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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen
Autoren: Ephraim Kishon
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genug, mein Junge. Du bist ein schöpferischer Mensch. Du denkst beim Fahren an alles Mögliche. Warum überlässt du es nicht meiner Tochter?«
    Auch die Kinder haben es schon gelernt. »Papi«, tönt es von den Hintersitzen, »du bist nicht konzentriert. Lass doch Mami … lass doch Mami …«
    Diese entwürdigenden Sticheleien setzen sich zu Hause fort: »Es ist nur Papi«, ruft mein rothaariger Sohn Amir in die Küche. »Nichts ist passiert.« Warum soll etwas passiert sein? Und warum »nur« Papi?
    Und ihre Mutter unterstützt sie noch. »Ich würde lachen, wenn dich jetzt ein Verkehrspolizist erwischt! Ich würde lachen!« Oder: »Das kostet dich den Führerschein! Das kostet dich den Führerschein!«
    Nach eigener Aussage kann sie sich nur entspannen, wenn sie selbst fährt. Manchmal entwindet sie mir das Lenkrad mit Gewalt und unter lautem Beifall der restlichen Familie. Bisher ist sie zweimal mit je einem Fernlaster zusammengestoßen, einmal mit einem Klavier, hat mehrere Parkuhren umgelegt und ungezählte Katzen überfahren.
    »Weil deine wilde Fahrerei mich ansteckt«, erklärt sie. Neuerdings beteiligt sich sogar unsere Hündin Franzi an der Verschwörung gegen mich. In jeder Kurve steckt sie den Kopf zum Fenster hinaus und bellt laut und scharf: »Wau! Wau!« Zweimal. Das zweite Mal im Kursivdruck. Sie will, so dolmetscht sie, zum Ausdruck bringen, dass ich das Lenkrad mit beiden Händen halten soll. Wie jeder andere. Wie jeder andere!
    Es gibt auch rückwirkende Kritik. Zum Beispiel passiere ich glatt und anstandslos zwei Fußgänger und werde nach ein paar Metern vorwurfsvoll gefragt: »Hast du sie gehen? Hast du sie gesehen?«
    Natürlich habe ich sie gesehen. Natürlich habe ich sie gesehen. Sonst hätte ich sie ja niedergefahren oder wenigstens gestreift, nicht wahr?
    »Was machst du denn, um Gottes willen!«, lautet der nächste Mahnruf. »Was machst du?«
    »45 Kilometer in der Stunde.«
    »Du wirst doch noch einmal im Krankenhaus enden. Oder im Gefängnis. Oder im Gefängnis!«
    Sie selbst fährt durchschnittlich 120 Stundenkilometer, was ungefähr der Schnelligkeitsrate ihrer Kommentare entspricht. Unlängst riss sie den Wagen an sich, sauste zum Supermarkt und wurde unterwegs von einer Verkehrsampel angefahren. Sie kroch unter den Trümmern hervor, blass, aber ungebrochen, und seit diesem Ereignis folgt mir ihr vorwurfsvoller Blick auf Schritt und Tritt.
    »Stell dir vor, du armer Kerl«, will dieser Blick bedeuten, »stell dir vor, was für ein Unglück es gegeben hätte, wenn du gefahren wärst.«
    Ich bin nach längerem Nachdenken zu dem Entschluss gekommen, mir die bewährte »Do-it-yourself«-Methode anzueignen, und tatsächlich geht es jetzt viel besser. Um meiner Familie jede Aufregung zu ersparen, warne ich selbst: »Nach 50 Metern kommt ein Stoppzeichen«, verlautbare ich bei einer Stundengeschwindigkeit von 30 Kilometern. »Ein Stoppzeichen nach 50 Metern!« Oder: »Nicht bei Gelb, Ephraim! Nicht bei Gelb!« Und wenn ich eine harmlose Kurve genommen habe: »Wie ich fahre! Wie ich fahre!«
    Auf diese Weise herrscht in meinem Wagen nun doch eine Art von Frieden. Die beste Ehefrau von allen sitzt mit zusammengepressten Lippen neben mir, die Kinder verachten mich stumm, der Hund bellt zweimal, und ich fahre langsam, aber sicher aus der Haut.

Ein Denkmal für den Spinat
    Ich war, in einer Beziehung jedenfalls, kein Kind wie alle anderen. Ich aß nämlich Spinat für mein Leben gern. Vielleicht leuchteten mir die Spielregeln nicht ein. Vielleicht war auch der Spinat daran schuld, weil er so gut schmeckte. Wie dem auch sei, meine Eltern waren verzweifelt: Jedes normale Kind hasste Spinat. Und ihr eigen Fleisch und Blut liebte ihn. Es war eine Schande.
    Immer wenn bei uns daheim Spinat auf den Tisch kam und ich meine gute Mutter um eine zweite Portion der grünen Delikatesse bat, wies sie mich scharf zurecht: »Da, bitte sehr! Aber du musst bis zum letzten Löffel aufessen. Oder du bekommst von deiner Mami auf deinen du-weißt-schon-wohin du-weißt-schon-was!«
    »Natürlich esse ich alles bis zum letzten Löffel auf«, antwortete ich. »Es schmeckt mir ja.«
    »Nur schlimme Kinder essen keinen Spinat.« Meine Mutter sprach unbeirrt weiter. »Spinat ist sehr gut für dich. Es gibt wirklich nichts Gesünderes als Spinat. Und du willst doch gesund sein? Also lass dir ja nicht einfallen, zum Spinat ›pfui‹ zu sagen.«
    »Aber Mami, ich ess ihn doch so gern.«
    »Du wirst ihn aufessen, ob du
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