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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors
Autoren: Alan Dean Foster
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über den Tisch, legte die Fingerspitzen aneinander und sagte mit schriller, zirpender Stimme: »Es gibt viele Arten von Magie, Kollegen. Obzwar die Fähigkeit, auf Verlangen Donner und Blitz zu erzeugen, höchst beeindruckend ist, unterscheidet sie sich doch ganz wesentlich von Weissagung und Vorausschau. Wollen wir dann also auf der Grundlage einer Energieerscheinung beschließen, alle normalen Aktivitäten einzustellen und Polastrindu in den Kriegszustand zu versetzen?
    Sollen wir auf dieser Basis den Ruf an das weitentfernte Snarken, an L'bor und Yulpatpomme und all die anderen großen und kleinen Städte der Warmlande ergehen lassen? Müssen wir jetzt befehlen, daß Bauern ihre Felder verlassen, junge Männer ihre Geliebten und Fledermäuse ihre nächtliche Jagd? Der Handel wird zum Erliegen kommen, und Vermögen werden verloren gehen, Leben auseinander gerissen.
    Das ist eine schwerwiegende Frage, Kollegen. Sie muß durch mehr beantwortet werden als die Worte und Taten einer einzelnen Person.« Er deutete ehrerbietig mit beiden Händen auf Clodsahamp. »Selbst wenn sie so eindeutig versiert in den Künsten der Hexerei ist wie Ihr.«
    »Ihr wollt also mehr Beweise?« fragte Jon-Tom.
    »Mehr sachbezogene Beweise, ja, langer Mensch«, sagte der Präriehund. »Krieg ist nichts Beiläufiges. Ich muß die anderen Angehörigen dieses Rates ja wohl kaum daran erinnern«, er ließ seinen Blick den langen Tisch entlangwandern, »daß, falls es keine Invasion gibt, keinen ungewöhnlichen Krieg, es unsere Körper sein werden, die den Dünger für die nächste Saat zur Verfügung stellen, und nicht die unserer nomadischen Besucher.« Er sah Jon-Tom mit winzigen schwarzen Augen an.
    »Daher würde ich ein wenig Verständnis für unsere offizielle Position erwarten wollen.«
    Die anderen Räte applaudierten leicht, nur der Kolibri nicht. Millevoddevareen murmelte weiter böse vor sich hin: »Ich will diese verräterischen Menschen. Will ihnen ihre verdammten, perversen Augen aushacken!« Seine Kollegen schenkten ihm keine Beachtung. Kolibris sind notorisch eher hitzig und streitlustig als überlegt.
    »Dann sollt ihr mehr schlüssige Beweise haben«, erklärte der Hexer müde.
    »Meischter?« Pog blickte besorgt auf den Schildkrötenhexer.
    »Glauben Schie wirklich, dasch ein Schauber scho kursch nach dem erschien eine gute Idee ischt?«
    »Scheine ich so erschöpft, Pog?«
    Der Fledermauseleve flatterte lässig mit den Flügeln und sagte ohne Zögern: »Ja, dasch tun Schie, Bosch.«
    Clodsahamp nickte langsam. »Deine Besorgnis ist vermerkt, Pog. Ich mache doch noch einen guten Famulus aus dir.« Der Fledermäuserich lächelte, was bei seiner Gattung nicht schöner ist als ein Stirnrunzeln, aber es war ungewöhnlich, den erfreuten Ausdruck in dem strubbelhaarigen Gesicht des normalerweise übellaunigen Assistenten zu sehen.
    »Ich erwarte, noch weit müder zu werden.« Clodsahamp sah Jon-Tom an und dann Mudge. »Ich würde sagen, daß du die niederen Stände ziemlich genau repräsentierst.«
    »Danke, Euer 'Exerschaft«, erwiderte der Otter trocken.
    »Was würde dich von der Realität dieser Bedrohung überzeugen?«
    »Nun, wenn ich die wirkliche Situation nicht kennen würde, und 'nen überzeugenden Beweis brauchte«, meinte Mudge überlegend, »würde ich sagen, daß Sie sie mir dazu zeigen müßten.«
    Clodsahamp nickte. »Das dachte ich mir.«
    »Meischter...«, setzte Pog warnend an.
    »Es ist in Ordnung. Ich habe die Kapazität, Pog.« Das Gesicht des Hexers wurde plötzlich leer und ausdruckslos, er fiel in eine tiefe Trance. Es war keine so tiefe Versenkung, wie er sie zur Herbeirufung M'nemaxas eingesetzt hatte, aber sie beeindruckte den Rat doch höllisch.
    Der Raum verdunkelte sich, und die Vorhänge zogen sich magisch vor die Fenster. Unter den am Tisch Sitzenden kam nervöses Geflüster auf, aber keiner rührte sich. Der Marder Aveticus schien, wie Jon-Tom bemerkte, nicht im mindesten besorgt.
    An der gegenüberliegenden Wand bildete sich eine Wolke, eine sonderbare Wolke, flach und von rechteckiger Form. Im Inneren der Wolke schälten sich Bilder heraus, als sie solider und deutlicher wurden, keuchten die Ratsmitglieder entsetzt und bestürzt auf.
    Ungeheure Kolonnen von Insektenkriegern marschierten durch die Wolke. Sie trugen einen Ozean aus Piken und Speeren, Schwertern und Schilden bei sich. Riesige Gepanzerten-Generale dirigierten die Fußtruppen, die sich über diesige Ebenen erstreckten, soweit das Auge
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