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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen
Autoren: Colin Kapp
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die Zahl keine echte Bedeutung: Für sie war der Flug lediglich eine lange Reise durch die ewige Nacht. Nur die flackernden Bildschirme und Instrumente trotzten der Langeweile. Der Fernradar zeigte bereits eine erste geisterhafte Darstellung der Schale, auf die sie zurasten, während die Kurzstreckenorter unablässig minimale Kurskorrekturen durchführten, um Kollisionen mit kleineren Bruchstücken, die den Aster-Raum durchquerten, zu verhindern. Auf ihre Art und Weise konnten die Maschinen in Situationen sehen, in denen Menschen blind waren. Doch das war nur ein Teil der Wahrheit. Es waren nämlich die Visionen von Männern wie Land-a und Maq Ancor, die den Flug der Shellback überhaupt erst möglich gemacht hatten. Trotz ihrer Klugheit mußten die Maschinen erst das Staunen lernen.
    Es brauchte ebenfalls ein menschliches Gehirn, um zu erkennen, daß eines der Bruchstücke vor ihnen sich von den übrigen unterschied. Cherry, der die Steuerung zum großen Teil dem Autopiloten überließ und den die ewige Dunkelheit zu langweilen begann, vertrieb sich die Zeit, indem er auf die Orterschirme starrte. Dort wurde jedes einzelne Stück Raumschutt automatisch in maximaler Vergrößerung angezeigt, während gleichzeitig vorläufige Schätzungen der Masse, Geschwindigkeit, Zusammensetzung und des Kurses eingeblendet wurden. War dieser Vorgang abgeschlossen, widmeten sich die Orter dem nächsten Gegenstand, während der Autopilot eventuell notwendige Kursänderungen einleitete. Eines dieser Bilder fesselte Cherry auf der Stelle, und er stoppte sofort die Aufzeichnung, damit es nicht von nachfolgenden Daten überschrieben wurde.
    »Maq, hast du eine Minute Zeit? Ich glaube, dort draußen ist etwas Seltsames.«
    »Bin schon auf dem Weg, Cherry. Was meinst du mit ›seltsam‹?«
    »Da ist ein Ding, das wie ein Bleistift aussieht. Könnte das Bruchstück eines Riesenkristalls sein, aber es ist zu weit entfernt, als daß die Orter es in guter Auflösung hereinbekämen. Ich denke, ein genauerer Blick könnte sich lohnen.«
    Ancor übertrug die Daten in die Speicherbänke der Shellback. Einige Minuten lang zeigte die Aufzeichnung lediglich die übliche zufällige Abfolge von Raumschutt, dann erschien plötzlich Cherrys ›Bleistift‹, eine kurze Gerte vor dem Hintergrund der undurchdringlichen Schwärze. Ancor hielt die Aufzeichnung an und ging jedes Bild einzeln durch. Dann rief er die dazugehörige Analyse auf und pochte vielsagend auf den Ausdruck.
    »Diese Zahlen passen nicht zu einem Meteoriten aus Eisen, aber gleichzeitig passen sie auch nicht zu einem Rumpf aus irgendeiner uns bekannten Legierung. Es könnte sich um die Scherbe eines ungewöhnlichen Materials handeln, aber das Ding ist gut fünfzehn Kilometer lang und vollkommen regelmäßig. Ich schlage vor, wir verlangsamen unseren Flug und schauen es uns genauer an.«
    »Wir sind bereits daran vorbeigeflogen«, wandte Cherry ein. »Es war nur noch hundertdreißigtausend Kilometer entfernt, als es von den Ortern erfaßt wurde.«
    »Dann leite jetzt die engste Kurve ein, die möglich ist, und bremse uns ab. Ich habe ein komisches Gefühl bei diesem Ding.«
    Cherry nickte und setzte sich an die Steuerung, um die nötigen Kurskorrekturen einzuleiten. Dann kam er wieder zurück.
    »Was könnte das sein, Maq?«
    Ancor war in der Zwischenzeit an den Computer gegangen und hatte die Daten eingegeben. Er wartete jetzt darauf, ob der Rechner irgendwelche Übereinstimmungen mit den Daten in ihren Speicherbänken finden konnte. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, aber der Computer kam statt dessen zu einem überraschenden Schluß. Da er das Ding vor ihnen nicht als eine natürliche Kombination von Elementen klassifizieren konnte, legte er nahe, daß es sich dabei um ein künstlich geschaffenes Material handeln mußte.
    »Das ist interessant!« sagte Ancor. »Aber wir sind fast 15 Millionen Kilometer von der Mars-Schale entfernt, und unserer Kenntnis nach gibt es außer der Shellback in ganz Solaria kein einziges raumflugtaugliches Schiff. Was, zum Teufel, ist also dieses Ding und wie kommt es hierher?«
    Sie benötigten geraume Zeit, um ihre Raumreisegeschwindigkeit so weit zu drosseln, daß sie eine Kehre mit einem vernünftigen Radius fliegen konnten, ohne dabei an den Schiffswänden zerquetscht zu werden. Nach und nach leitete Cherry eine enger werdende Spirale ein, die sie schließlich zu dem seltsamen ›Bleistift‹ zurückführte. Gleichzeitig betätigte sich Ancor an den
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