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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter
Autoren: Michael Herzig
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Ellbogen. Imboden blickte konzentriert nach vorn. Krähenbühl betrachtete die Goldkette an seinem linken Handgelenk. Schürch wirkte genauso zerknirscht wie sein Chef. Kurz vor der Sitzung hatte er ihr die endgültige Fassung ihres Berichts in die Hand gedrückt. Johannas Korrekturen hatte er großzügig übergangen.
    Von Kranach lockerte seine Krawatte. Die kleine Lücke zwischen Stoff und Haut machte einen Menschen aus ihm. »Im Zusammenhang mit den bereits erwähnten Delikten könnten allenfalls weitere Straftatbestände angeklagt werden. Insbesondere Nötigung, Einbruch und Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation.«
    Er deutete wieder auf die Leinwand. Dort erschienen die Fotos von Werner Hügli und dem Kroaten. Darunter standen die wichtigsten Angaben zu den beiden.
    »Das sind unsere Hauptverdächtigen. Beginnen wir mit dem Ausländer. Ihm können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit alle fünf Tötungsdelikte nachweisen. Auch ohne Geständnis wird hier eine Anklageerhebung wegen mehrfachen Mordes möglich sein.«
    Zwei Kantonspolizisten flüsterten.
    Von Kranach schaute die beiden an.
    Sie winkten ab.
    Also fuhr er fort. »Bei Werner Hügli sprechen wir gegenwärtig von Freiheitsberaubung. Was den Tatbestand der Nötigung angeht, hat er sich gegenüber einer unserer Mitarbeiterinnen selbst belastet.« Missmutig blickte er Johanna an. »Mittlerweile bestreitet Hügli diese Aussage. Ebenso schwierig wird es werden, ihn im Zusammenhang mit den Tötungsdelikten anzuklagen.«
    Johanna fluchte leise.
    Einige Köpfe drehten sich um.
    Von Kranach legte das Papier beiseite und schaute den Arzt an. »Jetzt bin ich gespannt auf die neuesten Informationen. Würdest du freundlicherweise beginnen, Georges?«
    »Danke, danke, Kevin.« Heftig blies der Angesprochene in seinen buschigen Schnauz.
    Johanna mochte den alten Herrn. Wenn er den Rechtsmedizinkurs gegeben hätte, wäre sie nie zwischendurch schwimmen gegangen.
    »Angesichts der Bedeutung, die unsere Vorgesetzten diesem Fall beimessen, hat unser Dienst das ganze Wochenende durchgearbeitet.«
    Es war eine Anspielung auf die politische Brisanz des Ganzen. Tatsächlich war die Geschichte seit der Pressekonferenz im Hardturmstadion täglich in den Medien. Die Polizeikommandos von Stadt und Kanton hatten sich weit aus dem Fenster hinausgelehnt. Zweifellos musste eine schnelle Aufklärung her. Johanna konnte sich vorstellen, dass von Kranach unter Druck stand und am Ende dieses Tages eine neue Schlagzeile abzuliefern hatte.
    Der Arzt hob ein dickes Papierbündel auf. »Der Bericht liegt seit gestern vor. Auf die Details brauche ich nicht einzugehen. Es stehen keine Überraschungen drin.« Er trank einen Schluck Wasser. »In aller Kürze die wichtigsten Resultate: Wir haben alle sechs Obduktionen abgeschlossen. Also auch diejenige, welche für diese Runde hier nicht relevant ist.« Er hüstelte und schüttete Wasser nach. Es wurde immer heißer in dem Raum. »Bei den fünf zur Diskussion stehenden Todesfällen sind die Resultate klar. Wir kennen Todesursache und Zeitpunkt. Sie widersprechen den übrigen Fakten nicht. Insbesondere nicht dem Bericht der Spurensicherung. In allen fünf Fällen können wir von einem Delikt ausgehen. Wir haben vier Tatwaffen, die eindeutig zugeordnet werden können.«
    Er gab von Kranach ein Zeichen. Dessen Sekretärin drückte auf die Tastatur. Auf der Leinwand sah man eine Pistole, ein Messer, eine Machete und eine zerbrochene Vase. Auf den letzten drei Gegenständen befanden sich dunkle Flecken. Eingetrocknetes Blut.
    »Bei der Schusswaffe handelt es sich um eine 9-Millimeter-Automatik der Firma Glock. Mit ihr wurde das erste der fünf Opfer umgebracht. Das zweite Bild zeigt ein sogenanntes Einhandmesser. Es ist aufgrund seiner Stabilität und Handhabbarkeit beliebt bei Rettungsdiensten wie der Feuerwehr.« Er zog seine Brille ab. »Aufmerksame Zeitungsleser haben solche Messer auf Fotos aus dem Irak gesehen. Sie sind bei den Amerikanern verbreitet. Sowohl bei den offiziellen Truppen als auch bei privaten Sicherheitsdiensten.« Zögerlich setzte er die Brille auf und studierte seine Unterlagen. »Das abgebildete Messer ist ein Fabrikat der Firma Smith & Wesson. Es wurde in zwei Fällen als Tatwaffe benutzt. Bei einem der Opfer zudem für eine post mortem beigebrachte Verstümmelung.« Er blickte abermals auf sein Papier. »Mit der Machete wurde einem der Opfer der Kopf abgetrennt. Höchstwahrscheinlich nach Eintreten des Todes. Dieses
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