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Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
Autoren: Matthew Pritchard
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zwischen innerer und äußerer Mauer. Dabei bewegte sich das Ding, stieß sich die Unterschenkel an den Ziegelkanten an. Sein Empfindungsvermögen kehrte zurück und damit eine vage Vorahnung der Gefahr. So über der Wand hängend, fing es schwach an, sich zu wehren. Er fuhr mit dem Finger über die enge, schwarze Maske über dem Kopf des Dings. »Du hast mich verärgert. Ihr Dinger macht das immer. Jetzt ist es Zeit, dass wir uns trennen.«
    Er sah ausdruckslos zu, wie das Ding versuchte, den Arm zu heben, und löste dann die Sperre der Seilwinde. Das Ding sackte nach unten und verschwand in dem nur dreißig Zentimeter breiten Hohlraum zwischen den Mauern.
    Er wandte sich dem Haufen loser Ziegel zu und griff nach seiner Kelle.

1. Teil
    La Payasada

1
    Sonntag, 28. März 2010
    Danny Sanchez kam um 10.27 Uhr an.
    Es herrschte bereits Chaos: Hunderte Menschen drängten sich auf dem staubigen Fleck Ödland hinter den weißen Mauern des Anwesens, sie schrien, schoben und stritten sich zwischen den Kakteen und zerzausten Palmen. Der Ausleger des Schaufelbaggers hing drohend über dem Dach der einstöckigen Villa, zum Anfangen bereit.
    Der Abriss war für neun Uhr geplant gewesen, aber hektische Verhandlungen hatten den betagten Besitzern, einem Auswandererehepaar, einen Aufschub von drei Stunden erbracht, in denen das Haus geräumt werden konnte. Die ganze Nachbarschaft war zu Hilfe geeilt, Briten wie Spanier. Ein Strom von Menschen wanderte am Rand der ungeteerten Straße hin und her, beladen mit allem, was zu retten war – Türen, Fenster, sogar die Arbeitsfläche aus der Küche. Das Problem war jetzt nur, wo man es deponieren sollte. Am Stamm einer Fächerpalme sammelte sich ein wild zusammengewürfelter Haufen von Haushaltsutensilien. Danny zog sein Notizbuch aus der Schultertasche und beobachtete, wie der Wind ein Nachthemd aus einer Schachtel wehte und um einen Kaktus wickelte.
    Mann, was für ein Durcheinander.
    In seinen achtzehn Jahren als Journalist hatte Danny Dutzende von Scheußlichkeiten erlebt – Leute, die nach Unfällen aus ihren Autowracks geschnitten wurden, eine Frau, die aus einem brennenden Gebäude sprang, einen Selbstmord auf einem Eisenbahngleis –, aber das hier war etwas Neues. Das Haus von Peggy und Arthur Cooke würde abgerissen werden, dagegen war absolut nichts zu machen. Er hatte die Akten gesehen. Fast jeder Penny, den die beiden alten Leute besessen hatten, war in die Villa geflossen, und jetzt wurden die Ersparnisse eines Lebens vernichtet. Es war, als würde man auf eine Hinrichtung warten.
    DieJunta de Andalucía, die Regionalregierung Südspaniens, hatte eine Frau Mitte dreißig hergeschickt, um den Abriss zu überwachen. Schlau , dachte Danny, den Leuten fiel es schwerer, auf eine Frau wütend zu werden, vor allem auf eine attraktive. Ihr Schutzhelm und die Leuchtfarbenweste bildeten den Kern eines eng gedrängten Kreises von Leuten. Beamte der Guardia Civil in grünen Overalls bildeten einen Schutzwall um die Frau von der Regierung. Dann kamen die Anführer der Protestierenden. Sie schwenkten Dokumente und versuchten, über die Schultern der Guardia-Beamten hinweg zu diskutieren.
    Hinter ihnen stand die Pressemeute, etwa zwei Dutzend, die Kameras und Mikrofone über die wogende Masse schwenkten. Schaulustige und neugierige Kinder trieben sich an den Rändern herum und fragten sich, was die ganze Aufregung eigentlich sollte.
    Die Regierungsvertreterin wirkte, als wäre ihr das, was sie zu tun hatte, äußerst unangenehm. Danny hatte keine Ahnung, ob sie alle die englischen Wörter verstehen konnte, die man ihr entgegenschleuderte, doch dass sie den Tenor verstand, war offensichtlich. Immer wieder deutete sie auf die Dokumente auf ihrem Klemmbrett, hob die Hände und zuckte hilflos mit den Schultern. Irgendjemand hatte irgendwo beschlossen, dass dies durchgeführt werden musste, und ihre Aufgabe war es jetzt, diesen Beschluss umzusetzen.
    Die Cookes waren untröstlich. Peggy saß zwischen stacheligen Büscheln von Espartogras in einem Lehnsessel. Tränen gruben Furchen in den Staub, der sich auf ihr Gesicht gelegt hatte. Danny erkannte den Lehnsessel; er hatte darin gesessen, als er sie im Jahr zuvor, nach der Bekanntgabe des Abrissbefehls, interviewt hatte. Damals hatte Arthur Cooke noch lebhaft und trotzig gewirkt, als er für die Kamera posierte; jetzt lastete jedes seiner dreiundsiebzig Jahre auf ihm. Die Hand auf der Schulter seiner Frau und mit verkniffenem Gesicht
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