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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET
Autoren: Jack Higgins
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hingerichtet.«

      »Ein britischer Märtyrer mehr. Dieses Volk scheint sie zu brauchen.«
      »Martha Wronski, der die irische Staatsbürgerschaft zustand, lebte weiter in Dublin und bestritt ihren Lebensunterhalt als Journalistin. Der Junge ging dort auf eine Jesuitenschule.«

    »Katholisch erzogen?«
      »Selbstverständlich. Diese recht absonderlichen Umstände kamen unserem Mann in Dublin zu Ohren, der Moskau über Kelly informierte. Daß der Junge Potential hatte, lag auf der Hand. Die Mutter wurde 1953 dazu bewegt, mit ihm nach Rußland zurückzukehren. Zwei Jahre später starb sie an Mage nkrebs.«
      »Inzwischen ist er also zwanzig und hochintelligent, wie ich höre?«
      »Allerdings. Hat eine Begabung für Sprachen. Schnappt sie einfach so auf.« Tscherny blickte noch einmal in die Akte. »Ganz besonders talentiert ist er aber als Schauspieler. Ich würde sogar so weit gehen, ihn als Genie auf diesem Gebiet zu bezeichnen.«
    »Angesichts der Umstände höchst angemessen.«

      »Unter anderen Verhältnissen könnte er es durchaus zu einem großen Schauspieler bringen.«
    »Nun, das kann er jetzt vergessen«, kommentierte Maslowski
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    säuerlich. »Sein Killerinstinkt kommt mir sehr entwickelt vor.«
      »An Leuten mit Gewaltpotential mangelt es uns nicht«, erklärte Tscherny. »Zum Töten kann man jeden abrichten, wie Sie wohl wissen, Genosse Oberst. Gerade aus diesem Grund legen wir bei der Rekrutierung großen Wert auf Intelligenz. Allerdings zeigt Kelly beim Umgang mit Handfeuerwaffen eine seltene, fast einmalige Begabung.«
      »Das fiel mir auch auf«, entgegnete Maslowski. »Einfach so rücksichtslos zu töten… er muß einen starken psychopathischen Zug haben.«

      »In diesem Fall nicht, Genosse Oberst. Es mag nicht sehr eingängig sein, aber Kelly ist, wie ich bereits sagte, ein brillanter Schauspieler. Heute spielte er die Rolle des IRARevolverschützen und führte sie aus, als sei sie ihm in einem Film zugewiesen wo rden.«

      »Nur daß ein Regisseur fehlte, der ›Schnitt!‹ rief«, merkte Maslowski an, »und daß die Toten nicht aufstanden, als die Kamera ausgeschaltet wurde.«

      »Ich weiß«, gestand Tscherny zu. »Aber damit ist psychologisch erklärt, weshalb er drei Männer erschießen und befehlswidrig auf Murphy feuern mußte. Murphy war ein Denunziant, den es öffentlich zu bestrafen galt. Gemäß der Rolle, die er spielte, konnte Kelly einfach nicht anders handeln. Das ist der Zweck seiner Ausbildung.«
      »Gut, ich habe begriffen. Und Sie meinen, er ist jetzt so weit, daß wir ihn hinaus in die Kälte schicken können?«
    »Ich glaube ja, Genosse Oberst.«
    »Gut, holen wir ihn rein.«

      Ohne Hut und Regenmantel sah Michail Kelly noch jünger aus. Er trug einen dunklen Rollkragenpullover, eine Jacke aus Donegal-Tweed und Cordhosen. Er machte einen völlig gefaßten, fast verschlossenen Eindruck, und Maslowski spürte wieder diese undefinierbare Gereiztheit in sich hochkommen.

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      »Sie sind wohl stolz auf das, was Sie da draußen angerichtet haben? Ich sagte Ihnen, Sie sollten nicht auf diesen Murphy schießen. Warum haben Sie meinen Befehl mißachtet?«

      »Weil er ein Denunziant war, Genosse Oberst. Solchen Leuten muß man eine Lektion erteilen, wenn Männer wie ich überleben wollen.« Er hob die Schultern. »Zweck des Terrorismus ist die Verbreitung von Terror. Das hat Lenin gesagt. In der irischen Revolution war das Michael Collins’ Lieblingszitat.«

      »Verflucht noch mal, das war doch nur gespielt!« explodierte Maslowski. »Und nicht echt!«

      »Wenn wir dieses Spiel lange genug treiben, Genosse Oberst, spielt es womöglich gelegentlich mit uns«, versetzte Kelly gelassen.

      »Guter Gott!« rief Maslowski, und diesen Ausdruck hatte er seit Jahren nicht gebraucht. »Gut, weiter im Tritt.« Er setzte sich an den Schreibtisch, Kelly gegenüber. »Professor Tscherny hält Sie für einsatzbereit. Einverstanden?«
    »Jawohl, Genosse Oberst.«

      »Ihre Aufgabe ist leicht zu umschreiben. Unsere Hauptgegner sind Amerika und Großbritannien. Letzterer ist der schwächere; sein kapitalistisches Gefüge bröckelt ab. Der ärgste Pfahl in Englands Fleisch ist die IRA.
    Sie sind im Begriff, ein weiterer zu werden.«

      Der Oberst lehnte sich vor und sah Kelly fest in die Augen. »Sie sind ab sofort Unruhestifter.«

    »In Irland?«
      »Am Ende schon, aber erst müssen Sie sich draußen einer weiteren Ausbildung
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