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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen
Autoren: Ephraim Kishon
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Telefons nicht zu Hause wäre.
    Sie war zu Hause. Die feiste Madame, die sich nicht in meine Privatangelegenheiten mischen wollte, teilte mir triumphierend mit, dass Fräulein Mirjam Kussevitzky, diplomierte Nurse, bereit wäre, morgen bei mir vorzusprechen. »Passt Ihnen elf Uhr vormittag?«, fragte das Monstrum.
    »Nein«, antwortete ich, »da habe ich zu tun.«
    »Und um eins?«
    »Fechtstunde.«
    »Auch Ihre Frau?«
    »Auch meine Frau.«
    »Dann vielleicht um zwei?«
    »Da schlafen wir.«
    »Um vier?«
    »Da schlafen wir noch immer. Fechten macht müde.«
    »Sechs?«
    »Um sechs erwarten wir Gäste.«
    »Acht?«
    »Um acht gehen wir ins Museum.«
    »Das hat man davon, wenn man jemandem uneigennützig helfen will!«, rief die uneigennützige Helferin mit zornbebender Stimme und schmiss den Hörer hin. »Dabei hätte Ihnen dieser Informationsbesuch keine Kosten verursacht, wie Sie in Ihrem Geiz wahrscheinlich befürchten. Es ist wirklich unerhört.«
    Ein leichter Schaum trat auf ihre Lippen. Die übrigen Anwesenden zogen einen stählernen Ring um mich. Es sah bedrohlich nach Lynchjustiz aus.
    Aus dem Hintergrund kam die eisige Stimme des Apothekers.
    »Soll ich Ihnen also die braune Flasche einpacken? Die billigste?«
    Ich bahnte mir den Weg zu ihm und nickte ein stummes Ja. Insgeheim gelobte ich, wenn ich gesund und lebendig von hier wegkäme, ein Waisenhaus für verlassene Katzen zu stiften.
    Der Apotheker unternahm einen letzten Bekehrungsversuch.
    »Sehen Sie sich doch nur diesen billigen Gummiverschluss an, oben auf der Flasche. Er ist von so schlechter Qualität, dass er sich schon nach kurzem Gebrauch ausdehnt. Das Kind kann, Gott behüte, daran ersticken.«
    »Na wennschon«, erwiderte ich mit letzter Kraft. »Dann machen wir eben ein neues.«
    Aus dem drohenden Ring, der mich jetzt wieder umgab, löste sich ein vierschrötiger Geselle, trat auf mich zu und packte mich am Rockaufschlag.
    »Sind Sie sich klar darüber«, brüllte er mir ins Gesicht, »dass man mit diesen billigen Flaschen keine Babys füttert, sondern Katzen?!«
    Das war zu viel. Ich war am Ende meiner Widerstandskraft.
    »Geben Sie mir die beste Flasche, die Sie haben«, hauchte ich dem Apotheker zu.
    Ich verließ den Laden mit einer sogenannten »Super-Pyrex«-Babyflasche, der eine genaue Zeit- und Quantitätstabelle beilag sowie ein Garantieschein für zwei Jahre und ein anderer gegen Feuer-, Wasser- und Erdbebenschaden. Preis: 8,50 Pfund.
    »Warum, du Idiot«, fragte die beste Ehefrau von allen, als ich die Kostbarkeit ausgepackt hatte, »warum musstest du die teuerste Flasche kaufen?«
    »Weil ein verantwortungsbewusster Mann an allem sparen darf, nur nicht an seinen Katzen«, erwiderte ich.

Die Stimme des Blutes
    Es ist eine weithin bekannte Tatsache, dass wir beide, meine Frau und ich, unsere Familienangelegenheiten streng diskret behandeln und dass ich mir niemals einfallen ließe, sie etwa literarisch auszuwerten. Es kann ja auch keinen Menschen interessieren, was bei uns zu Hause vorgeht.
    Nehmen wir beispielsweise den Knaben Amir, der in Wahrheit noch ein Baby ist, und zwar ein außerordentlich gut entwickeltes Baby. Nach Ansicht der Ärzte, die wir gelegentlich zu Rate ziehen, liegt sein Intelligenzniveau 30 bis 35 Prozent über dem absoluten Minimum, und die restlichen 65 bis 70 Prozent werden mit der Zeit noch hinzukommen. Amir hat blaue Augen, wie König David sie hatte, und rote Haare, ebenfalls wie König David. Das mag ein faszinierendes Zusammentreffen sein – für die Öffentlichkeit ist es uninteressant.
    Manchmal allerdings kommt es im Leben des Kleinkinds zu einem Ereignis, über das man unmöglich schweigend hinweggehen kann. So auch hier. Amir stand nämlich eines Tages auf und blieb stehen. Auf beiden Beinen.
    Man glaubt es nicht? Nun ja, gewiss, früher oder später lernen alle Kinder, auf beiden Beinen zu stehen. Aber Amir stand auf beiden Beinen, ohne es jemals gelernt zu haben, ohne Ankündigung oder Vorbereitung.
    Es war ungefähr fünf Uhr nachmittags, als aus dem Baby-Trakt unserer Wohnung ein völlig unerwartetes, sieghaftes Jauchzen erklang – wir stürzten hinzu –, und tatsächlich: Klein Amir stand da und hielt sich am Gitter seiner Gehschule fest. Tatsächlich, er stand fest auf beiden Beinen, sehr zum Unterschied von der Exportwirtschaft des Staates Israel. Unsere Freude war grenzenlos.
    »Großartig!«, riefen wir. »Gut gemacht, Amir! Bravo! Mach’s noch einmal!«
    Hier ergaben sich nun einige
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