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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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auftischen?«
    »Aber fahren denn nicht häufig Menschen aus rein geschäftlichen Gründen zur Banjao-See?« fragte Barnevelt.
    »Aber sicher doch! Sie jagen dort den Gvam wegen seiner Steine.«
    »Ach, Sie meinen dieses Viech, das aussieht wie eine Kreuzung zwischen einem Schwertfisch und einem Riesentintenfisch?« sagte Tangaloa.
    »Richtig. Sie werden sich also als Gvamjäger ausgeben.
    Die Steine aus ihrem Magen sind unbezahlbar, weil die Krishnaner glauben, dass keine Frau dem Mann widerstehen kann, der einen bei sich trägt.«
    »Wäre genau das richtige für dich, Dirk«, frotzelte Tangaloa.
    »Ach, Quatsch!« brummte Barnevelt. »Da ich an derartigen Humbug sowieso nicht glaube, wäre ein solcher Stein für mich wahrscheinlich bloß unbezahlbar im eigentlichen Sinn des Wortes. Wie spät ist es, Senhor Herculeu? Wir waren so lange in diesem Zuber eingepfercht, dass wir jedes Gefühl für die objektive Zeit verloren haben.«
    »Später Nachmittag; wir haben gleich Dienstschluss.«
    »Und was pflegen Sie gegen dieses Siebzehn-Uhr-Feierabendgefühl zu unternehmen?«
    Castanhoso grinste. »Die Nova Iorque-Bar ist gleich um die Ecke. Wenn die Herrschaften mir vielleicht folgen würden …«

 
4
     
    D er grüne Himmel hatte sich fast völlig aufgeklärt. Die untergehende Sonne tauchte die Wolkenreste in rotes und purpurfarbenes Licht. Die schmucklosen Betonhäuser der Stadt waren in rechteckigen Blöcken angelegt. Ihre straßenwärtigen Fassaden waren nackt und kahl; alle Türen und Fensteröffnungen befanden sich auf den Innenhofseiten.
    In der Bar sagte Castanhoso: »Probieren Sie mal einen Humpen Kvad – das beliebteste alkoholische Getränk auf Krishna.«
    »Hoffentlich wird das Gebräu nicht von kauenden und spuckenden Eingeborenenweibern hergestellt, wie dort, wo George herkommt«, sagte Barnevelt.
    Castanhoso verzog angeekelt das Gesicht. Sie gaben gerade ihre Bestellung auf, als eine hohe, barsch klingende Stimme rief: »Zeft! Zeft! Ghuvoi zu! Zeft!«
    Barnevelt lugte vorsichtig über die Trennwand zwischen ihrer und der benachbarten Nische und entdeckte einen großen gelb, rot und blau gefiederten Makao, der auf einer Sitzstange hockte.
    »Das ist Philo«, sagt Castanhoso lachend. »Mirza Fateh brachte ihn auf dem letzten Schiff mit, demselben, mit dem übrigens auch der Mann angekommen ist, der Ihr Dr. Shtain sein könnte.«
    »Warum hat er den Vogel zurückgelassen?« fragte Barnevelt.
    »Laut Vorschrift müssen wir den Vogel für eine gewisse Zeit unter Quarantäne stellen, und Mirza hatte es eilig, weil er dringend zu einem Kongress seiner Sekte nach Mishé musste. Also gab er den Papagei meinem Chef Abreu zu treuen Händen, und er drehte ihn freundlicherweise mir an, nachdem er Senhora Abreu gebissen hatte. Sie brauchen nicht zufällig einen Papagei?«
    Als die beiden Forschungsreisenden den Kopf schüttelten, krächzte der Papagei: »Zeft! Baghan!«
    »Irgend jemand hat ihm sämtliche Schimpfwörter auf Gozashtando beigebracht«, erklärte Castanhoso. »Immer wenn wir anständige krishnanische Gäste haben, verstecken wir das Biest.«
    »Wer ist denn dieser Mirza Fateh?« fragte Barnevelt. »Der Name klingt irgendwie persisch.«
    »Das ist er auch. Er ist kosmotheistischer Missionar, ein kleiner fetter Bursche, der auf den zetischen Planeten umherzieht und seinen Kult zu verbreiten sucht.«
    »Ich bin schon mal im Iran gewesen«, sagte Tangaloa. »Ein Land zum Abgewöhnen.«
    Castanhoso fuhr fort: »Wir hatten Senhor Mirza viele Jahre lang aus den Augen verloren; er war zur Erde zurückgekehrt, um die höheren Weihen vom Oberhaupt seiner Sekte zu empfangen.«
    »Ist das nicht diese Madame von Zschaetzsch?« fragte Tangaloa. »Die behauptet, eine Reinkarnation von Franklin Roosevelt zu sein und ihre Inspirationen auf telepathischem Wege von irgendeinem unsterblichen Imam zu bekommen, der in einer Höhle in der Antarktis haust?«
    »Genau die ist es. Jedenfalls beackert Mirza diese Region nun schon seit mehr als hundert Jahren. Er ist schon ein merkwürdiger Bursche: aufrichtig und ehrlich, was seinen Glauben betrifft, dazu außergewöhnlich gutherzig; aber über den Weg trauen würde ich ihm trotzdem nicht eine Sekunde. In Vishnu haben sie ihn mal bei betrügerischem Kartenspiel erwischt.«
    »Vermutlich ein Ganove von echtem Schrot und Korn, der im Gewand des Heiligen daherkommt«, sagte Barnevelt.
    »Meinen Sie? Nun ja, der arme Kerl hat auch so seine Probleme. Vor ein paar Jahrzehnten, kurz
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