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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET
Autoren: Jack Higgins
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unterziehen. Lassen Sie mich Ihre Aufgabe ausführlicher erläutern.« Er stand auf und ging ans Feuer. »Neunzehnhundertsechsundfünfzig stimmte der Armeerat der IRA für eine weitere Kampagne in Nordirland. Drei Jahre sind vergangen, und sie war ein außerordentlicher Mißerfolg. Kaum ein Zweifel, daß sie eingestellt wird, und zwar eher früher als

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    später. Sie hat zu nichts geführt.«
    »Und?« meinte Kelly.
      Maslowski kehrte an den Schreibtisch zurück. »Andererseits deuten unsere eigenen Geheimdienstquellen an, daß letztlich in Irland ein Konflikt ausbrechen wird, sehr viel ernster als jeder andere zuvor. Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, müssen Sie bereit sein, tief eingewühlt warten.«
    »Verstanden, Genosse.«

      »Hoffentlich. Genug fürs erste. Professor Tscherny wird Sie über Ihre unmittelbaren Pläne aufklären, wenn ich fort bin. Und nun können Sie abtreten.«
      Kelly ging wortlos hina us. »Er schafft es. Da bin ich ganz sicher«, sagte Tscherny.

      »Will ich auch hoffen. Er könnte so gut sein wie jeder andere irische Maulwurf und säuft weniger.«

      Maslowski trat ans Fenster und lugte hinaus in den Regensturm, plötzlich müde, und dachte überhaupt nicht an Kelly, sondern aus unerfindlichen Gründen an den Ausdruck des Kindes, als es auf dem Platz auf den Iren losgegangen war.
    »Wie hieß dieses Kind noch mal?« fragte er.

    »Tanja – Tanja Woroninowa.«
      »Ist sie jetzt Waise? Hat sie keinen, der sich um sie kümmert?«

    »Soweit ich weiß, nicht.«
      »Sie war recht reizend und intelligent, finden Sie nicht auch?«
      »So kam es mir vor. Persönlich hatte ich bisher nicht mit ihr zu tun. Haben Sie ein besonderes Interesse, Genosse Oberst?«

      »Möglicherweise. Letztes Jahr verloren wir bei der Grippewelle unsere sechsjährige Tochter.

      Meine Frau kann keine Kinder mehr bekommen. Sie hat eine Stelle bei irgendeinem Sozialamt angenommen, aber etwas

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    nagt an ihr, Tscherny. Sie ist einfach nicht mehr die alte. Als ich die Kleine auf dem Platz sah, kam mir ein Gedanke. Sie könnte genau das Richtige sein.«

      »Eine vorzügliche Idee, Genosse, für alle Betroffenen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«

      »Gut«, sagte Maslowski, unversehens munterer. »Ich nehme sie mit nach Moskau und bereite meiner Suscha eine Überraschung.«

      Er trat an den Schreibtisch, entkorkte die Wodkaflasche mit den Zähnen und schenkte zwei Gläser ein. »Ein Trinkspruch«, sagte er. »Auf das irische Unternehmen und auf…« Er hielt inne, runzelte die Stirn, »wie lautete sein Deckname noch mal?«

    »Cuchulain«, sagte Tscherny.
      »Schön!« meinte Maslowski. »Auf Cuchulain.« Er kippte den Wodka und warf sein Glas ins Feuer.

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    1.Kapitel

    1982
      Als Major Tony Villiers die Offiziersmesse der Grenadier Guards in der Chelsea-Kaserne betrat, war niemand dort. Der Raum war dunkel; die einzige Beleuchtung kam von Kerzen, die im Leuchter auf dem langen, polierten Eßtisch flackerten und das Tafelsilber auffunkeln ließen.
      Am Ende des Tisches war nur ein Dinner-Gedeck aufgelegt, was ihn überraschte, aber in einem silbernen Eiseimer stand eine Flasche Champagner bereit, Krug 1972, seine Lieblingsmarke. Er hielt inne, schaute auf die Flasche hinab, hob sie dann heraus, löste behutsam den Korken, griff nach einem der hohen Kristallgläser auf dem Tisch und schenkte langsam ein. Dann ging er an den Kamin, blieb dort stehen und betrachtete sich im Spiegel überm Sims.
      Der scharlachrote Waffenrock stand ihm recht gut, und die Orden nahmen sich ansehnlich aus, insbesondere das lila und weiß gestreifte Band seines Military Cross mit der silbernen Rosette, die bedeutete, daß ihm die Auszeichnung ein zweites Mal verliehen worden war. Er war mittelgroß, hatte kräftige Schultern und trug sein schwarzes Haar länger, als man es bei einem aktiven Soldaten erwartet hätte. Obwohl er sich irgendwann einmal die Nase gebrochen hatte, sah er auf eine verwegene Art attraktiv genug aus.
      Es war nun sehr still geworden. Nur die großen Männer der Vergangenheit schauten von ihren Porträts feierlich auf ihn herab, in Schatten eingehüllt. Das Ganze hatte etwas Unwirkliches an sich, und aus einem unerfindlichen Grund schien er sein Abbild im Spiegel mehrere Male zu sehen, zurück in die
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    Unendlichkeit. Er hatte solchen Durst. Als er das Glas hob, klang seine Stimme sehr heiser, schien einer ganz anderen Person zu gehören. »Auf
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