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Die Stumme - La Muette

Titel: Die Stumme - La Muette
Autoren: Chahdortt Djavann
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Iran erzählten mir mehrere Leute, dass das Regime bei öffentlichen Hinrichtungen unterschiedslos politische Gegner und Kriminelle exekutiert. Die Repressionswelle ist nie verebbt, im Gegenteil, in letzter Zeit hat sie noch an Stärke gewonnen. Beim Hinrichten leistet das Regime ganze Arbeit.

Anmerkung des Übersetzers
    Ich bin Übersetzer von rund dreißig Werken, darunter vor allem Romane und Essays aus dem Französischen und dem Englischen ins Persische. Dieser Bericht hat mich erstmals mit der ungeheuer schweren Aufgabe konfrontiert, aus dem Persischen zu übersetzen. Diese Herausforderung war umso größer, als der Text, der in einem sehr persönlichen Ton gehalten ist, unter tragischen Umständen geschrieben wurde. Ich habe versucht, soweit es mir möglich war, dem Stil, dem Ton, dem Fluss des Textes treu zu bleiben. Ich habe mir nur erlaubt, ein paar Fehler, die der Verfasserin unterlaufen sind, stillschweigend zu korrigieren. Den manchmal holprigen Stil, die hin und wieder sehr mündliche und familiäre Ausdrucksweise habe ich beibehalten. Die Autorin hat keinerlei Zeichensetzung verwendet, keine Absätze gemacht und ihren Bericht nicht in Kapitel unterteilt, vermutlich wegen
der begrenzten Zahl der Seiten im Heft; vielleicht aber auch, weil es ihr so gefiel oder weil ihr emotionaler Zustand es nicht anders zuließ. Ich habe mir trotzdem die Freiheit genommen, den Text in der Übersetzung aufzulockern, um die Lektüre zu erleichtern.
    Des Weiteren ist es mir wichtig, hier zwei ethnolinguistische Sachverhalte zu erklären. Das Erste betrifft die Verwandtschaftsverhältnisse. In mitteleuropäischen Sprachen wird das Wort Tante sowohl benutzt, um die Schwester des Vaters als auch die Schwester der Mutter zu bezeichnen, und der Begriff Onkel, um den Bruder des Vaters oder den Bruder der Mutter zu bezeichnen. Im Persischen gibt es für diese Verwandtschaftsverhältnisse unterschiedliche Wörter. Ameh bezeichnet die Tante väterlicherseits, Kahleh die Tante mütterlicherseits, Amou den Onkel väterlicherseits und Dai den Onkel mütterlicherseits. In der Übersetzung musste ich bei zwei Protagonisten hinzufügen, dass die eine - die Stumme - die Schwester des Vaters der Erzählerin und der andere - der junge Mann - ihr Onkel mütterlicherseits war. Zwischen ihm und der Stummen gibt es also keinerlei Blutsbande. Der zweite Punkt, den ich erläutern möchte, hängt mit dem Verwandtschaftsverhältnis zwischen
den Frauen zusammen. Die Autorin benutzt zweimal das Wort Havou . Die Scharia erlaubt die Polygamie; sie erlaubt einem Mann, bis zu vier offizielle Frauen zu haben. Havou bezeichnet die Verbindung zwischen diesen Frauen: Frauen, die denselben Mann zum Gatten haben, sind untereinander Havous. Für dieses Wort, das dem System der Polygamie eigen ist, gibt es in den westlichen Sprachen kein Äquivalent. Daher war ich gezwungen, es aus der Übersetzung zu streichen.
    Ich möchte der Journalistin C. J. für ihr Vertrauen danken. Ihre Korrekturen und Anmerkungen waren äußerst hilfreich, um meine erste Übersetzung aus dem Persischen zu einem guten Ende zu bringen.

Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »La muette« bei Flammarion, Paris.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    1. Auflage
    Copyright © der Originalausgabe 2008 by Flammarion
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Redaktion: Dr. Martina Kayser
     
     
    eISBN : 978-3-641-04645-3
     
     
    www.goldmann-verlag.de
    www.randomhouse.de
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