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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors
Autoren: Alan Dean Foster
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herunterregneten. Der Hexer stand schweigend da, den Blick konzentriert auf das gegenüberliegende Ende des Passes gerichtet, und nicht auf die Katastrophe unter ihm.
    »Können Sie nicht irgend etwas tun?« drängte ihn Jon-Tom.
    »Bringen Sie Feuer und Zerstörung auf sie herab! Lassen Sie...« Clodsahamp schien nicht zu zuhören. Er sah ohne Augen.
    »Ich habe es fast«, flüsterte er vor sich hin. »Kann fast...« Er brach ab, drehte sich um und starrte Jon-Tom an.
    »Glaubst du, das Heraufbeschwören von Blitz, Flut und Feuer ist nicht mehr als ein Fingerschnippen, Junge? Hast du nichts über Magie gelernt, seit du hier bist?« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder in die Ferne.
    »Kann fast... ja«, sagte er aufgeregt, »ich kann. Ich glaube, ich sehe es jetzt!« Seine Begeisterung schwand. »Nein, ich habe mich geirrt. Zu gut durch Verzerrungszauber abgeschirmt. Eejakrat überläßt nichts dem Zufall. Nichts.«
    Jon-Tom wandte sich von dem gebannten Hexer ab und schwenkte seine Duar nach vorn. Seine Finger spielten in wilder Verzweiflung auf den Saiten. Aber es fiel ihm kein einziger passender Song ein. Seine Favoriten behandelten alle Liebe, Kreativität und menschliche Beziehungen. Er kannte ein paar Märsche, und obwohl er mit ausreichender Inbrunst sang, materialisierte nichts, das den Vormarsch der Gepanzerten bremste.
    Dann schüttelte ihn Mudge, verschwitzt und das Fell von getrocknetem Blut gestreift, und zeigte nach Westen. »Was bei allen 'ollen ist das?« Der Otter starrte angestrengt über das sich vergrößernde Schlachtfeld.
    »Es klingt wie...«, sagte Caz verwirrt. »Ich weiß nicht. Eine rostige Türangel vielleicht. Oder hohe Stimmen. Viele hohe Stimmen.«
    Dann konnten sie die Quelle des sonderbaren Geräusches erkennen. Es war Gesang. Undiszipliniert aber kräftig, und er stieg von einer buntscheckigen Horde von Marschierern auf, die sich den Bergausläufern näherten. Sie waren mit Mistgabeln und behelfsmäßigen Speeren bewaffnet, mit Sicheln und Messern an Besenstielen, mit Holzfällerwerkzeugen und geschärften Eisenstangen.
    Sie ergossen sich wie eine graubraune Welle über die durcheinanderwogenden Kombattanten, und wo immer ihre Mengen erschienen, wurden die Gepanzerten überwältigt.
    »Mäuse!« sagte Mudge entgeistert. »Ratten und 'amstei sind auch dabei. Ich glaube es nicht. Sie sind keine Kämpfer. Was tun sie 'ier?«
    »Kämpfen«, sagte Jon-Tom voller Befriedigung, »und zwar verdammt gut, so wie es aussieht.«
    Der Nager-Mob griff mit einer Wildheit an, die die fehlende Ausbildung mehr als wettmachte. Der Zustrom klickenden, schimmernden Todes aus dem Paß wurde abgeschwächt, dann unterbrochen. Die Nager kämpften mit erstaunlicher Tapferkeit, warfen sich bedenkenlos auf größere Gegner, während andere auf deren Fuß- und Beingelenke einhackten.
    Manchmal rissen die kleinen Warmlander ein mächtiges Insekt nur durch ihr Gewicht zu Boden. Ihre Behelfswaffen brachen und knickten. Sie griffen auf Felsbrocken und bloße Pfoten zurück, auf alles, was tötete, auch die Waffen ihrer Gegner.
    Einige Augenblicke waren die Überreste der Warmlander- Streitmacht durch den unerwarteten Überfall genauso gelähmt wie die Gepanzerten. Sie starrten völlig verblüfft auf die viel verleumdeten und oft mißbrauchten Nager, die sich todesverachtend in die Schlacht warfen. Dann nahmen sie selbst den Kampf wieder auf, Seite an Seite mit heldenhaften, bisher in Schande und Knechtschaft gehaltenen Verbündeten.
    Jon-Tom wußte, wenn die Warmlander jetzt siegten, würde es dauernde Veränderungen in der Sozialstruktur von Polastrindu und anderen Gemeinden geben. Aus diesem Krieg würde zumindest eine gute Sache erwachsen.
    Er dachte, die Überraschungen seien zu Ende. Aber als er sich Ziele für seine Speere aussuchte, tauchte eine weitere auf.
    In der Mitte der Schlacht erhellte ein Flammenstoß den Wintermorgen. Dann ein zweiter. Es war fast als ob... ja! Eine vertraute, irisierende Masse ragte weit aus den Kämpfenden heraus, äscherte Gepanzerte schwadronenweise ein.
    »Das gibt es doch nicht!« murmelte er. »Es ist Falameezar!«
    »Aber ich dachte, er sei fertig mit uns«, meinte Caz.
    »Ihr kennt diesen Drachen?« Bribbens kümmerte sich um ein verletztes Bein und betrachtete aufgeregt den entfernten Kampf. Es war das erste Mal, daß Jon-Tom eine Veränderung im Verhalten des Frosches sah.
    »Verdammt noch mal und wie!« erklärte er ihm fröhlich.
    »Verstehst du nicht, Caz, es paßt
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