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Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
Autoren: Matthew Pritchard
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Atombombe in Dannys Leben zu werden: Mit Christopher ist es endgültig aus, ich brauche also für ein paar Tage eine Unterkunft. Bis Donnerstag.
    Christopher war die letzten siebzehn Jahre ihr Ehemann gewesen, der Mann, mit dem sie in New York die letzten neunzehn Jahre zusammengelebt hatte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie sich mit neunundfünfzig (sie behauptete zwar, weniger, aber Danny hatte in ihrem Pass nachgeschaut) noch einmal scheiden ließ, in ein anderes Land zog oder von Danny erwartete, dass er sie aufnahm.
    Natürlich war sie am Donnerstag nicht aufgetaucht. Zumindest nicht bei Danny. Sie fuhr zuerst nach Málaga, um Freunde zu besuchen, und Danny zerbrach sich den Kopf bis Samstagabend, als ein Taxi sie beschwipst und kichernd bei ihm absetzte. In dieser ersten Nacht stritten sie sich. »Ich lasse mich nicht scheiden«, sagte sie, als Danny mit ihr schimpfte, weil sie ihn nicht auf dem Laufenden gehalten habe, »ich bin es verdammt noch mal bereits, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Aber denk dir nichts: Mein Anwalt hat, was die Alimente angeht, einen guten Job gemacht, ich werde dir also finanziell keine Last sein.«
    Was konnte er tun? Adriana Sanchez war eine Naturgewalt, so wie schon ihre Mutter, die abuela , die Frau, die sich um Danny gekümmert hatte, als er in Großbritannien aufwuchs. Doch das war die einzige Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen: Wenn die abuela ein schnell fließender Fluss war – zielgerichtet, konzentriert –, dann war Adriana Sanchez eine Springflut.
    Danny zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Papierkorb.
    Die Tür zum Schlafzimmer seiner Mutter stand offen. Inzwischen fanden sich dort beängstigende Hinweise auf einen Daueraufenthalt: ein Kalender an der Wand, ein Seidentuch über der Wandlampe – und drei gerahmte Fotos von Danny, in einem unübersehbaren Halbkreis auf dem Nachttischchen: eins von ihm als Baby, eins aus der Grundschule, ein drittes von ihm als Teenager.
    Es war merkwürdig, dass diese Fotos ihre Reisen überlebt hatten. So merkwürdig, dass Danny beschlossen hatte, sein eigenes Fotoalbum durchzusehen, und so sehr schnell erkannte, dass sie ihre Reisen nicht überlebt hatten – es waren seine Fotos, die sie aus seinem Album geklaut hatte.
    O Mann, demnächst wollte er das erste Mal in diesem Jahr Urlaub machen. Wie um alles in der Welt sollte das mit Mutter im Haus funktionieren?
    Das Naheliegendste war, woanders hinzufahren. Er träumte schon lange davon, die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs zu besuchen. Das Problem war nur, dass das alles andere als erholsam sein würde, und Erholung brauchte er mehr als alles andere: fünf Tage nur Wein trinken, auf der Gitarre klimpern, viel essen und etwas anderes lesen als verdammte Presseerklärungen.
    Egal, er würde sich entscheiden, wenn es so weit war. Und im Augenblick war er vom Urlaub noch weit entfernt. Danny nahm seinen Laptop, ging mit einem Glas Wein und einer Zigarette nach draußen und ließ sich am Rand der Terrasse nieder, wo er am Abend immer saß, um die Sonne hinter dem letzten, am Gipfel noch schneebedeckten Berg der Sierra Nevada versinken zu sehen und den Zikaden zu lauschen, die in dem sein Haus umgebenden Olivenhain zirpten. Lucky rannte fröhlich über die trockene Erde und jagte Vögel.
    Er betrachtete die Fotos, die er von dem Abriss am Vormittag geschossen hatte. Sie waren nichts im Vergleich zu Pacos – das war der Unterschied zwischen einem Profifotografen und einem Reporter mit einer Kamera –, aber sie fingen doch einiges von der Grausamkeit des Augenblicks ein. Im Spanischen gab es ein Adjektiv, dantesco, das groteske oder katastrophale Situationen beschrieb und wörtlich »Dantes Inferno würdig« bedeutete. Auf die Cookes traf das zu. Was ihnen passiert war, schien mehr als Pech zu sein, es war … dantesco.
    Er rief Peggy Cooke an.
    »Wie geht’s Arthur?«
    »Schon besser, danke«, sagte sie mit sorgenvoller Stimme. »Aber ich glaube nicht, dass ich im Augenblick noch irgendwelche Fragen beantworten wi…«
    »Sie haben mir die einzige Frage beantwortet, die ich stellen wollte, Mrs. Cooke. Wenn Sie irgendwas brauchen, rufen Sie mich an. Ich kenne im Krankenhaus Leute, die helfen können. Und falls die Sprache ein Hindernis ist, nur ein Wort, und ich sitze im Auto.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, aber die Leute hier leisten großartige Arbeit.« Sie klang jetzt herzlicher. »Ich klopfe auf Holz, aber Angst hat es mir schon
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