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Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Nugent
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Situation erschwerte mir den Zugriff auf diese Magazine. Da es mir an Kaufkraft fehlte, fand ich nur selten Gelegenheit, mich an ihrem Inhalt zu ergötzen. Natürlich weckten die Bilder meine Neugier und erregten mich; die endlosen Beine, die weich fallenden Brüste, der anmutige Hüftschwung vom Hintern zur Taille.
    Ich sollte nicht allzu enttäuscht sein, als ich das Ganze schließlich in Fleisch und Blut zu sehen bekam. Damals unterschieden die Modelle in den Magazinen sich noch kaum von ihren leibhaftigen Gegenstücken. Moderne Pornografie hingegen dürfte die eigentliche Ursache für all die Erektionsstörungen sein. Wie sonst sollte ein Teenager reagieren, wenn er endlich einen echten, unenthaarten Frauenkörper zwischen die Finger bekommt? Einen Körper, der so gar nichts gemein hat mit den kreisrunden, prallen Brüsten, der winzigen Taille und dem bronzen auf der Haut schimmernden Ölfilm, der einen wie von selbst ans Ziel aller Wünsche gleiten lässt. Solche Desillusionierungen können nicht ohne Folgen bleiben. Heutzutage gibt es dafür natürlich auch eine Pille. Arme Kerle. So etwas hatte ich nie nötig.
    Natürlich war auch ich an Sex interessiert, aber Jungen, die eine Freundin hatten, waren mir suspekt. Denn was, außer Sex, konnte man mit einem Mädchen anfangen?
    Ich wusste – teils von unserem Biologielehrer, dem bei solchen Ausführungen stets die Schamesröte im Gesicht stand, teils aus den anzüglichen Andeutungen meiner Mitschüler – , dass Frauen jeden Monat bluten. Das kam mir ausgesprochen ekelhaft vor. Widerlich und wesensfremd. Während unserer Ehe habe ich Alice deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nichts wissen wolle von Zyklen und Blutungen, Zysten und Ausfluss oder sonstigen abstoßenden Begleiterscheinungen ihres Geschlechts. Fairerweise muss man sagen, dass sie mich auch nie damit behelligt hat. Monatliches »Kopfweh« konnte ich tolerieren, und dass sie hin und wieder für einen »kleinen Eingriff« ins Krankenhaus musste, hat mich auch nie gestört. Die gute Alice.
    Bei einem Schulball während meines Abschlussjahrs schaffte ich es, mit der Zunge in den Mund eines Mädchens zu gelangen. Gerüchten zufolge sollte sie jeden ranlassen, der ihr eine Limonade spendierte; zwei Jungen hatten behauptet, auf diese Weise zum Zug gekommen zu sein. Etwas später am Abend machten meine Hände dann das erste Mal Bekanntschaft mit weiblichen Brüsten – oder »Möpsen«, wie sie unter uns Schülern genannt wurden. Das Ganze spielte sich draußen, auf der Kühlerhaube von Rotgesichts Auto ab, während die anderen drinnen zu Danas »All Kinds of Everything« tanzten. Leicht hat die Kleine es mir nicht gemacht; ich sah mich gezwungen zu betteln, was ich später nie wieder machen sollte. Ohne die stützende Polsterung des BH s hingen ihre Brüste schwer herab, schmiegten sich seltsam weich und nachgiebig um meine begierigen Finger. Ich durfte sie sogar küssen, und auf einmal wurde das Ganze eine todernste Angelegenheit, bei der ich mich auf jeden Atemzug konzentrieren musste, um den drohenden Erguss in meine schlecht sitzende Hose zu verhindern. Als meine Hände weiter südwärts wanderten, wies die kleine Schlampe mich mit den vermutlich sorgsam einstudierten Worten zurück: »Irgendwo muss ein Mädchen die Grenze ziehen. Meine Grenze verläuft entlang der Gürtellinie.«
    Sie stieß mich von sich und richtete sich BH , Unterhemd, Bluse, Pullover und Mantel (es war Winter), während ich in meiner verwirrten Erregung versuchte, sie noch einmal zu küssen und sie umzustimmen. Sie aber maulte nur, dass es ihr zu kalt wäre, und ließ mich stehen. Ich wollte ihr hinterherlaufen, zurück in den hormongeschwängerten Saal, und mich entschuldigen, wusste aber nicht, was ich eigentlich falsch gemacht hatte. Klar war nur, dass sie mir das Gefühl gegeben hatte, irgendetwas Falsches, Verwerfliches getan zu haben. Ziemlich ratlos brach ich in Tränen aus, dann masturbierte ich, verfluchte die undankbare Kuh und fühlte mich schon besser. Sozusagen meine erste sexuelle Begegnung. Natürlich hätte ich mir denken können, dass es nur das übliche Geprahle unter Schuljungen war. Mir zumindest war nach diesem Abend klar, dass noch niemand ihre Gefechtslinie durchbrochen hatte.
    Im Jahr darauf, als ich aufs College kam, war ich weitaus erfolgreicher. Obwohl die »sexuelle Revolution« der Sechziger relativ spurlos an Irland vorübergegangen war, gab es 1971 doch genügend Mädchen auf dem Campus, die
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