Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber
Autoren: Halo Summer
Vom Netzwerk:
und das willst du doch auch, Glas, darum zerspringe, ich hoffe, das macht dir nichts aus, Glas?“
    Thuna schloss die Augen und merkte, dass das blaue Licht in der Flasche ungeheuer stark war. Doch sie konnte es nicht erreichen. Es sei denn … ja, es sei denn, sie schwamm darin, wie sie in den Gedanken anderer Menschen schwimmen konnte. Was für ein Bad im blauen Licht!
    Thuna vergaß sich selbst. Noch nie war sie so vollkommen eingetaucht in etwas, das ihre Sinne, ihre Grenzen, ihr Leben so unendlich überstieg. In diesem blauen Licht steckte die Zeit von vielen tausend Jahren, die Erinnerungen und die Kraft eines ganzen Feenvolkes, geballte Wut, eingesperrte Wut, doch auch so viel Liebe, grenzenlose Liebe zum Leben, zur Natur, zu allen Welten, zum Dasein selbst und diese Liebe war ungebrochen.
    Thuna wirbelte mit dem Licht im Kreis. Sie wirbelte und tanzte mit den Schleiern im Glas. Das Licht war eingesperrt, doch sie war frei, das Licht war gebannt, doch sie war frei, sie schwamm im Licht und sie war frei …
     
    Die Glaswände der Flasche zitterten. Von außen drangen Marias Beschwörungen auf das Glas ein und von innen brachten Thunas Gedanken das blaue Licht in Unruhe. Es musste der Moment kommen, da das Glas die Spannung nicht mehr aushalten konnte. Maria spürte, wie der Glasbehälter in ihren Händen erbebte, und die Apparaturen rundum, die damit verbunden waren, schepperten. Bald konnte Maria das Glas kaum noch festhalten, ihre Hände drohten abzurutschen. Und Thuna, die mit geschlossenen Augen dasaß, hatte die Arme um sich geschlungen, und schwankte hin und her, als würde ihr Körper von einem kräftigen Sturm geschüttelt.
    Immer wilder wirbelte das blaue Licht in der Flasche herum, die Feenfigur darin war gar nicht mehr zu erkennen. Die Flasche knarzte und krachte in ihrer Halterung, Maria schrie ihre Beschwörungen: „BITTE – GLAS – SPRING!“ – und es knallte. Ohrenbetäubend laut knallte die Flasche und sprang in tausend Scherben. Jede Scherbe sprang wieder in tausend Scherben und jede davon zerbrach noch einmal tausendfach, sodass von dem Glas nur funkelnder Staub übrig blieb, der glitzernd und leuchtend zu Boden sank.
    Die Mädchen hatten ihre Gesichter bedeckt, teils aus Angst vor Glasscherben, teils weil das Licht so gleißend war, das aus dem zerplatzten Glas nach außen drang. Als Thuna sich traute, die Hände vom Gesicht zu nehmen, sah sie, dass der ganze Raum von lebendigem blauem Licht erfüllt war. In dem Licht waren Gestalten, nicht ein Gesicht, sondern tausende schöne Feengesichter.
    „ Oh nein, Thuna, sieh doch!“, rief Maria, die jetzt auch die Augen geöffnet hatte.
    Thuna folgte Marias Blick und schaute in das Gefängnis, in dem der graue Feenkörper lag. Der Körper hatte zu atmen aufgehört, der Kopf der Fee war zur Seite gefallen. Diese Fee war tot.
    „ Wir haben sie umgebracht!“, rief Maria verzweifelt. „Thuna, das darf doch nicht wahr sein!“
    Thuna war bestürzt, doch nur kurz. Denn die Gesichter, die sie im blauen Licht herumwirbeln sah, wirkten sehr lebendig. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Fee, deren leblosen Körper sie hier vor sich hatten, auch darin war.
    „ Sie war schon sehr alt“, sagte Thuna und ergriff Marias Hand. „Sie hat vor Tausenden von Jahren gelebt, vergiss das nicht. Ich glaube, sie lebt jetzt in dem blauen Licht da. Siehst du die Gesichter? Siehst du die Feen?“
    Maria schaute in das blaue, wirbelnde Licht und tatsächlich: Da waren Gestalten, die tanzten, die sich auflösten und wieder entstanden, es waren so viele, dass man sie kaum auseinanderhalten konnte.
    „ Thuna, kann es sein, dass sie immer kräftiger werden?“, fragte Maria ängstlich. „Mir bleibt allmählich die Luft weg!“
    Thuna wusste genau, was Maria meinte. Das blaue, um sich selbst kreisende Licht war keine bloße Erscheinung, sondern eine Energie, die stetig an Gewalt zunahm. Und sie war in diesem Raum eingesperrt, was sie noch wütender machte. Blaue Wellen schwappten durch Thunas und Marias Köpfe und brachten alles durcheinander.
    „ Thuna, ich kann nichts mehr sehen!“, rief Maria. „Alles ist blau! Ich sehe nicht mal mehr meine …“
    Maria brach ab. Sie hatte sagen wollen, dass sie ihre eigenen Hände nicht mehr sehen konnte, aber jetzt konnte sie nicht mal mehr ihre eigenen Gedanken verstehen, geschweige denn sie aussprechen. Sie fiel wie in eine Ohnmacht, nur dass es keine Schwärze war, in die sie fiel, sondern ein grenzenloses Blau.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher