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Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub
Autoren: Halo Summer
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ließ, konnte mit ihr Freundschaft schließen. In den acht Jahren, die Scarlett im Waisenhaus verbrachte, gab es nur drei Geschöpfe, denen das gelang. Das erste hieß Hanns und war ein Junge, der stotterte. Das zweite war der alte Hund, der das Waisenhaus bewachte und nach jedem Kind, das ihn streicheln wollte, schnappte. Das dritte war Eleiza Plumm, die fischköpfige Magd, die Scarlett im Kartoffelsack entdeckt hatte. Diese drei Geschöpfe waren Scarletts Familie und ihr Zuhause. Und sie verlor sie alle an einem einzigen Tag.
    Eleiza Plumm sah aus wie eine normale Frau, nur dass sie eben einen Fischkopf hatte und ein paar glänzende Schuppen auf ihrer menschlichen Haut. Es gab viele Geschöpfe dieser Art in Amuylett: Menschen mit Tierköpfen, Mischwesen, die mal mehr, mal weniger menschlich aussahen. Wie diese Geschöpfe entstanden sind, ist eine lange Geschichte, die mehrere Bücher füllen würde. Die Geschichte ist schon lange her und alles, was uns in diesem Zusammenhang interessiert, ist: Es gab diese Wesen nun mal und nach Jahrhunderten der Benachteiligung und Unterdrückung waren sie vor bald hundert Jahren von der Regierung als gleichwertig und gleichberechtigt anerkannt worden. Niemand durfte ein Mischwesen ausbeuten oder ausgrenzen. So das Gesetz.
    Nur wie das so ist mit gut gemeinten Gesetzen – sie wurden größtenteils befolgt, doch oft nicht verstanden. In den Köpfen vieler Menschen hatte sich festgesetzt, dass Menschen mit Kröten- oder Fischköpfen die dümmeren Menschen sind, die sich für niedere Arbeiten besonders gut eigneten. In Finsterpfahl, wo man sowieso nicht viel von nagelneuen Gesetzen hielt (hundert Jahre waren in Finsterpfahl keine ernst zu nehmende Zeitspanne), da konnten Fischmenschen wie Eleiza Plumm froh sein, wenn sie überhaupt eine bezahlte Anstellung bekamen. Und Eleiza Plumm war froh. Sie stellte keine hohen Ansprüche an ihr Leben, sie wollte nur etwas zu essen haben und eine Aufgabe. Ihre Aufgabe war es, den Waisenkindern etwas zu essen zu kochen, sie zu verarzten, sie zu trösten und ihnen gute Ratschläge zu geben. Scarlett, das Kind aus dem Kartoffelsack, wuchs ihr aber besonders ans Herz. Sie versuchte, es nicht zu zeigen, damit keine Eifersucht aufkam. Dennoch wurde ihr die besondere Liebe zu diesem komischen Kind zum Verhängnis.
    Der Tag, an dem Scarlett ihre selbst gewählte Familie verlor, begann mit Sonnenschein und Gelächter. Scarlett und Hanns spielten im Garten am Teich Seeschlacht mit ihren aus Rinde gebastelten Schiffen und schossen sich gegenseitig mit Kieselstein-Kanonenkugeln ab. Dabei spritzten sie sich von oben bis unten nass, was sie so lustig fanden, dass sie irgendwann vor Lachen auf dem Rücken lagen. Mitten im schönsten Moment steckte Eleiza Plumm ihren Fischkopf aus dem Fenster und rief alle Kinder ins Haus. Sie sollten innerhalb von fünf Minuten mit gewaschenen Händen und Gesichtern im Wohnzimmer der Heimleiterin erscheinen. Scarlett hatte keine Lust zu gehorchen, aber Hanns war ein sehr braver Junge, darum rannte er sofort los, und Scarlett rannte eben mit.
    Hanns wusch sich gewissenhaft und rubbelte sich auch mit einem Lappen die Flecken von der Kleidung. Scarlett hielt das für überflüssig. Schmutzig, wie sie war, folgte sie dem eifrigen Hanns die Stiegen hinauf zu dem großen, sonnendurchfluteten Zimmer, in dem die Leiterin wohnte und wichtige Gäste empfing. Scarlett war die letzte, die oben ankam. Eleiza Plumm, zwei andere Angestellte, die Leiterin, zwölf Kinder und ein fremdes Ehepaar saßen schon dicht gedrängt beieinander und musterten sich gegenseitig neugierig. Das Ehepaar trug sauber geflickte Kleidung und war sehr alt.
    „ … ein Kind aussuchen und mit nach Hause nehmen“, hörte Scarlett die Heimleiterin sagen.
    Scarlett war erstaunt. Was wollten denn der Opi und die Omi mit einem Kind? Wie waren die überhaupt die Treppe hochgekommen? Und in ein paar Jahren, da lagen sie dann auf dem Friedhof und ihr adoptiertes Waisenkind war wieder hier.
    „… und da können sie die Hilfe junger Beine gebrauchen ...“
    Ach so. Sie brauchten Krankenschwester, Köchin und Putzhilfe in einem und das möglichst billig. Na ja, Scarlett war unbesorgt. Auf sie würde die Wahl bestimmt nicht fallen. Da mussten die Leutchen nur einen Blick in Scarletts grüne Augen werfen, um zu erkennen, dass sie für den Job nicht geeignet wäre.
    Einigermaßen gelangweilt beobachtete Scarlett das Hin und Her: Das Gesülze der Heimleiterin, die
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