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Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber
Autoren: Halo Summer
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auf dunklen Holzbänken und über ihnen wölbte sich eine Decke, auf der bunte Salamander saßen, die sich im Licht von rosa Laternen sonnten. Thuna setzte sich in die letzte Bank neben Lisandra und atmete tief durch.
    „ Was hast du?“, fragte Lisandra.
    „ Es gibt hier keine Fenster“, antwortete Thuna flüsternd, denn soeben war der Lehrer eingetreten und hatte die Tür des Klassenzimmers geschlossen. Er war klein und dick und hatte einen Krötenkopf, so wie Wanda Flabbi. Seine kugelrunden Augen mit den schlitzförmigen Pupillen sahen irgendwie beängstigend aus. Darum sagte Lisandra nichts mehr, sondern strich nur tröstend über Thunas Hand.
    Krotan Westbarsch war der Lehrer für Magikalische Physik, ein Fach, in dem die Schüler von Sumpfloch selten glänzten. Krotan sah daher mit Verachtung auf seine Schüler hinab. Er machte sich auch nicht die Mühe, seine Lehren besonders einleuchtend zu verpacken. Er hielt Vorträge, schrieb irgendwann Tests und wer sich nicht in der Bibliothek kundig gemacht hatte, worum es in diesem Fach überhaupt ging, der konnte den Test sowieso nicht bestehen.
    So begann Krotan heute mit einem Vortrag über das rosa Licht, das die unterirdischen Räume von Sumpfloch erhellte. Thuna war eine begabte Schülerin, doch sie verstand nur wenig. Es musste hier unten ein schwaches Faulgas geben – wegen der Sümpfe – das zusammen mit einer magischen Sonnengleichung und einer komplizierten Technik, die Krotan Westbarsch persönlich verbessert hatte, ein Licht ergab, das dem Sonnenlicht ähnlich war. Darum gab es hier unten auch eine begrenzte Anzahl von Pflanzen.
    Als Krotan Westbarsch einen Teil der Sonnengleichung an die Tafel schrieb, schweiften Thunas Gedanken ab. Sie erinnerte sich an ihren Traum von dem dunkelblauen Teich und der eisblauen Frau. Was hatte sie gesagt? Ach, es war so schwer, sich an Träume zu erinnern. Nur ein Name floss durch Thunas Geist, sanft wehend wie die grünen Haare der rätselhaften Schönheit. ‚Estherfein’, war der Name. ‚Vergiss nie! Estherfein!’
    „ Du da!“, rief Krotan Westbarsch und zeigte mit seiner Kreide auf Thuna. „Komm her! Schreib auf die Tafel, was ich dir diktiere.“
    Thuna stand auf und wieder wurde ihr bewusst, dass sie sich unter der Erde befand und dass es hier keine Fenster gab. Warum machte das niemandem etwas aus, nur ihr? Mit weichen Knien ging sie an die Tafel, schrieb mechanisch alles auf, was Krotan herunterleierte und erntete damit seinen Respekt. Nur selten kannten die Schüler all die magikalischen Zeichen und Symbole, die er für seine Gleichungen benutzte. Thuna kannte sie eigentlich auch nicht, aber sie verstand, was sie an die Tafel zeichnen sollte. Sie hatte noch nie ein Buch über magikalische Physik in den Händen gehalten. Sie hätte sich über diese Fähigkeit wundern müssen, doch sie bemerkte nichts davon, weil sie sich eingesperrt fühlte und glaubte, sie müsse an dem fensterlosen Raum ersticken.
     
    Thuna stand der Schweiß auf der Stirn, als die Stunde endete. Sie hatte immer noch nicht ihren Weg zurück in ihre Bank gefunden, als Herr Vandalez, der Halbvampir, das Klassenzimmer betrat.
    „ He, du“, fragte er sie, „was ist mit dir los?“
    Thuna blieb fast das Herz stehen: Herr Vandalez sah entsetzlich aus! Bleich, mit tiefen schwarzen Ringen unter den Augen und einem Gebiss, dass sich einem die Haut vor Schauder kräuselte. Mundwinkel und Augenfältchen waren rötlich, fast glaubte man, die Rückstände von Blut dort zu sehen – was natürlich Unsinn war, denn Herr Vandalez war nur ein Halbvampir und dazu ein sehr zivilisierter.
    „ Kannst du nicht den Mund aufmachen?“, fragte er nun, da ihn Thuna so anstarrte. Er kannte das. Warum sonst hätte ein so begabter Naturkreislauf-Forscher wie Viego Vandalez in Sumpfloch unterrichten müssen? Seine wissenschaftlichen Aufsätze waren berühmt. Doch sein Äußeres und seine Herkunft schlossen jegliches gesellschaftliche Ansehen von vornherein aus. Er konnte damit leben, meistens, nur ganz selten haderte er mit seinem Schicksal.
    „ Entschuldigen Sie“, sagte Thuna, mit noch weicheren Knien als zuvor, „es gibt hier keine Fenster!“
    Das klang nun albern, sie hörte sich selbst und wusste, der Lehrer konnte sie nicht verstehen. Doch hier täuschte sie sich in Viego Vandalez. Er schüttelte einmal seine langen, spitzen Finger in Richtung der Wand und schon war da ein Fenster! Ein Fenster, das hinaus auf die Sümpfe und den angrenzenden Wald
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