in der Festung Sumpfloch war sie sicher, zumindest so lange, wie die Winterferien dauerten. Morgen sollten eigentlich die ersten Schüler zurückkommen, aber wegen des ungewöhnlich heftigen Schneefalls der letzten Tage erwartete man, dass die meisten ein paar Tage später eintrafen.
    Eigentlich freute sich Scarlett darauf, ihre Freundinnen wiederzusehen: Die wilde Lisandra, die brave Maria und die kluge Thuna. Aber mit ihnen würden auch die Lehrer zurückkommen (und unter ihnen die Spione der Regierung), die anderen Schüler (die womöglich auch spionierten), die Schulstunden und die Schwierigkeiten. Scarlett würde wieder sehr aufpassen müssen, dass sie sich nicht durch böse Zauberei verriet. Denn wenn man herausfand, dass sie in Wirklichkeit eine Cruda war, dann würde sie abgeholt werden und für immer verschwinden. So wie damals Eleiza Plumm.
    Dabei war Eleiza bestimmt keine Cruda gewesen. Sie hatte sich nur verhaften lassen, um Scarlett einen Vorsprung zu verschaffen, so viel hatte Scarlett inzwischen verstanden. Scarlett hatte alles getan, um diesen Vorsprung zu nutzen, aber die vier Jahre bis zu ihrer Ankunft in Sumpfloch waren alles andere als leicht gewesen. Da Scarlett ihr dunkles Geheimnis immer für sich behielt, hatte sie nie jemandem von ihrer Flucht und ihren Abenteuern erzählt. Doch in diesen Winterferien vertraute sie ihrem Lehrer Viego Vandalez die eine oder andere Geschichte aus dieser Zeit an. Denn Viego Vandalez war ein Halbvampir und damit ein Wesen, dem die meisten Menschen in Amuylett misstrauten. Wie Scarlett war auch er mit dunklen Fähigkeiten ausgestattet, die er nicht gebrauchen durfte, wenn er keinen Schaden anrichten wollte. So gruselig er auch aussehen mochte, Viegos Herz saß am rechten Fleck und er war überzeugt davon, dass Scarletts Herz das
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